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Fachleute warnen vor Verlust der Artenvielfalt

Der Kuckuck ist in der Schweiz am Verschwinden, aus Mangel an geeignetem Lebensraum. Keystone

Immer mehr Pflanzen- und Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Nun geht der Schweizer Vogelschutz (SVS) in die Offensive.

Mit einer nationalen Kampagne will der SVS die Bevölkerung und die Politik für Biodiversität sensibilisieren.

Fachleute schlagen Alarm: Wenn nicht bald etwas getan werde, verschwänden immer mehr Pflanzen- und Tierarten für immer. Der Schweizer Vogelschutz kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem die Landesregierung (Bundesrat) und lanciert eine eigene Kampagne.

Vor anderthalb Jahren hatte die Akademie der Naturwissenschaften bereits eindringlich einen nationalen Strategieplan zur Sicherung der Artenvielfalt gefordert. Der Bundesrat wurde ersucht, eine Arbeitsgruppe einzusetzen.

Vertreter des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz werfen der Regierung nun vor, alle entsprechenden Bemühungen zu blockieren. An einer Medienkonferenz in Bern kündigten sie am Donnerstag deshalb eine eigene nationale Kampagne unter dem Motto “Biodiversität – Vielfalt ist Reichtum” an.

Bevölkerung soll sensibilisiert werden

Denn weder gebe in der Agrarpolitik 2011 es eine Handlungsachse “Biodiversität”, noch trage die Revision des Waldgesetzes dem Anliegen Rechnung, kritisierte SVS-Präsident und Nationalrat Ruedi Aeschbacher (EVP/ZH).

Parlamentarische Vorstösse lehne der Bundesrat ebenfalls ab, obwohl die Schweiz entsprechende internationale Verpflichtungen habe. “Das verstehen wir nicht”, sagt Werner Müller, der Geschäftsführer des SVS, gegenüber swissinfo.

“Mit unserer Kampagne wollen wir die Bevölkerung und die Politik verstärkt für die Problematik der Biodiversität sensibilisieren”, erklärt Müller das Anliegen des SVS.

Nun ist der Bundesrat gefordert

Bei der Erarbeitung einer Biodiversitäts-Strategie sei allerdings der Bundesrat gefordert. Das sei gar nicht so kostspielig, sagt Müller: “Das Forum Biodiversität Schweiz der Akademie der Naturwissenschaften schätzt die Kosten für eine solche Strategie auf weniger als eine Million Franken.”

Die Schweiz sei in Sachen Naturschutz in Europa jahrelang an vorderster Stelle gestanden. Dies habe auch zu ihrem guten Image als Ferienland beigetragen. Doch statt diesen Spitzenplatz zu wahren, werde er im Gegenteil aufs Spiel gesetzt, beklagen Vertreter des SVS.

Laut SVS sind 70% der Amphibien auf der Roten Liste als bedroht taxiert. Eine Art sei bereits ausgestorben. Auch bei Säugetieren und Vögeln sehe es schlecht aus: Gegen 40% gälten als gefährdet.

Rote Liste für Schweizer Biotope

Seit dem 19. Jahrhundert seien zudem 90% der Auen, Feuchtgebiete und Trockenwiesen in der Schweiz verschwunden. Dennoch fehle eine Rote Liste der gefährdeten Schweizer Biotope.

Der SVS mit seinen 60’000 Mitgliedern und 500 lokalen Sektionen will sich mit seiner fünfjährigen Kampagne dafür einsetzen, dass die Schweiz doch noch eine griffige Biodiversitäts-Strategie erhält und bis 2010 den Verlust der biologischen Vielfalt stoppt.

Zur Kampagne gehört die Publikation einer Karte mit allen Naturschutz-Zentren der Schweiz. Zudem lancierte der SVS mit “Spring Alive” eine europaweite Aktion zur Beobachtung der Frühlingsboten Kuckuck, Rauchschwalbe, Weissstorch und Mauersegler.

Auf lokaler Ebene wollen die SVS-Sektionen gemeinsam mit der Bevölkerung Schutzprojekte durchführen.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz wird die Artenvielfalt mit Hilfe von Naturschutzgebieten erhalten. Ausserdem gibt es ein Programm zur Wiederherstellung der Ökosysteme und besondere Massnahmen zum Schutz von gefährdeten Arten.

Im Rahmen des Biodiversitäts-Monitoring Schweiz des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zählen Fachleute regelmässig Tiere und Pflanzen im Gelände.

Ein System von Schneisen erlaubt es den Tieren, sicher von einem Naturschutzgebiet zum nächsten zu gelangen.

1994 hat die Schweiz eine UNO-Konvention zur Biodiversität unterzeichnet.

Der Schweizer Vogelschutz (SVS)/BirdLife Schweiz engagiert sich für die Erhaltung der Artenvielfalt.
Der SVS zählt 60’000 Mitglieder und 500 lokale Sektionen.
Mit einer nationalen Kampagne will der SVS bis 2010 das Verschwinden der biologischen Vielfalt stoppen.

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