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合法要饭

In der reichen Schweiz wird Armut von den Betroffenen als pers�nliches Versagen wahrgenommen. Keystone Archive

Ab Montag darf auf der Arteplage Biel offiziell gebettelt werden. Die Expo.02 will damit f�r die Armut in der Schweiz sensibilisieren.

Jede 11. Person in der Schweiz gilt als arm. Dennoch geh�ren Bettler in der reichen Schweiz nicht zum Strassenbild.

Die Expo.02 sucht Bettlerinnen und Bettler: “Wollen Sie einmal erfahren, was es heisst zu betteln”, wirbt die Landesausstellung. Vom 26. August bis zum 8. September darf auf der Arteplage Biel offiziell gebettelt werden – nat�rlich nur an den daf�r vorgesehen Standorten und nur f�r Inhaber einer Bettellizenz, welche im Bettelb�ro zu beziehen ist.

Laut Bettelregeln darf f�r maximal vier Stunden gebettelt werden. Die Bettlerinnen und Bettler k�nnen das erbettelte Geld behalten oder f�r einen guten Zweck spenden. �ber den ordnungsgem�ssen Ablauf der Aktion wacht der Bettelpatron Andreas Zehnder von der Winterhilfe.

Keine Provokation

Die Aktion sei keine Provokation, sondern eine unkonventionelle Art, die Armut zu thematisieren und zum Nachdenken anzuregen, sagt Zehnder gegen�ber swissinfo. “Denn die Betroffenen scheuen die �ffentlichkeit und nehmen Armut als einen menschlichen Makel wahr.”

In der Schweiz seien Bettler in der Regel Randst�ndige oder Menschen aus Osteuropa. “Aber f�r die von Armut Betroffenen ist die Situation durchaus vergleichbar: Sie m�ssen bei der �ffentlichen Hand oder bei privaten Institutionen um Unterst�tzung nachsuchen und dabei ihre privaten Verh�ltnisse detailliert offen legen”, meint Zehnder. Dies komme einer �ffentlichen Entbl�ssung gleich.

Armut nicht erlebbar

“Wir haben nach einer Form gesucht, die stark genug ist, um wahrgenommen zu werden und die medial begleitbar ist”, sagt Martin Heller, k�nstlerischer Leiter der Expo.02, gegen�ber swissinfo. Die Aktion d�rfe indes nicht mit der Realit�t verwechselt werden. “Man kann nicht erleben, wie es ist zu betteln, wie man in der Blindenkuh auch nicht erleben kann, wie es ist, blind zu sein.” Es gehe lediglich um das Anritzen eines Themas.

Ist das Thema Armut nicht zu komplex f�r eine solche Aktion? “Nein, �berhaupt nicht. Wenn ich eine ausgestreckte Hand sehe, weiss ich was dies bedeutet – auch ohne Wissen um die Hintergr�nde struktureller Armut.” Eine Ausstellung h�tte zudem viel Geld gekostet, und die Expo h�tte kaum Sponsoren zu diesem Thema gefunden, meint Heller.

Kontrast zu Glanz & Glamour

Laut Ole Rauch von der Ideen-Fabrik BrainStore, welche das Projekt im Auftrag der Expo ausarbeitete, gibt es f�r die Bettelaktion keine Vorbilder. “Es ging darum, neben dem ganzen Glanz und Glamour der Expo einen Kontrast zu setzen.”

Die Reaktion der Hilfswerke auf die Aktion sei sehr positiv gewesen. “Den Hilfswerken ging es sehr stark darum, das Thema Armut nicht ins L�cherliche zu ziehen.” Die Teilnahme der Winterhilfe zeige, dass es gelungen sei, das Thema mit dem geb�hrenden Ernst zu behandeln.

Die Winterhilfe habe zuerst gez�gert, ob sie als Institution mitmachen soll, meint Zehnder. Nach den vielen Diskussionen sei er nun aber sehr gespannt, wie die Aktion verlaufe. Vielleicht gehe er sogar selbst betteln, seine Familie wolle es auf jeden Fall versuchen, erkl�rt der Bettelpatron.

Hansj�rg Bolliger

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