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“La Famiglia Dimitri” am Broadway in New York

Potpourri aus Akrobatik, Musik, Gesang und feinem Humor: Die "Famiglia Dimitri" in New York. zVg/Eva-Maria Repolusk

Dimitri, der Schweizer Clown mit dem grossen Lächeln, gastiert mit seiner Familienschau, der "Famiglia Dimitri" in New York. Ein Engagement am Broadway ist auch für einen erfolgreichen Artisten wie Dimitri ein Höhepunkt in seiner Karriere.

Der Clown und seine Familie haben das Premieren-Publikum in New York begeistert. Es gab viel spontanen Applaus und nach der Vorstellung hörte man im Foyer Worte wie magisch und wunderbar. “Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen”, erklärte Dimitri nach der Premiere.

Die Show ist ein vielseitiges Potpourri aus Akrobatik, Musik, Gesang und feinem Humor. Wie immer bei Dimitri kommt die Vorstellung ohne Worte aus, und ohne elektronische Verstärkungen.

Zum Auftakt betritt Dimitri die Bühne, zeichnet mit einem quietschenden Stift Instrumente auf ein grosses Papier, zeigt sein berühmtes Lächeln – dann beginnt der Abend mit einer Musikeinlage der ganzen “Famiglia”.

Vater Dimitri führt als – tollpatschig-rührender – Requisiteur und Dirigent durch den Abend. Gemeinsame Auftritte wechseln sich ab mit Soloeinlagen, wenn Sohn David (Hochseil), Tochter Masha (Schlappseil), Tochter Nina (Gesang) und Schwiegersohn Kai Leclerc (Akrobatik) ihre Talente vorführen.

Schon bald ertönen spontan die ersten Lacher, es wird geklatscht im bunt gemischten Publikum, in dem viele Familien mit Kindern sitzen. Die direkte und einfache Art der “Famiglia Dimitra” scheint Anklang zu finden.

Gefallen hat die Vorstellung auch Botschafter Christoph Bubb, dem Schweizer Generalkonsul. “Es war in dieser lauten, hektischen Zeit ein sehr schöner Abend voller Poesie und Musik, gepaart mit artistischer Komik”.

“Es ist den Dimitris gelungen, in dieser schwierigen Zeit das Publikum für einen Moment zu verzaubern”, erklärte Bubb gegenüber swissinfo.

Papa Dimitri bleibt der Star

Zu den Höhepunkten der Show gehörte aus akrobatischer Sicht sicher der Seiltanzakt von David, unter anderem mit einem Vorwärts- und Rückwärtssalto auf dem Seil und einem Gang über die Köpfe des Publikums. Für viele Lacher bei den Kindern im Publikum sorgte Kai.

Ohne das Talent der jungen Generation Dimitri mindern zu wollen: Papa Dimitri bleibt der Star und hält mit seiner Ausstrahlung, seinem feinen Gespür für Humor und Ironie die Show zusammen. Er ist es, der den roten Faden durch den Abend spinnt, auch bildlich mit seinen roten Socken und dem roten T-Shirt unter der Jacke.

Auch im Alter von 73 Jahren schafft er es, das Publikum durch seine Unbeschwertheit und Agilität zu entzücken oder zu erstaunen, zum Beispiel wenn er vergeblich versucht, einen Schmetterling einzufangen, oder sich zu einem Schläfchen aufs Seil legt.

Freude auch bei Dimitri

“Ich liebe New York, die Leute, das Publikum hier”, erklärte Dimitri nach der Show gegenüber swissinfo. Dass er nach all seinen früheren Auftritten hier nun noch zu einer Show am Broadway gekommen sei, sei wunderbar, er freue sich auf die nächsten vier Wochen.

“Dadurch, dass ich dies zusammen mit meiner Familie tun kann, hat sich wirklich ein Traum erfüllt”, betont er mit einem Dank an David, der viel dazu beigetragen habe mit seinen Kontakten.

Das wunderschön renovierte New Victory Theater – es gilt als das älteste noch betriebene Schauspielhaus in Manhattan – gefalle ihm ausserordentlich, auch weil es viele Programme gestalte, die sich an Familien und Kinder richteten.
Er habe nach dem ersten Auftritt ein ziemlich gutes Gefühl, denke, die Show sei gut angekommen. Das Publikum in den USA sei etwas anders als in der Schweiz. “Die Leute sind allgemein spontaner, sie reagieren sehr schnell, viele haben einen guten Sinn für Humor.”

Hat er eigentlich in seinem Alter noch nicht ans Aufhören gedacht? “Nein”, kommt es spontan. “Ich bin mir aber bewusst, dass ich sehr viel Glück habe, so gesund zu sein.”

Von Clowns sage man, sie würden mit dem Alter immer besser. “Also gibt es noch Hoffnung für mich”, sagt er, lächelt und verabschiedet sich.

swissinfo, Rita Emch in New York

Vater Dimitri wurde 1935 als Sohn eines Künstler-Ehepaars in Ascona geboren. Schon im Alter von sieben Jahren fasste er den Entschluss, Clown zu werden.

Nach der Schule machte er im Kanton Bern zuerst eine Lehre als Töpfer. Nebenher nahm er während dieser Zeit Schauspiel-, Musik-, Ballett- und Akrobatikunterricht.

Nach der Lehre zog er nach Paris und absolvierte eine Pantomime-Ausbildung bei Etienne Decroux und lernte daneben von Zirkusartisten Akrobatik und Seiltanz. Später nahm Dimitri Stunden bei Marcel Marceau.

Danach folgten Berufserfahrungen als August mit dem Weissclown Maïss im Pariser Circus Medrano.

Seinen ersten Soloauftritt hatte Dimitri 1959 in Ascona. Später folgten Tourneen in der Schweiz und im Ausland. Allein in den USA hatte er in mehr als 200 Städten Auftritte, in New York unter anderen im Lincoln Center und beim Big Apple Circus. Drei Saisons lang war er auch Gast beim Circus Knie.

1971 gründete Dimitri mit seiner Frau Gunda in Verscio das Teatro Dimitri. 1975 folgte die Gründung der Theaterschule, die heute eine Fachhochschule ist. 1978 gründete er die Compagnia Teatro Dimitri.
2000 erfüllte sich für den Meister-Clown ein weiterer Traum, als dem Kulturzentrum in Verscio das von Harald Szeemann eingerichtete Museo Comico angegliedert wurde.

Dimitri und seine Frau haben fünf Kinder: Neben David, Masha und Nina noch Ivan und Matthias.

Das Gastspiel der “Famiglia Dimitri” dauert noch bis zum 19. April. Insgesamt gibt es 32 Vorstellungen.

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