Armeeunterkunft im Urserental, fotografiert 2008. Diese soll mit Hilfe von militärischen Subventionen durch ein Luxus-Feriendorf ersetzt werden. (Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbuehll/Franca Pedrazzetti
Bei den Bauarbeiten zum Hotel "The Chedi" in Andermatt muss im Juli 2010 ein zweistöckiges Chalet versetzt werden. Zwei Pneukräne heben das rund 100 Tonnen schwere Haus an und setzen es auf ein neues Fundament. (Keystone/Sigi Tischler)
SIGI TISCHLER
Im ehemaligen Hotel Danioth, kurz vor dem Abbruch im Mai 2008. (Keystone/Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbuehll/Franca Pedrazzetti
Letzte Schiessübung der Armee auf dem Waffenplatz Andermatt im April 2008. (Franca Pedrazzetti)
Franca Pedrazzetti
Skirennen am Gemsstock im März 2008. Nicht weit von hier befindet sich heute das Luxus-Resort. (Keystone/Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbuehll/Franca Pedrazzetti
Baustelle für das Chedi Andermatt Resort, in direkter Nachbarschaft zum Betagten- und Pflegeheim Ursern, fotografiert 2010/2011. (Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbühl
2011 war der Bau des Luxushotels "The Chedi" bereits weit fortgeschritten. (Keystone/Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbuehl/Franca Pedrazzetti
Abbruch der Armeehelikopter-Basis 2009. (Keystone/Beat Brechbühl/Franca Pedrazzetti)
Beat Brechbuehll/Franca Pedrazzetti
Spatenstich für das gesamte Resort am 26. September 2009. Auf der Plattform Samih Sawiris (in heller Jacke) mit lokalen Behörden- und Wirtschaftsvertretern. (Keystone/Beat Brechbuehl/Franca Pedrazzetti)
Keystone/Sigi Tischler
Es war einmal ein gewöhnliches Alpendorf. Da kam ein ägyptischer Milliardär und machte daraus das grösste Tourismus-Resort der Schweiz. Das veränderte die Landschaft und das Leben der Einheimischen in Andermatt. Zwei Schweizer Fotografen haben die Verwandlung der Region festgehalten.
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Als Mitglied unseres Multimedia-Teams konzentriere ich mich auf alles, was mit Bildern zu tun hat - Fotobearbeitung, Fotoauswahl, redaktionelle Illustrationen und soziale Medien.
Ich studierte Grafikdesign in Zürich und London, 1997-2002. Seitdem habe ich als Grafikdesignerin, Art Director, Bildbearbeiterin und Illustratorin gearbeitet.
Helen James (Bildredaktion), Beat Brechbühl, Franca Pedrazzetti (Fotos)
Das Mega-Resort sollte sich von anderen Feriendestinationen in den Alpen unterscheiden: Mehr Luxus, bis zu sechs erstklassige Hotels, 500 Apartments und ein Kongresszentrum mit Indoor-Schwimmbad.
Eine «Grand Deluxe Suite» im Fünfsterne-Hotel «The Chedi»Externer Link, das 2013 eröffnet wurde, kostet je nach Saison um die 1700 Franken pro Nacht. Bis jetzt wurden rund eine Milliarde Franken in das Resort investiert, das noch nicht ganz fertiggestellt ist.
Eine Militärgeschichte
Alles fing 2004 an, als die Schweizer Armee ihre Truppenbestände reduzierte. Von den militärischen Fachausbildungs-Zentren, an denen nach Abschluss der Rekrutenschule zehntausende Soldaten zu Spezialisten ausgebildet wurden, mussten viele geschlossen werden. So auch in Andermatt im so genannten Reduit (alpines Armee-Rückzugsgebiet während des Zweiten Weltkriegs) der Schweiz.
Während Jahrzehnten war die Schweizer Armee eine Wohlstandsquelle für das Dorf im Urserntal, zwischen Oberalppass, Furka- und Gotthardpass gewesen, und hatte 200 Einheimischen Arbeit gegeben. Sonst wurde in diesem Hochtal Landwirtschaft betrieben oder ein kleines Geschäft geführt. Andermatt brauchte eine Verjüngungskur.
Umstrittene Entwicklungen
2005 wurde der ägyptische Milliardär Samih Sawiris eigeladen, im Dorf zu investieren, das knapp bei Kasse war. Im Jahr darauf verkaufte das Verteidigungsministerium Pakete des ehemaligen Waffenplatzes Andermatt für 10 Millionen Franken an die Korporation UrsernExterner Link, eine genossenschaftliche Körperschaft des öffentlichen Rechts, der alle Talbewohnerinnen und Talbewohner angehören.
Die Korporation umfasst die drei Gemeinden Andermatt, Hospental und Realp. Sie ist mit knapp 93% die weitaus grösste Grundeigentümerin im Tal. Die Korporation entlastet die Gemeinden und den Kanton in finanziellen Angelegenheiten. Sie verkaufte das Land zum gleichen Preis an Sawiris weiter.
Das Projekt war umstritten und stiess bei lokalen Landwirten auf einigen Widerstand, bis Sawiris sie überredete, sich von ihrem Land zu trennen. Zurückblickend schien das Projekt wohl zu gut, um wahr zu sein: Ein Milliardär taucht aus dem «Nichts» auf und verspricht eine Zukunft ohne weitere finanzielle Sorgen.
Besonders ein ehemaliger Militär, der in Andermatt lebtExterner Link, kritisierte aber, dass es kaum noch Wohnungen gebe, die sich Einheimische oder zugezogene einfache Angestellte leisten könnten. Zudem gab es im Dorf Bedenken, die Armee könnte das Land unter Wert verkauft haben, und Sawiris wäre bei einem höheren Verkaufspreis wohl nie daran interessiert gewesen.
Andermatt im Fokus
Im Buch «Andermatt im Umbruch, vom Waffenplatz zum Luxusresort» von Robert Kruker und Verena Meier dokumentieren die Fotografen Franca Pedrazzetti und Beat Brechbühl die Verwandlung von Andermatt und beschreiben die Veränderungen des Alpendorfs.
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