Wie steht es mit den Rechten der LGBTIQ in der Schweiz?
Mit der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Schweiz im Jahr 2022 wurde das Recht sexueller Minderheiten auf Familiengründung an viele westeuropäische Länder angeglichen. Doch die Schweizer LGBTIQ-Community ist im Alltag immer noch Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt.
Am 1. Juli 2022, als die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde, schlossen viele gleichgeschlechtliche Paare offiziell die Ehe. «Wir wollten bewusst an diesem Tag heiraten. Für uns ist es ein Zeichen der Anerkennung für all die Menschen, die für dieses Recht gekämpft haben», sagt Adrien, der zu den ersten in der Schweiz gehört, der einen gleichgeschlechtlichen Partner geheiratet hat. Hier unser Bericht dazu:
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Ehe für alle: Die ersten Paare heiraten
In der Schweiz gibt es seit 2007 die «eingetragene Partnerschaft» für Schwule und Lesben. Diese bietet jedoch nicht genau die gleichen Rechte wie die Ehe für heterosexuelle Paare. Viele Regenbogenfamilien wollten, dass die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wird.
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Für Regenbogenfamilien besteht Hoffnung auf Anerkennung
Ab dem 1. Juli 2022 können in der Schweiz keine neuen eingetragenen Partnerschaften mehr eingegangen werden.
Was ist LGBTIQ?
LGBTIQ ist eine Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexuell, Transgender, Intersexuell und Queer. Es gibt auch das Wort LGBTIQA+, A ist Asexuell, das kein Verlangen nach sexueller Interaktion vorhanden ist, und + bedeutet, dass es noch viel mehr Sexualitäten gibt.
Die Gesetzesänderung «Ehe für alle», die in einer Volksabstimmung im September 2021 von rund zwei Dritteln der Wähler angenommen wurde, ermöglicht LGBTIQ-Paaren die gemeinsame Adoption eines Kindes sowie die gleichgeschlechtliche Ehe und vereinfacht das Einbürgerungsverfahren, wenn Ehepartner:innen Ausländer sind.
Darüber hinaus ist die Schweiz einen Schritt weiter gegangen als ihre Nachbarn, indem sie lesbischen Paaren die Samenspende im Inland erlaubt. Leihmutterschaft und Eizellenspende bleiben nach wie vor verboten, so dass es für männliche Paare, die sich ein blutsverwandtes Kind wünschen, immer noch viele Hindernisse gibt.
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Leihmutterschaft für LGBTIQ-Paare in der Ukraine: «Nur eine Frage der Zeit»
Um sich diese neuen Rechte zu erkämpfen, haben die Organisationen, die sich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen einsetzen, 40 Jahre gebraucht.
Die Schweizer Gesellschaft mit ihrer konservativen Auffassung von Familie wandelt sich zu einer Gesellschaft, die LGBTIQ offener gegenübersteht. 2020 wurde die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung unter Strafe gestellt.
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Schweiz stellt Diskriminierung wegen Homosexualität unter Strafe
Darüber hinaus ist es für LGBTIQ-Menschen ab 2022 viel einfacher geworden, ihr Geschlecht und ihren Vornamen im Melderegister zu ändern.
Und doch gibt es noch einiges zu tun, um die Gleichberechtigung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu erreichen, betonen Fachleute.
Mehr Drohungen und Hassverbrechen
Obwohl die Offenheit gegenüber LGBTIQ-Personen in der Schweiz zunimmt, werden immer mehr Drohungen und Hassverbrechen gegen die Community registriert.
Transgender-Personen, deren biologisches und soziales Geschlecht nicht übereinstimmen, waren laut der Umfrage besonders betroffen. «Es ist zwingend, dass der Staat mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet und uns unterstützt, um der tagtäglichen Transfeindlichkeit entgegenzuwirken», appelliert Alecs Recher vom Transgender Network Switzerland (TGNS) in einer Stellungnahme. Hier unser Beitrag zum Thema:
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Drohungen und Gewalt gegen die LGBTQI-Community nehmen zu
Trotz erheblicher Verbesserungen beim Recht der LGBTIQ-Community auf Familiengründung liegt die Schweiz in vielen Bereichen immer noch hinter den westeuropäischen Ländern zurück. Gemäss dem «LGBT-Gleichstellungsindex 2023» von ILGA Europe, einer nichtstaatlichen Dachorganisation, die LGBTIQ-Organisationen in 54 europäischen und zentralasiatischen Ländern vereint, liegt die Schweiz mit 47% im Mittelfeld, weit hinter Spanien (74%), Frankreich (63%) und Portugal (62%).
Besonders schlecht schneidet die Schweiz in der Prävention von Hassreden und Hassverbrechen sowie der körperlichen Unversehrtheit von intersexuellen Personen ab, deren körperliches Geschlecht zwischen männlich und weiblich liegt oder keinem von beiden entspricht.
Der Bericht empfiehlt ein Verbot unnötiger medizinischer Eingriffe ohne Zustimmung der betroffenen Person, insbesondere im Hinblick auf intersexuelle Minderjährige.
HierExterner Link der ganze Länderreport, der Bericht über die Schweiz finden Sie ab Seite 141.
Auch einige ultrakonservative religiöse Bewegungen sind immer noch besonders intolerant gegenüber sexuellen Minderheiten. Sie praktizieren – oft im Verborgenen – Konversionstherapien.
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Therapien zur «Heilung von Homosexuellen» richten weiterhin verheerende Schäden an
In den letzten Jahren wurden Aktionen zur Bekämpfung von Homophobie, insbesondere im schulischen Kontext, gestartet. Oft handelt es sich dabei um private Initiativen, die auf ehrenamtlicher Arbeit beruhen, wie jene des Berner Vereins ABQ.
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Homosexualität ist kein Tabu mehr an Schulen
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards