Swiss: Piloten-Streit ist zu Ende

Die Fluglinie Swiss hat sich überraschend mit beiden Pilotenverbänden geeinigt. Der Arbeitskampf mit dem Bodenpersonal geht aber in die nächste Runde.
Mit 60 Mio. Franken kommt der Swiss die Einigung mit den Ex-Crossair-Piloten teuer zu stehen.
Teilzeitarbeit für Ex-Swissair-Piloten statt Entlassungen und rund 60 Mio. Franken Abfindung für entlassene Ex-Crossair-Piloten. Dafür zieht der Swiss Pilots, der Verband der ehemaligen Crossair-Piloten, ihre hängigen Klagen zurück.
So sieht die Lösung des Pilotenstreits aus, der nach bald zwei Jahren am Mittwoch beigelegt wurde. Weiter verzichtet die Swiss – aus juristischen Gründen – auf die Auslagerung der Regionalflüge in die geplante «Swiss Express».
Swiss und Gewerkschaften erfreut
«Die Einigung ist eine äusserst wichtige Voraussetzung, um die angekündigte Restrukturierung der Swiss erfolgreich durchführen zu können», schrieb die Fluglinie in einem Communiqué.
Auch die Gewerkschaften, neben Swiss Pilots auch Aeropers, der Verband der ehemaligen Swissair-Piloten, zeigten sich erfreut über das Ende des Streits.
60 Millionen für 559 entlassene Piloten
Im einzelnen offeriert die Swiss den Swiss Pilots eine Abgangsentschädigung von insgesamt rund 60 Mio. Franken. Entlassene Kapitäne sollen 140’000 Franken und die Kopiloten 85’000 Franken Entschädigung erhalten. Die ausländischen Piloten, denen die Aufenthaltsbewilligung nicht verlängert wurde, erhalten 50’000 Franken.
Überdies sicherte die Swiss den verbleibenden Ex-Crossair-Piloten einen Kündigungsschutz bis zum Ablauf des Gesamtarbeitsvertrages Ende 2005 zu.
Die Verband akzeptiert dafür die 559 Kündigungen und verzichtet auf die Durchsetzung des Schiedsgerichtsurteils. Dieses verlangte, dass Entlassungen proportional bei Ex-Crossair- und Ex-Swissair-Piloten durchgeführt werden.
Der Deal muss allerdings noch von den Mitgliedern der Swiss Pilots genehmigt werden. Die Abstimmung findet voraussichtlich Anfang August statt.
«Wir werden keine Empfehlung abgeben, das muss jeder Pilot selber entscheiden», sagte Swiss Pilots-Sprecher Martin Gutknecht gegenüber swissinfo. Aber: » Wir sind weder zurückgekrebst noch haben wir uns kaufen lassen.»
Friede auch mit Aeropers
Geeinigt hat sich die Swiss auch mit dem Pilotenverband Aeropers, in dem die Ex-Swissair-Piloten organisiert sind: Trotz des Kahlschlags bei der Swiss wird keiner der 830 Ex-Swissair-Piloten auf die Strasse gestellt. Der notwendige Stellenabbau von 150 bis 200 Angestellten wird laut Aeropers durch Teilzeitarbeit bei allen rund 830 Piloten gelöst.
Ab dem Winterflugplan im Oktober werden alle Piloten im Teilzeitpensum von durchschnittlich 85 Prozent arbeiten, wie Christian Frauenfelder, Vize-Präsident der Aeropers sagte.
Teilweise Einigung mit Kapers
Kurz nach den Piloten einigte sich auch der Kabinenpersonalverband Kapers mit der Swiss darüber, wie in dem Bereich 935 Stellen abgebaut werden.
Die Streitpunkte über das Vorgehen bei den Kündigungen seien beigelegt worden, sagte Kapers-Präsident Urs Eicher. Kapers hatte zuvor die Abbaupläne der Swiss wegen mangelnder Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die Betroffenen kritisiert.
Über die von Swiss geforderte Personalkostenreduktion, die 2160 verbleibende Vollzeitstellen im Kabinenbereich betrifft, wird laut Eicher zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt.
Gewerkschafts-Streit am Boden noch nicht ausgestanden
Noch keine Einigung gibt es mit den Personalverbänden des Bodenpersonals (Gata).
Am Dienstag hatten sich die Vertreter der Gata gemäss eigenen Angaben von den Verhandlungen zurückgezogen, da die Swiss weiterhin nicht habe sagen können, wo die Stellen eingespart werden sollten.
Nun haben die Gata-Vertreter eingelenkt: Wie Gata-Vizepräsident Philipp Hadorn sagte, er habe sich von Swiss-Personalchef Kurt Renggli in der Vornacht überzeugen lassen, dass eine Einigung doch noch möglich sei. Beteiligt an den Gesprächen war auch der Kaufmännische Verband Schweiz.
Attraktive Braut Swiss?
Die Beilegung des Pilotenstreits sei auch wichtig, um die Swiss bei möglichen Partner-Airlines anzudienen, meint Lloyd Brown, Londoner Aviatik-Spezialist bei Ernst & Young. «Viele Airlines haben die Swiss wissen lassen, dass sie an einem Zusammengehen nicht interessiert sind, so lange nicht die Personal-Dispute beigelegt sind», sagte er gegenüber swissinfo.
Die Einigung mit den Piloten mache es wahrscheinlicher, dass auch die anderen Gewerkschaften einlenken würden.
swissinfo

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