Hochbegabte Kinder sind selten Hochleister
Hochbegabte Kinder bringen nicht automatisch hohe Leistungen in der Schule. Probleme mit sich und ihrem Umfeld hindern die Kinder daran, ihr Potenzial auszuschöpfen. Sie brauchen neben besonderem Unterricht auch eine besondere Erziehung.
Die Schule Talenta Zürich unterrichtet seit zwei Jahren hochbegabte Kinder im Primarschulalter. Zurzeit sind 30 Kinder auf drei Klassen verteilt. Ursula Hoyningen-Süess vom Institut für Sonderpädagogik der Universität Zürich hat die Schule seit ihrer Gründung wissenschaftlich begleitet.
Hochbegabte mit schlechten Noten
Zehn Thesen zum Umgang mit hochbegabten Kindern hat Hoyningen-Süess verfasst und diese am Dienstag (19.12.) in Zürich den Medien vorgestellt. Grundsätzlich sei es falsch, dass hochbegabte Kinder ihren Schulalltag problemlos meistern. Das vorhandene Potenzial werde von vielen nicht in schulische Leistungen umgesetzt. Gründe können laut Hoyningen-Süess die schulische Unterforderung sein sowie Probleme mit sich und ihrem Umfeld.
Falsche Erwartungen der Eltern, die ihr Kind zum Beispiel auf Leistung trimmen wollen, können die Situation noch verschärfen. Schlechte Noten, auffälliges und zum Teil störendes Verhalten im Unterricht sowie körperliche Beschwerden können die Folgen sein. Es ist darum laut Hoyningen-Süess wichtig, dass die hochbegabten Kinder auch erzieherisch begleitet werden.
Besondere Ausbildung für Lehrkräfte
Es habe sich gezeigt, dass das Umfeld in der Talenta eine positive Auswirkung auf das Wohlbefinden der Schüler ausübt. Mit einem im Mai 2001 startenden Nachdiplomkurs sollen Lehrkräfte aber noch vertiefter auf die Probleme bei der Hochbegabtenförderung vorbereitet werden.
So muss eine Lehrerin laut Hoyningen-Süess schneller auf Störungen reagieren als bei einer «normalen Klasse», da die Situation schneller eskaliert. Hochbegabte Kinder seien auch hartnäckiger und stünden vehementer für ihren Standpunkt ein als andere.
Wichtig sei auch, dass man bei der Prüfung, ob ein Kind hochbegabt ist, nicht nur Intelligenz-Tests anwendet, sondern auch Tests zur Erfassung von Persönlichkeits-Merkmalen. Hochbegabte Kinder sind laut Hoyningen-Süess nicht Genies, Bücherwürmer oder geben sich altklug. Vielmehr müsse man von einer Vielfalt unterschiedlicher Profile ausgehen.
swissinfo und Agenturen
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