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Guter Start für Schweizer Film

Die Schlingelbande um Eugen (2. v.l.) bescherte dem Schweizer Film den grössten Erfolg aller Zeiten. www.swissfilms.ch

Die Solothurner Filmtage waren erneut ein grosser Publikums-Erfolg. Zahlreiche Schweizer Filme feierten ihre Uraufführung.

Mit einigen Erfolg versprechenden Spielfilmen startet der Schweizer Film gut ins neue Jahr.

Bei idealem Kinowetter mit Schnee, Regen und auch etwas Sonnenschein strömte das Publikum in Massen in die Kinos. Trotz zusätzlichen Sitzplätzen in nunmehr neun Spielstätten blieben selten viele Stühle leer.

Das jährliche Schaufenster des Schweizer Films ist sowohl Publikumsfestival wie Branchentreffpunkt. Mit 44’000 Besuchern konnte das Festival die Eintritte des Jubiläumsjahres 2005 egalisieren.

“Qualität und Popularität”

Die Formel “Qualität und Popularität”, die neue Leitlinie des Bundesamtes für Kultur (BAK), zog sich wie ein roter Faden durch die Filmwoche. Von der Eröffnung über den Schweizer Filmpreis bis zur BAK-Information gegen Festival-Ende war diese ein Hauptthema.

Gaststar des Festivals war der 75-jährige Schweizer Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell, dem die diesjährige Retrospektive gewidmet war. Der Oscar-Preisträger zeigte sich gut gelaunt und gewann ganz ohne Starallüren die Herzen des Publikums.

In Solothurn waren dieses Jahr mehr Kinofilme zu sehen als auch schon. Bei den Spielfilmen gab es vielversprechende Entdeckungen. Beim Dokumentarfilm hingegen fehlten die Höhepunkte.

Michael Steiner

Der eigentliche Star der diesjährigen Filmtage war der 36-jährige Michael Steiner, der gleich mit zwei Kinofilmen, seinem Grosserfolg “Mein Name ist Eugen” und seinem soeben in den Kinos gestarteten “Grounding”, vertreten war.

“Mein Name ist Eugen” wurde zum besten Film gekürt, und “Grounding” hatte die wohl grösste Medienpräsenz, die je einem Schweizer Film zuteil wurde. Frech und politisch unkorrekt (“Ich bin für die Abschaffung der Filmtage”) zog Steiner Bewunderung wie Neid auf sich.

Überhaupt war es die jüngere Generation, die das Festival prägte. Neben “Grounding” zeigten der 43-jährige Luzerner Thomas Imbach und der in Berlin lebende 29-jährige Alain Gsponer die besten Filme.

“Lenz” und “Rose”

In allen Farben leuchtet das Matterhorn, während Imbachs moderner “Lenz” im tief verschneiten Zermatt seine Frau und seinen Sohn zurück zu gewinnen versucht. Der Film “Lenz” ist eine äusserst intensive Bild- und Sound-Collage, die lange nachwirkt.

Wo Imbach auf eine bewegte Kamera und einen sprunghaften Montagestil setzt, zeigt Gsponer konventionelles Erzählkino. Sein Erstling “Rose” mit Corinna Harfouch in der Titelrolle ist vor allem ein grosser Schauspielerfilm.

Er beschreibt einige Tage in Leben der allein erziehenden Mutter Rose und ihrer drei eben erwachsenen Söhne. Seine präzise Milieuschilderung und die genaue Charakterisierung seiner Protagonisten formen ein eindrückliches Porträt einer Kleinstadtfamilie.

“Stages” und” “Nachbeben”

Die Erwartungen nicht erfüllen konnte hingegen der im beliebten Samstagabend-Block gezeigte Erstling “Stages” des 30-jährigen Marek Beles, der trotz dem ernsten Thema Krebs und einer herausragenden Hauptdarstellerin beinahe zum Kitsch gerät.

Ebenfalls nicht ganz zu überzeugen vermochte der Eröffnungsfilm “Nachbeben” der 41-jährigen Stina Werenfels. Ihre Erzählung im Milieu neureicher Banker ist zwar formal gelungen; ihrer Geschichte fehlt aber die dramatische Entwicklung.

swissinfo und Agenturen

41. Solothurner Filmtage 2006:
200 neue Schweizer Filme, davon 27 Spiel- und 45 Dokumentarfilme in Kinolänge.
Aufführungen in 9 Sälen.
44’000 Eintritte, gleich viele wie 2005.
Budget: Knapp 2 Mio. Franken.

Die Schweizer Filmpreise:

Bester Spielfilm: “Mein Name ist Eugen” von Michael Steiner

Bester Dokumentarfilm: “Exit” von Fernand Melgar

Bester Kurzfilm: “Terra Incognita” von Peter Volkart

Bester Hauptdarsteller: Carlos Leal (im Film “Snow White”)

Beste Nebendarstellerin: Marthe Keller (im Film “Fragile”)

Jurypreis: Filmkollektiv Zürich (für “Klingenhof”)

Publikumspreis SUISSIMAGE/SSA: “Le génie de la boîte de raviolis” von Claude Barras

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