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Die weite Welt im Klassenzimmer

Lehrmittel, die das Verständnis zwischen den Kulturen fördern. swiss-image

Kulturell gemischte Klassen, T-Shirts und Handys "made in Fernost": Der Alltag heutiger Schüler ist globaler geprägt als sie vielleicht denken.

Die Stiftung Bildung und Entwicklung unterstützt nun Lehrkräfte dabei, das Verständnis zwischen den Kulturen zu fördern und weltweite Zusammenhänge aufzuzeigen.

Die junge Lehrerin ist extra von Zürich in die Bundesstadt gereist. Ihre Schule wolle eine Projektwoche zum Thema Kinder in Afrika durchführen – ob sie hier geeignete Lehrmittel finde? Beim Lehrmittelverkauf und -verleih der Stiftung Bildung und Entwicklung ist sie am richtigen Ort.

Die Regale sind vollgestopft mit Büchern, DVDs, Broschüren und Kartenspielen, nicht nur zu Kindern in Afrika, sondern auch zu Migranten und Migrantinnen, Zivilcourage und Menschenrechten oder zur weltweiten Wasserknappheit.

Klimawandel im Trend

“Die meisten Lehrkräfte sind von unserem Angebot begeistert”, sagt Christine Fach, die den Verkaufsladen in Bern führt.

Besonders im Trend lägen derzeit Unterlagen zum Klimawandel. Aber auch die Multikulturalität, wie sie in vielen Schulklassen Realität ist, wird im Unterricht aufgegriffen: “Für die Unterstufe sind dazu beispielsweise Märchen aus verschiedenen Ländern gefragt, für die Oberstufe eher Unterlagen zu Rassismus”, sagt Christine Fach.

Globale Zusammenhänge im Unterricht aufzuzeigen, das sei einem Teil der Lehrer längst ein Anliegen, sagt Richard Helbling, Geschäftsleiter der Stiftung Bildung und Entwicklung. Allerdings werde globales Lernen in den heutigen kantonalen Lehrplänen nicht ausdrücklich verlangt.

“Es ist weitgehend dem persönlichen Engagement der Lehrkräfte und damit dem Zufall überlassen, ob in einer Klasse entwicklungspolitische Themen in den Unterreicht einfliessen”, so Helbling.

Oft hinderten Stoffdruck und Zeitmangel oder die Furcht vor politischer Brisanz Lehrpersonen daran, sich dieser Themen anzunehmen. Manche beklagten auch den Mangel an geeigneten Lehrmitteln.

Ohne Ideologie

Genau hier leistet die Stiftung Bildung und Entwicklung Abhilfe. Sie prüft und beurteilt sämtliche Lehrmittel, die zu Themen des globalen Lernens, wie Menschenrechte, Migration, Nord-Süd-Beziehungen oder Frieden und Nachhaltigkeit, publiziert werden.

In ihrem jährlich neu aufgelegten Katalog gibt sie entsprechende Empfehlungen. Das erleichtert es Schulen, sich an ein Thema wie Rassismus oder fairen Handel heranzuwagen. Damit ein Lehrmittel von den Fachleuten der Stiftung ins Sortiment aufgenommen wird, darf es nicht ideologisch gefärbt sein. Es muss didaktisch überzeugen und einen Zusammenhang zur Lebenswelt der Schüler aufweisen.

Insgesamt 60’000 Unterrichtsmaterialien hat Bildung und Entwicklung im letzten Jahr verkauft. Daneben bietet die Stiftung auch Kurse in der Aus- und Weiterbildung an. “Wir arbeiten mit sämtlichen pädagogischen Hochschulen der Schweiz zusammen”, sagt Helbling. Dadurch würden zehn Prozent der angehenden Lehrerinnen und Lehrer erreicht. Das sei für eine aussenstehende Stelle beachtlich, meint Helbling. Ziel sei es aber, Teil des Bildungssystems zu werden – und dafür gibt es gute Vorzeichen.

Globale Welt in Lehrpläne aufnehmen

Nach den Plänen der Erziehungsdirektorenkonferenz und der beteiligten Bundesämter soll bis 2014 “Bildung für nachhaltige Entwicklung” (als Oberbegriff für die Querschnitt-Themen globales Lernen, Umweltpädagogik und Gesundheitsprävention) gesamtschweizerisch in die Lernpläne integriert werden.

“Für unsere Stiftung ist dies eine sehr interessante Perspektive”, sagt Helbling. So würde Globales Lernen endlich zum festen Bestandteil des Unterrichts. “Wenn die Schule aufs Leben vorbereiten soll, wäre dies nur konsequent”, sagt der Geschäftsleiter, der selber bald in Pension geht. “Denn das heutige Leben ist in allen Bereichen global geprägt – vom Handy übers T-Shirt bis zur kulturell gemischten Bevölkerung.”

swissinfo und Katharina Schindler, InfoSüd

Die Stiftung Bildung und Entwicklung hat ihr Zentralsekretariat in Bern.

In Zürich, Lausanne und Lugano betreibt sie je eine Regionalstelle.

Am 9. November 2007 feiert die Stiftung ihr zehnjähriges Bestehen.

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