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Begeisterung für Frühenglisch in Appenzell

Hervorragende Leistungen der Schülerinnen und Schüler, hoch motivierte Lehrkräfte, ausgezeichnete Testergebnisse: Frühenglisch ist in Innerrhoden eine Erfolgsstory.

Nach schwierigen Tests mit strengen Kriterien erteilten externe Experten dem Kanton exzellente Noten.

Als Appenzell Innerrhoden als erster Kanton im Sommer 2001 von der 3. Primarklasse an Frühenglisch obligatorisch einführte und das Frühfranzösisch aus dem Lehrplan kippte, gab es sehr gehässige Reaktionen in der Westschweiz.

Bereits nach zwei Jahren zeichnete sich indes eine Erfolgsgeschichte ab. Die Resultate einer ersten Erfolgskontrolle bestätigten sich jetzt: Am Mittwochabend präsentierte das Schulamt die Ergebnisse umfassender Tests nach vier Jahren Englisch auf der Primarstufe.

Grosse Freude

Sehr gute Testresultate durch hohe Motivation bei den Lehrkräften und grosse Freude an der englischen Sprache bei den Schülerinnen und Schülern, attestierten die externen Experten. Die Beteiligten seien sehr zufrieden, hiess es. Die Leistungen der Kinder am Ende der Primarschule sind sehr hoch. Die bereits 2003 ausgezeichneten Ergebnisse wurden vollumfänglich bestätigt.

256 Schülerinnen und Schüler aus 16 Klassen und 15 Lehrkräfte beteiligten sich an der Evaluation. Die Tests wurden durchgeführt unter der Leitung von Ursula Bader und Ursula Schär, Dozentinnen für Englisch und Englischdidaktik an der Pädagogischen Hochschule (PH) Nordwestschweiz, unter Beizug von Studenten der PH Nordwestschweiz und des wissenschaftlichen Instituts für empirische Pädagogik in Groningen, Holland.

Schwierig und streng

Geprüft wurden Hör- und Leseverstehen, es wurden Schreib- und Grammatiktests sowie Interviews durchgeführt. Die Tests hätten einen sehr hohen Schwierigkeitsgrad gehabt und es sei ein sehr strenger Beurteilungsmassstab angelegt worden. Dennoch überzeugten die Leistungen der Schülerinnen und Schüler.

76% vermochten längere und komplexe Texte beim Lesen sehr gut zu verstehen. Beim Hörverstehen zeigten die Schülerinnen und Schüler sogar eine hervorragende Leistung. Die Lehrplanziele gemäss dem Europäischen Referenzrahmen wurden teilweise klar übertroffen.

Realistisch

Auffallend sei die hohe Bereitschaft und der Wille der Schülerinnen und Schüler, sich in Englisch auszudrücken und zu kommunizieren. Die Kinder hätten Freude an der englischen Sprache und fänden sie für sich wichtig. Ihre eigenen Leistungen in Sprechen und Schreiben, Hören und Lesen schätzten sie sehr realistisch ein.

Am liebsten mögen die Kinder Rollenspiele und Lieder. Weniger begeistert sind sie über Grammatik, Prüfungen und Noten. Die Stärken des Englischprojekts in Innerrhoden liegen laut Schulamt in der hohen Motivation der Lehrkräfte. Rund 80% der Lehrkräfte arbeiten freiwillig weiter an ihrer persönlichen Sprachkompetenz.

Lehrplan anpassen

Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Experten bei der Wahl eines neuen Lehrmittels für die Mittelstufe. Ausserdem drängten sich Anpassungen des kantonalen Lehrplans auf.

Zwar gebe es in Europa viele verschiedene Tests, um die Schülerleistungen zu prüfen, sagte Ursula Bader an der Orientierung für die Lehrkräfte am Mittwoch. Es gebe aber bisher keine einheitlichen Instrumente oder Referenzwerte.

Dank der Evaluation in Innerrhoden liessen sich nun Massstäbe für eine breite Anwendung entwickeln. “Man wird den Rest der Welt an euch messen”, sagte sie lachend.

swissinfo und Agenturen

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