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Stellenwechsel wegen Unzufriedenheit

Lohn und Belastung führen zu Unzufriedenheit - zum Beispiel im Gastgewerbe. Keystone Archive

Jedes Jahr wechseln rund 340'000 Angestellte ihren Arbeitsplatz. Mit einer Fluktuationsrate von 10,3 Prozent ist die Schweiz leicht über dem Durchschnitt.

Die Angestellten Schweiz (VSAM) veröffentlichten am Dienstag in Zürich die von ihr in Auftrag gegebene Studie des Forschungsinstituts für Arbeit und Arbeitsrecht der Universität St. Gallen.

Im Gastgewerbe ist die Fluktuationsrate demnach sehr hoch, in der chemischen Industrie unterdurchschnittlich und in der öffentlichen Verwaltung am Tiefsten.

Problem Lohn und Mehrarbeit

Wichtigste Motive für freiwillige Stellenwechsel, die zwei Drittel aller Fluktuationen ausmachen, sind gemäss der Studie der Wunsch auf Wechsel und die Unzufriedenheit mit den aktuellen Arbeitsbedingungen. Grund für die Unzufriedenheit sei neben dem Lohn vor allem die Mehrarbeit.

«Weil vor allem jüngere, unverheiratete Schweizer über eine überdurchschnittlich hohe Wechselquote verfügen, kann es für Betriebe immer schwieriger werden, ein internes Potenzial an zukünftigen Leistungsträgern aufzubauen. Dies umso mehr als rund die Hälfte aller Stellenwechsler gleichzeitig auch einen Branchenwechsel vollziehen», schreiben die Autoren der Studie.

Umgekehrt wäre auch eine Null-Fluktuation in höchstem Masse kontraproduktiv, weil damit einerseits in den Unternehmen jeglicher Erneuerungsprozess unterbliebe und anderseits enttäuschte Arbeitnehmer jeglicher Veränderungsmöglichkeit beraubt würden.

Bleibende leiden unter Abgängen

Der VSAM weist darauf hin, dass die hohe Fluktuationsrate für die Angestellten ein zweischneidiges Schwert ist. Sie bringe zwar dem Individuum etwas, für die Angestellten insgesamt sei sie aber problematisch. Zum einen müssten die verbleibenden Mitarbeiter die Arbeitslast auffangen, was zu noch mehr Überstunden und Stress führe.

Zum anderen erzielten neu eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel höhere Löhne als ihre Vorgänger und das führe zu einer gefährlichen Fluktuations-Frustrations-Spirale im Unternehmen.

Lohngerechtigkeit gefordert

Die hohe Zahl von Stellenwechseln verursacht laut VSAM auch hohe Fluktuationskosten auf dem Rücken der Unternehmen und der Angestellten. Sie liessen sich mit einer besseren Mitarbeiter-Zufriedenheit vermeiden. Dazu brauche es allerdings mehr Lohngerechtigkeit und weniger Überstunden, heisst es. Lohnerhöhungen seien deshalb unternehmerisch klug. Der VSAM selber beharrt auf einer Forderung von drei Prozent mehr Lohn für 2002.

swissinfo und Agenturen

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