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Schweiz behauptet sich dank Technologie

Die Schweiz bleibt unter den Top Ten der Wettbewerbsfähigsten. Keystone

Wegen ihrer technischen Innovationskraft belegt die Schweiz erneut den 8. Platz in der WEF-Studie zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

Finnland bleibt laut dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Weltwirtschaftsforums die wettbewerbsfähigste Wirtschaft der Welt, gefolgt von den USA und Schweden.

“Der grösste Wettbewerbsvorteil der Schweiz ist ihre technologische Innovationskraft mit hohen Unternehmensausgaben für Forschung und Entwicklung”, begründete der Chefökonom des Weltwirtschaftforums (WEF), Augusto Lopez-Claros, das Ergebnis des “Global Competitiveness Report 2005”.

Auch die gute Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den Universitäten sei dabei förderlich. Das Land verfüge über erstklassige öffentliche Institutionen. Dies widerspiegle sich in dem ausgeprägten Schutz der Eigentumsrechte und der nach internationalen Massstäben kaum verbreiteten Korruption.

Budget-Defizit

Bei der Verwaltung der öffentlichen Finanzen schnitt die Schweiz jedoch weniger gut ab. Haushaltsdefizite hätten sich inzwischen als Dauerphänomen in der makroökonomischen Landschaft der Schweiz etabliert, betont Jennifer Blanke, Ökonomin beim WEF.

“Die Schweiz hat ein ziemlich hohes Budgetdefizit, und zwar schon während mehreren Jahren. Das bedeutet, dass das Land zurzeit im Vergleich zum Bruttoinlandprodukt ziemlich hohe Schulden hat”, sagt Blanke gegenüber swissinfo.

Weil die Menschen immer länger lebten, werde es für die Schweiz immer schwieriger, ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber Rentnerinnen und Rentnern nachzukommen. “Wenn die Schweiz jetzt nicht spart, wird es für sie künftig noch schwieriger”, warnt Blanke.

Pessimismus

Die WEF-Rangliste der Wirtschaft in 117 Ländern basiert nicht nur auf harten Fakten, sondern auch auf einer Meinungsumfrage unter führenden Ökonomen. Bei der Umfrage schloss die Schweiz schlechter ab als bei der Auswertung der Fakten.

“Letztes Jahr stuften die befragten Schweizer Wirtschaftsgrössen das Land auf dem 56. Platz der Weltrangliste ein, dieses Jahr sogar nur auf Rang 79. Der Pessimismus ist spürbar gestiegen”, sagt Blanke.

Eine ineffiziente Bürokratie, die Steuerregulierung und die Höhe der Steuern stellten für den Marktplatz Schweiz die grössten Probleme dar, befanden die Ökonomen.

Auch mangelnde Finanzierungs-Möglichkeiten, restriktive Arbeitsgesetze und ungenügend ausgebildete Arbeitskräfte, behinderten die Wirtschaft.

Die geringsten Probleme stellen gemäss der Umfrage Korruption, mangelnde Transparenz der Regierung, Verbrechen, Diebstahl und Inflation dar.

Die WEF-Studie empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern der Schweiz eine bessere Nutzung öffentlicher Ressourcen und die Erhöhung der Immatrikulations-Zahlen für höhere Bildungsgänge.

Höhere Bildung

“Für ein Land mit einem der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen und mit ausgesprochener Innovationskraft ist der Anteil der Studierenden auf der tertiären Bildungsstufe im Vergleich zur Gesamtzahl der Schüler in der Schweiz sehr tief. 2003 lag er nur gerade bei 48,7%, in Finnland dagegen bei 87,5%. Dieser Missstand muss definitiv angesprochen werden”, so Jennifer Blake weiter.

Unter dem Strich belegt die Schweiz in der WEF-Rangliste denselben Platz wie im Rating des Lausanner Managementinstituts IMD, das jeweils im Frühling veröffentlicht wird. Im Gegensatz zur WEF-Liste, war die Schweiz im IMD-Ranking dieses Jahr vom 14. auf den 8. Platz aufgestiegen.

Das WEF verwende für seine Studie andere Modelle als die IMD, erklärt Blanke. -Es biete den Ländern die Möglichkeit, sich im Vergleich mit anderen an Hand einer grossen Auswahl von Wettbewerbs-relevanten Kriterien selbst zu bewerten.

“Indem wir diese Befragung jährlich durchführen, ermöglichen wir den Ländern, ihre eigenen Leistungen über längere Zeit zu verfolgen”, schloss Blanke.

swissinfo, Robert Brookes
(Übertragung aus dem Englischen: Nicole Aeby)

Die Top Ten der WEF-Rangliste 2005:
Finnland
Vereinigte Staaten
Schweden
Dänemark
Taiwan
Singapur
Island
Schweiz
Norwegen
Australien

Die Schweiz belegt zum zweiten Mal in Folge den 8. Platz auf der WEF-Rangliste der wettbewerbfähigsten Länder.

Als grösste Stärke des Landes bezeichnet die WEF-Studie dessen technische Innovationskraft.

Die Schweiz wird auch gelobt, weil ihre Unternehmen viel ausgeben für Forschung sowie Entwicklung und weil die Industrie eng mit den Universitäten zusammenarbeitet.

Auf Kritik stiessen die Verwaltung der öffentlichen Finanzen und die niedrigen Immatrikulations-Raten bei höheren Bildungsgängen.

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