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IKRK-Mitarbeiter in Kongo entführt

Geflüchtete Frauen warten im Norden Kivus auf die Essens-Ausgabe durch IKRK-Mitarbeiter. swissinfo.ch

Seit Freitag befinden sich acht Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der Demokratischen Republik Kongo in der Hand von Rebellen. Unter den Entführten befindet sich auch ein Schweizer.

Das IKRK bestätigte die Entführung. “Wir verlangen von der Gruppe, die unsere Kollegen festhält, diese unverzüglich freizulassen”, sagte IKRK-Sprecher Franz Rauchenstein.

“Wir sind in Kontakt mit unseren Mitarbeitern, und ihre Familien wurden über die Situation informiert”, sagte er weiter. Bei den Verschleppten handelt es sich um sieben Kongolesen und einen Schweizer. Das IKRK machte keine Angaben zu Namen und Person des entführten Schweizer Bürgers. Dies auf Wunsch der Familie des Entführten, so die Organisation.

Die Mitarbeiter des IKRK seien im Ort Fizi auf dem Rückweg von einem Einsatz von Mitgliedern der Mai-Mai-Miliz angehalten worden, hiess es weiter.

Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, die Milizen hätten die IKRK-Mitarbeiter anschliessend gezwungen, ihnen an einen Ort rund 250 Kilometeer südlich von Bukavu zu folgen. Dies ist der Hauptort von Süd-Kivu, einer Region im Osten Kongos, die von ständigen Unruhen geplagt ist.

Ein IKRK-Mitarbeiter aus der Demokratischen Republik Kongo bestätigte gegenüber AFP, dass Verhandlungen mit den Mai-Mai-Milizen zur Freilassung der Geiseln im Gang seien. Der Grund der Entführung sei nicht bekannt, Lösegeldforderungen lägen keine vor.

Verworrener, jahrelanger Konflikt

Die Mai-Mai-Miliz unter Anführer Yakutumba Amuri operiert gegen die Regierungstruppen, weil sie von den Versprechungen aus der Hauptstadt Kinshasa enttäuscht ist.

Anfänglich hatte die Miliz der Wiedereingliederung in die reguläre Armee Kongos zugestimmt. Die Entführung der IKRK-Delegation markiert jetzt ein weiteres Kapitel in der 15-jährigen, blutigen Auseinandersetzung im Osten des kriegsgeplagten Landes.

swissinfo.ch und Agenturen

IKRK-Mitarbeitende sind schon öfters Opfer von Entführungen geworden. Bislang kamen sie alle wieder frei.

Die wichtigsten Entführungen der letzten 20 Jahre:

22. Oktober 2009: Der IKRK-Delegierte Gauthier Lefèvre wird in der sudanesischen Krisenregion Darfur von Bewaffneten entführt. Am 18. März 2010 kommt er frei.

15. Januar 2009: Drei IKRK-Mitarbeiter, darunter ein Schweizer, werden auf der südphilippinischen Insel Jolo von islamistischen Rebellen der Abu Sayyaf-Gruppe als Geislen genommen. Sie kommen im April und Mitte Juli wieder frei.

Anfang Februar 2008: Zwei lokale IKRK-Mitarbeiter werden nahe der pakistanischen Stadt Peshawar von Unbekannten entführt. Nach zwei Wochen kommen sie frei.

September 2007: Taliban-Kämpfer entführen vier Mitarbeiter des IKRK in der zentralafghanischen Provinz Wardak – angeblich wegen eines Missverständnisses. Nach vier Tagen werden sie freigelassen.

Februar 1999: Zwei Schweizer IKRK-Delegierte sowie fünf Sudanesen (lokale Mitarbeiter und Regierungsbeamte) werden von der südsudanesischen Befreiungsarmee (SPLA) entführt. Nach drei Wochen kommen die Schweizer und ein Sudanese frei. Die vier anderen Sudanesen werden im April getötet.

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