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Klimaveränderung bedroht Skitourismus

Ohne Schnee kommen auch diese Touristen nicht. Keystone

Dem Schweizer Skitourismus drohen in den nächsten Jahrzehnten Einbussen von bis zu 40 Prozent. Ursache dafür ist die Klimaveränderung, welche in den Alpen die Schneegrenze nach oben verschiebt.

Besonders prekär sei die Entwicklung für Schweizer Skigebiete, welche schon heute unter mangelnder Schneesicherheit leiden, so eine Studie des Schweizerischen Nationalfonds.

Mit dem prognostizierten Temperaturanstieg von ein bis zwei Grad innerhalb der nächsten 50 Jahre werde sich auch die Grenze für Schneesicherheit von 1’200 auf rund 1’500 Meter über Meer verschieben. Von den insgesamt 230 Schweizer Skigebieten wären dann statt 195 nur noch deren 144 schneesicher.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären gemäss Forschungsergebnis schmerzhaft: Die Bruttowertschöpfung des Schweizer Wintersports könnte eine Einbusse von bis zu 40 Prozent erleiden, was Kosten von 2,1 Mrd. Franken entsprächen.

In von hohen Bergen weniger verwöhnten Regionen wie Ob- und Nidwalden sowie im Toggenburg steht die wirtschaftliche Situation der Skigebiete schon heute nicht zum besten: Allein im Obertoggenburg schreiben sechs von zehn Anlagen rote Zahlen.

Die im Rahmen des Forschungsprojektes befragten Tourismusdirektoren, Seilbahnbetreiber und Hoteliers zeigten widersprüchliche Reaktionen: Einerseits herrsche Zweckoptimismus vor, und der Effekt des Klimawandels werde hinuntergespielt.

Anderseits äussere sich die Reaktion auf die Klimaänderung in einem hektischen technischen Aufrüsten, heisst es in der Studie. Bei Skigebieten unter 1’500 Meter werde diese verzweifelte Vorwärtsstrategie ausser Liftruinen und Schulden nicht viel bringen.

Die Klimaveränderung wird den bestehenden Trend der Touristen zu den höher gelegenen und schneesicheren Ski-Destinationen noch verstärken, wie eine Umfrage bei Skitouristen in fünf Gebieten der Zentralschweiz ergeben hat. Knapp die Hälfte aller Befragten würden in schneearmen Wintern Orte mit grösserer Schneesicherheit und einem vielfältigeren Wintersportangebot aufsuchen.

Ganzjahrestourismus als Alternative empfohlen

Schneekanonen bieten den tiefer gelegenen Skigebieten gemäss Studie keine Lösung. Auch bei einer nur minimen Klimaerwärmung wären die Temperaturen oft zu hoch für eine künstliche Beschneiung.

Dass ein konsequenter Rückbau der Skianlagen und eine Belebung des Ganzjahrestourismus eine kluge Strategie sein kann, deutet laut den Forschern die Tourismusentwicklung im Schweizer Nationalpark an: Allein 40 Prozent aller Feriengäste geben den Nationalpark als Grund für eine Reise ins Engadin und Münstertal an.

swissinfo und Agenturen

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