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Yverdon-les-Bains: Jurassier aus dem Nebel

Ankunft des "Fliegenden Jurassiers" in Yverdon-les-Bains. Keystone

Auf der einen Seite die Bühne vor einem grünen Himmel und rosaroten Wolken. Auf der anderen die Ränge. Dazwischen die Zihl. Das bukolische Dekor von Yverdon-les-Bains.

Yverdon-les-Bains, “Ich und das Universum”. Prometheus stiehlt den Göttern das Feuer, um es den Menschen zu geben. Auf der Bühne tanzen und jonglieren Personen aller Art. Ein Helikopter fliegt darüber, als Symbol einer Höheren Macht. Die Männer und Frauen machen verächtliche Gesten. Prometheus hat ihnen Freiheit und Ehrgeiz gebracht.

Eine neue Menschheit ist geboren. Sie ist neugierig, probiert alle fünf Sinne aus. Zur Illustration spazieren eine Nase, ein Mund, eine Hand, Ohren und Augen, riesig und aus Pappkarton, auf der Bühne herum. Aber bald schon, mit der Ankunft von Io, der jungen Kalbfrau, einem Opfer der Götter, ist es vorbei mit der Sorglosigkeit. Ein riesiger Kuhkopf schiebt sich der Zihl entlang.

Einstieg schwierig und zu lang

So könnte man die prometheische Variante der Arteplage von Yverdon-les-Bains zusammenfassen. Mit dem Programm des Eröffnungs-Spektakels vor den Augen. Dieses ist übrigens unentbehrlich. Wenn man verstehen will, genügt es nicht, es vor dem Spektakel gelesen zu haben. Man muss es auch während der Vorführung lesen.

Und es ist schwierig, sich mitreissen zu lassen. Der Zauber verfängt nicht. Es ist lang. Zu lang.

Erfreuliches aus dem Nebel

Das Gefühl stellt sich nicht richtig ein. Erst als der “Fliegende Jurassier” aus dem Nebel entlang dem Kanal steigt, kommt Gefühl auf. An Bord Odysseus der Abenteurer. Mit der tiefen Stimme von Pascal Auberson.

Bald muss Odysseus wieder abreisen. Das Schiff gleitet über das Wasser, begleitet von einem Abschiedslied, in dem sich Französisch und Italienisch harmonisch vermischen. Die Melodie ist schön. Eingänglich. Und diesmal applaudiert das Publikum spontan, nicht nur höflich.

Gestohlene Augenblicke

Ein gefühlvoller Augenblick. Und nicht der einzige. Vom ganzen Spektakel bleiben vor allem die Töne in Erinnerung: Das “Babylonische”, eine mysteriöse und zauberhafte Phantasie-Sprache. Die Stimmen der Chöre und der Solistinnen und Solisten. Und immer wieder jene von Pascal Auberson, begleitet vom dem Plätschern des Wassers wie von einem Schlagzeug.

Auch Bilder bleiben haften. Jene auf dem riesigen Bildschirm, dem “Grossen Fenster”, das alle Arteplagen vereint. Youssou N’Dour auf den verschneiten Jurahöhen. Oder ganz einfach der (echte) Schwan, der den Sirenen im Zihlkanal voranschwimmt. Zauberhaft und nicht eingeplant.

Alexandra Richard

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