So haben die Auslandschweizer abgestimmt
Die Schweizer Diaspora hat sich bei der Abstimmung am Sonntag deutlich für mehr Konzernverantwortung ausgesprochen. Und anders als die Gesamtschweiz auch das Waffenfinanzierungs-Verbot befürwortet. Die Beteiligung blieb jedoch gering.
Trotz 50,7 Prozent Ja-Stimmen wurde am Sonntag die Initiative abgelehnt, die die Schweizer Multis für Menschenrechts- und Umweltverletzungen im Ausland zur Verantwortung ziehen sollte. Sie scheiterte in der Mehrheit der Kantone – und damit am Ständemehr.
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Konzernverantwortungs-Initiative: gesiegt und doch gescheitert
Wie so oft unterschied sich das Abstimmungsverhalten der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in dieser Frage von dem der übrigen Schweizer Bürger. Im Ausland registrierte Stimmberechtigte stimmten der Konzernverantwortungs-Initiative mit fast 59 Prozent zu (das Bundesamt für Statistik verfügt nur für 12 Kantone über separate Auslandschweizer-Daten).
Am Ende stimmten gesamthaft nur die Kantone Bern, Zürich, Basel-Stadt, Waadt, Freiburg, Genf, Neuenburg, Tessin und Jura der Vorlage zu, während 14,5 Kantone dagegen waren (in der Schweiz gibt es sechs Halbkantone). In mehreren Kantonen besteht jedoch eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Votum der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer und dem Gesamtergebnis.
In Appenzell Innerrhoden zum Beispiel lehnten 65 Prozent der Stimmberechtigten die Initiative ab, aber über 60 Prozent der Stimmen aus dem Ausland unterstützten sie. Ein weiteres Beispiel ist das Wallis, wo mehr als 55 Prozent aller Wählerinnen und Wähler Nein sagten, während fast 59 Prozent der im Ausland lebenden Walliserinnen und Walliser Ja stimmten.
Eine Mehrheit für die Kriegsgeschäfte-Initiative
Auch das Waffenfinanzierungs-Verbot konnte sich am Sonntag nicht durchsetzen. Die Initiative wurde von 57,4 Prozent des Stimmvolks und der Mehrheit der Kantone abgelehnt. Nur Genf, Neuenburg, Jura und Basel-Stadt unterstützten die Vorlage.
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Befürworter der Waffengeschäfte-Initiative gehen trotz Niederlage gestärkt in die Zukunft
Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sagten dagegen mehrheitlich Ja (51,1 Prozent). Im Kanton Zürich etwa fiel die Initiative mit 54,3 Prozent Ablehnung durch, während Zürcherinnen und Zürcher im Ausland der Verfassungsänderung mit 51,2 Prozent zustimmten.
Obwohl es Ausnahmen gibt, neigt die Schweizer Diaspora dazu, in vielen Fragen linker, umweltfreundlicher und auch fortschrittlicher zu stimmen als der Rest der Schweiz, was die stärkere Unterstützung für beide Initiativen erklären könnte.
Im Abstimmungsverhalten der Auslandschweizer spiegeln sich aber auch andere Trends. Ein grosser Teil der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer lebt aus ökonomischen Gründen im Ausland und befürwortet generell ein liberales Wirtschaftssystem. Zudem sind viele eher geneigt, sich auf die Abstimmungsempfehlungen des Bundesrates zu verlassen. In diesem Fall empfahl die Regierung allerdings zweimal ein Nein.
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Warum stimmen die Auslandschweizer anders ab?
Bescheidene Beteiligung
In den 12 ausgewerteten Kantonen gingen aus dem Ausland von 134’448 registrierten Stimmberechtigten etwas mehr als 32’900 Stimmzettel ein, was einer Stimmbeteiligung von 24,5 Prozent entspricht. Das ist eine der tiefsten Beteiligungen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in den letzten vier Jahren. Auf nationaler Ebene lag die Beteiligung bei 47 Prozent.
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