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Ehre für Schweizer Kunst in Madrid

"Flying Walls" von Philippe Krebs - eines der Schweizer Kunstwerke in Madrid. Pro Helvetia

Die Schweizer Kunst kommt in Spanien zu einem Grossauftritt. Die Schweiz ist Ehrengast der ARCO 03, einer der wichtigsten Kunstmessen Europas.

Gleichzeitig läuft das Projekt “Mira Suiza” an, mit dem der Bund die Beziehungen zwischen Spanien und der Schweiz vertiefen will.

Der Schweizer Kunstboom der 90er Jahre trägt offensichtlich Früchte: Zu der wichtigsten Kunstmesse der lateinischen Welt wurden 18 Schweizer Galerien eingeladen. Die ARCO 03 findet vom 13. bis 18. Februar statt.

Gunst der Stunde



Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und Präsenz Schweiz, die Imagepflege-Organisation der Eidgenossenschaft, haben die Gunst der Stunde genutzt und die Einladung an die ARCO 03 zum Anlass genommen für eine intensive Präsentation der Schweizer Kunstszene in der spanischen Metropole.

Bis im April zeigen grosse Madrider Kunsthäuser in 19 Ausstellungen einen repräsentativen Querschnitt durch das Schweizer Kunstschaffen. Er reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart und soll ein vielschichtiges Bild der kulturellen Identität der Schweiz im Herzen Europas zeigen, wie Pro Helvetia schreibt.

Selbstbewusste Kunstschaffende



Die Einladung an die ARCO 03 bezeichnet Kurator Martin Schwander als Glücksfall. Nie sei das kreative Potential in der Schweiz so nachhaltig, selbstbewusst und überzeugend gewesen wie heute, sagte er am Mittwoch vor den Medien in Bern.

Nicht zuletzt der ehrgeizigen Schweizer Galerienszene der 90er Jahre sei es zu verdanken, dass sich die Kunstwelt nicht mehr nur für die Spitze des Schweizer Kunst-Eisbergs interessiere. “Junge Schweizer Kunstschaffende sind heute vielbeachtete Protagonisten auf dem internationalen Kunst-Parkett”, sagte Schwander.

Das Kunstschaffen in der Schweiz habe sich immer an avantgardistischen Strömungen orientiert, erklärte Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel. Und diese internationale Ausrichtung halte bis heute an.

Junge Schweizer Kunstschaffende bewegten sich am Puls der Zeit. “Sie erzählen von urbaner Lebenserfahrung und thematisieren Fragen der Identität vor einem hochaktuellen multikulturellen Hintergrund”, so Knüsel.

Hoffen auf Erfolg

Die Begeisterung für die Schweizer Kunstszene scheint auch Rosina Gomez-Baeza, ARCO-Direktorin, angesteckt zu haben. Sie hofft auf eine besonders erfolgreiche Messe in diesem Jahr. Denn “die Schweiz ist von der Kunst her betrachtet ein sehr interessantes Land”.

Auf die Frage, wieso die Schweiz als Ehrengast an die ARCO eingeladen wurde sagt Gomez-Baeza: “Wegen der Intensität dieser Kunstszene, wegen der Struktur der Szene … wegen der Kunst.”

Teller, Videos und Ballons



Das Schweizer Programm ausserhalb der ARCO umfasst eine breite Palette verschiedenster Kunstrichtungen.

Das Nationalmuseum “Reina Sofia” zeigt vom 10. bis zum 17. Februar eine Übersicht über das zeitgenössische Video-Schaffen, zusammengestellt vom Genfer Kollektiv “Attitudes”. Im selben Museum sind bis Anfang März Zeichnungen und Installationen von Claudia und Julia Müller zu sehen.

Der Berner Philipp Krebs errichtet am Templo de Debot seine “Flying Walls”, die auch schon in Berlin und Kapstadt zu sehen waren. Hunderte vom Wind bewegter roter, weisser und gelber Ballone sollen die lebendige schweizerisch-spanische Freundschaft symbolisieren.

Auch “alte” Bekannte

Das Centro Cultural Conde Duque zeigt bis am 23. März eine Werkauswahl des Aargauer Kunsthauses. Ausgestellt werden unter anderem Werke von Ferdinand Hodler, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Félix Vallotton, Sophie Taeuber-Arp, Max Bill, Paul Klee, Fischli-Weiss, Miriam Cahn.

Im Hof des Kulturzentrums installiert das Lausanner Achitekten-Team 2b architectes einen Pavillon in Form eines halbtransparenten Schweizerkreuzes. Der Bau beherbergt eine Auswahl an Arbeiten von fünf jungen Schweizer Architekturbüros.

Und Schweizer aus Spanien

Daneben sind Werke von Carmen Perrin, Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger zu sehen sowie eine Sammlung aktueller Fotografie.

Als Gemeinschaftswerk nach Spanien emigrierter Schweizer Kunstschaffender wird in Madrid auch die Installation “Desayuno con Emigrantes” (Frühstück mit Emigranten) präsentiert: Ein gedeckter Tisch, dessen 50 Teller von jeweils einem Künstler gestaltet wurden.

“Mira Suiza” – Anhaltendes Engagement

Die Schweizer Kunstszene wird auch nach dem Auftritt in Madrid auf der iberischen Halbinsel präsent sein. Das Ausstellungsprogramm bildet den Auftakt zu “Mira Suiza”, einem Schwerpunkt-Programm von Präsenz Schweiz, mit dem der Austausch zwischen Spanien und der Schweiz auf allen Ebenen gefördert werden soll.

Das Schwerpunkt-Programm von Präsenz Schweiz für Spanien ist auf die Jahre 2003-2005 ausgelegt. Weitere Länder mit Schwerpunkt-Programmen sind zur Zeit neben Spanien die USA, wo unter dem Namen “Swiss Peaks” in New York in einigen Wochen ein Projekt anläuft, sowie Grossbritannien.

Bei den Schwerpunkt-Programm von Präsenz Schweiz geht es darum, im jeweiligen Land eine Reihe von Projekten umzusetzen, die einen Bezug zur Schweiz aufweisen und nachhaltig wirken. Präsenz Schweiz übernimmt bei diesen Aktivitäten die strategische Federführung, setzt Richtlinien für die Erarbeitung und die Umsetzung der Programme fest und stellt Material und Know-how zur Verfügung.

Umfrage: Recht positives Image



Eine Ende Oktober 2003 veröffentlichte Meinungsumfrage im Auftrag von Präsenz Schweiz über die Wahrnehmung der Schweiz in Spanien kam zum Schluss, dass die Schweiz dort ein generell gutes Image hat. Frauen und Personen über 50 hatten einen leicht besseren Eindruck von der Schweiz als Männer und Personen unter 50.

Positiv bewertet wurden das hohe Bildungs- und Forschungsniveau, das Umweltbewusstsein und die Lebensqualität in der Schweiz. Kritisch beleuchtet wurden hingegen die Unterstützung von humanitären und menschenrechtlichen Anliegen und der direkte Einfluss der Bürger auf die Politik.

swissinfo, Rita Emch

18 Schweizer Galerien sind an die ARCO 03 eingeladen.
Dazu bis Ende April unter dem Projekt “Mira Suiza” 19 Ausstellungen mit Schweizer Kunst in Madrid.
Gezeigt wird Schweizer Kunst von Anfang 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Organisation: Pro Helvetia und Präsenz Schweiz.

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