Olympia 2012 London: Gute Vorbereitungsarbeit

London bereite sich besser auf die Olympischen Spiele vor, als Athen dies getan habe, sagt der Koordinator des Olympischen Komitees.
Im swissinfo-Interview spricht der Schweizer Denis Oswald über die Herausforderungen und seine Rolle im Hinblick auf die Spiele im Jahr 2012.
Oswald, der auch Präsident des Weltruder-Verbands ist, wurde im August 2005 zum Vorsitzenden des IOK-Koordinationsausschusses für London ernannt. Den gleichen Posten hatte er bereits für die Olympischen Spiele in Athen 2004 inne.
swissinfo: Welches sind die grössten Herausforderungen für die Organisatoren der Spiele von London?
Denis Oswald: Die grösste Schwierigkeit dürfte der Transport sein. London hat ein grosses Projekt zur Verbesserung des Transportsystems, insbesondere, um die Besucherinnen und Besucher zum geplanten Olympischen Park in Ostlondon zu bringen.
Das ist eine wirklich grosse Herausforderung. Das wird aber auch den Bewohnern Londons das Leben erleichtern.
swissinfo: Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit London ist die Sicherheit.
D.O.: Natürlich könnten die Olympischen Spiele in jeder Stadt der Welt ein Ziel für Terroristen sein, wenn diese die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Die Spiele finden in sieben Jahren statt, bis dahin kann viel geschehen.
Sicherheit ist eine der obersten Prioritäten für das IOK und jedes Organisationskomitee. Das gilt auch für London, doch ich denke nicht, dass die Spiele ein spezifisches Ziel sein werden.
swissinfo: Was erwarten Sie von den Spielen in London?
D.O.: Jede Ausgabe der Olympischen Spiele ist anders. Und jedes Land sollte seinen besonderen Touch einbringen. In Australien im Jahr 2000 war dies die Begeisterung für den Sport. Griechenland hatte mit seiner Beziehung zu den antiken Spielen etwas sehr Besonderes zu bieten und warf ein Schlaglicht auf die olympische Vergangenheit.
Ich denke, London kann dank seiner kosmopolitischen Bevölkerung etwas bieten. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten modernen Sportarten aus Grossbritannien kommen, und das sollte man hervorheben.
swissinfo: Sie sind Vorsitzender des Koordinationsausschusses. Was ist der schwierigste Teil Ihrer Arbeit?
D.O.: Die Organisation von Olympischen Spielen ist wahrscheinlich das Schwierigste überhaupt. Sie ist so komplex, dass auch ein bestens vorbereitetes Organisationskomitee nicht an alles denken kann.
Jeden Tag gibt es neue Probleme. Der Ausschuss muss also sicherstellen, dass nichts vergessen wird und alles gut geht.
Die Hauptschwierigkeit ist es, dafür zu sorgen, dass alles nach Plan läuft. In dieser Hinsicht hatte London einen sehr guten Start.
Bereits zwei Monate nach der Vergabe der Spiele an die Stadt war ein Organisationskomitee gebildet, das die Arbeit aufnehmen konnte. Das war in Athen nicht der Fall, was einer der Gründe für die damaligen Schwierigkeiten war.
swissinfo: In Athen mussten Sie die Organisatoren dauernd verwarnen, weil sie den Zeitplan nicht einhielten. Erwarten Sie solche Probleme auch in London?
D.O.: Ich denke, alle haben von Athen gelernt. Das Organisationskomitee hate seine Arbeit erst 18 Monate nach Vergabe der Spiele aufgenommen. Zudem waren Leute ernannt worden, die nicht am Bewerbungsprozess beteiligt waren, so dass sie bei Null anfangen mussten.
Das war ein grosser Fehler. Die Arbeit begann erst vier Jahre vor den Spielen. Deshalb mussten wir Druck machen, damit bei allen Projekten der Zeitplan eingehalten werden konnte.
Die Mitglieder des Organisationskomitees von London waren am Bewerbungsprozess beteiligt. Sie hatten bereits mit allen internationalen Sportverbänden verhandelt, die für die technischen Aspekte und die Austragungsorte verantwortlich sind.
Eine Herausforderung ist auch, dass es erst 15 Austragungsorte gibt. Für die Spiele sind aber 31 nötig.
swissinfo: Sehen Sie sich als Aufpasser oder eher als freundlicher Berater?
D.O.: Den Begriff Aufpasser mag ich nicht, denn unsere Aufgabe besteht nicht im Aufpassen. Wir arbeiten mit dem Organisationskomitee zusammen und haben das gleiche Ziel, nämlich die Spiele zum Erfolg zu führen. Was wir einbringen, sind bestimmte Kenntnisse, Erfahrungen aus früheren Spielen.
Wir sehen die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Wir vertreten die Spieler, die nationalen Olympischen Komitees und die internationalen Verbände.
Wenn wir finden, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten, ist es an uns, dies dem Organisationskomitee mitzuteilen. In Griechenland wurden wir manchmal Inspektoren oder IOK-Polizei genannt, aber das wollen wir nicht sein.
swissinfo-interview: Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen: Charlotte Egger)
Denis Oswald, 1947 in Neuenburg geboren, gehörte von 1968 bis 1976 dem Schweizer Ruderteam an und war 13 Mal Schweizer Meister.
Er nahm an drei Olympischen Spielen teil: Mexiko (1968), München (1972) und Montreal (1976) und gewann eine Bronzemedaille.
Seit 1991 ist er Mitglied des IOK. 2001 wurde er zum Koordinator für die Spiele in Athen ernannt.
Im August 2005 wurde er für die Spiele von 2012 in London ins gleiche Amt gewählt.
Das Betriebsbudget für die Olympischen Spiele 2012 dürfte sich auf 2,5 Mrd. Dollar belaufen (3,1 Mrd. Franken.
Rund 900 Mio. Dollar kommen vom IOK direkt, über ein Sponsoring-Programm und vom Verkauf von Fernsehrechten.
Der Rest soll vor allem durch lokales Sponsoring sowie Kartenverkäufe und Lizenzen aufgebracht werden.
Die Kapitalkosten für Austragungsorte und andere permanente Infrastrukturen werden nicht vom Organisations-Komitee finanziert.

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