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Von James Bond bis Bollywood: Die Schweiz auf der Kinoleinwand

Die Berge von Grindelwald
In einer nicht allzu fernen Galaxie: Die Berge von Grindelwald dienten als Kulisse für den Planeten Alderaan in "Star Wars: Episode III". filmlocation.ch

Eine Tour durch die Geschichte des Kinos – in der die Naturschönheiten und Wahrzeichen der Schweiz ihre Spuren hinterlassen haben.

Ende April hat die “Film Commission Lucerne & Central Switzerland”Externer Link bekanntgegeben, dass die “European Film Academy” den 118 Jahre alten Belle-Epoque-Raddampfer “Schiller” als erste Schweizer Location als Schatz der europäischen Filmkultur anerkanntExterner Link hat.

Szenen von “La Chimera”, einem Komödiendrama über gestohlene archäologische Artefakte, wurden 2022 an Bord gedreht. Auf der “Schiller” war auch Catherine Deneuve zu Gast, die 1991 in “Indochine” eine französische Plantagenbesitzerin spielte und für ihre Darstellung eine Oscar-Nominierung erhielt.

Damit steht die “Schiller” in einer Reihe mit dem Riesenrad im Wiener Prater (“Der dritte Mann”) und dem Trevi-Brunnen in Rom (“La Dolce Vita”).

Die fotogenen Seen und Berge der Schweiz ziehen Regisseurinnen, Regisseure und Kameraleute schon fast seit Beginn der Filmgeschichte an.

Der britische Kriminalfilm “Dusty Ermine”Externer Link (auch bekannt als “Hideout in the Alps”) aus dem Jahr 1936 beinhaltete umfangreiche Dreharbeiten in den Bergen, darunter eine eindrucksvolle und gefährliche Verfolgungsjagd auf Skis.

Ein Jahr später wurde “Heidi”, ein Musical mit Shirley Temple in der Hauptrolle, ein kommerzieller Erfolg und festigte das Bild der Schweiz als Bergparadies in den Augen der US-Bevölkerung. Der Film wurde allerdings nicht in der Schweiz, sondern in den Alpen am Lake Arrowhead in Kalifornien gedreht.

Im Lauf der Jahre wurden viele weitere Heidi-Verfilmungen in der Schweiz gedreht, eine der erfolgreichsten kam 2015 in die Kinos. Anuk Steffen lieferte eine grossartige Leistung als quirliges Waisenkind ab, aber die Hauptdarstellerin war wohl die Landschaft.

Die Bergszenen wurden im Kanton Graubünden in der Ostschweiz gedreht, unter anderem in und um die malerischen Dörfer Latsch und Bergün.

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Aber erst der Halbschweizer James Bond brachte die Schweiz auf die Weltkarte des Kinos, mit denkwürdigen Szenen wie jene mit George Lazenby, der als Bond in “Im Geheimdienst Ihrer Majestät” (1969) am Schilthorn einen Bösewicht in eine Schneefräse stösst, oder dem rekordverdächtigen Bungee-Sprung vom Verzasca-Staudamm im Tessin zu Beginn von “GoldenEye” (1995).

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Die alpine Verfolgungsjagd in “Goldfinger” (1964), wo der britische Geheimagent seinen Gegenspieler Auric Goldfinger über den kurvenreichen Furkapass jagt, war wohl der Beginn der Bondmania.

“In einer damals beispiellosen Werbeaktion wurden Presseleute zu den siebentägigen Dreharbeiten in die Schweizer Alpen eingeladen, wo sie sich unter die Schauspielerinnen, Schauspieler und Crewmitglieder mischten”, heisst es in diesem Artikel von CNNExterner Link. “Die Strategie schien aufzugehen: Goldfinger wurde zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.”

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Das emblematische Hotel Belvédère, das gleich zu Beginn des obenstehenden Filmausschnitts kurz zu sehen ist, ist wohl eines der bekanntesten Hotels der Welt – allerdings ist es seit 2010 geschlossen und wurde kürzlich in einer Serie über “Verlorene Orte in der Schweiz” vorgestellt.

Es erschien auch auf dem Cover von “Accidentally Wes Anderson”, einer Sammlung realer Gebäude, die der amerikanische Filmemacher scheinbar entworfen haben soll.

Das Hotel Belvédère
Das Hotel Belvédère in einer der Kehren der Passstrasse über die Furka. Accidentally Wes Anderson

Auch die Schweizer Landschaft ist nicht von dieser Welt: 2005 dienten die Berge von Grindelwald als Kulisse für den Planeten Alderaan in “Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith”.

Grindelwald war auch Schauplatz eines Grossteils der Handlung von “The Eiger Sanction”, einem Thriller von Clint Eastwood aus dem Jahr 1975. Trotz des Tods eines Kameramanns an der Eigernordwand wurden die Dreharbeiten fortgesetzt und weitere Szenen in Zürich rund um die Altstadt und das Grossmünster gedreht.

Die Eigernordwand spielte auch die Hauptrolle im deutschen Film “Nordwand” (2008), der auf dem berühmten Wettkampf von 1936 um die gefährlichste Felswand der Alpen basiert.

“Touching the Void” (2003), die preisgekrönte Rekonstruktion eines beinahe tödlichen Kletterunfalls in den peruanischen Anden, wurde zu einem grossen Teil auf der Jungfrau gedreht, da die Berner Alpen einen einfacheren Zugang zu steilen Felswänden bieten.

Eine der atemberaubendsten – und sicher auch gefährlichsten – Sequenzen, die in der Schweiz gedreht wurden, ist der Wingsuit-Flug im Remake von “Point Break” (2015). Dabei springen vier Stuntmen – allesamt professionelle Wingsuit-Piloten – vom Berg Hinterrugg in Walenstadt und fliegen in Formation mit über 230 km/h durch enge Schluchten.

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Saftige Alpwiesen, weisse Berggipfel, glänzende Eisenbahnen und malerische Chalets machen die Schweiz auch zur idealen Kulisse für die melodischen Liebeserklärungen der Bollywood-Stars.

Der Film “Sangam” aus dem Jahr 1964 war der erste indische Film, der in der Schweiz gedreht wurde, aber erst der Film “Evening in Paris” aus dem Jahr 1967 nutzte die Alpen als Kulisse für Gesang, Tanz und Romantik.

Es dauerte jedoch noch einige Jahrzehnte, bis die Schweiz im indischen Bewusstsein verankert war. 1995 kam der Bollywood-Film “Dilwale Dulhania Le Jayenge” in die Kinos, in dem Superstar Shah Rukh Khan als verliebter Romeo inmitten der wunderschönen Schweizer Landschaft versucht, seine Angebetete zu erobern.

In der Folge spielten viele weitere Filme in der Schweiz und machten die Schweizer Alpen für indische Reisende zu einem Muss auf jeder Europareise.

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von “Dilwale Dulhania Le Jayenge” erstellte SWI swissinfo.ch 2015 eine interaktive Karte mit den wichtigsten Bollywood-Drehorten in der Schweiz.

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Während sich der Schlüsselmoment für die Fans von “Dilwale Dulhania Le Jayenge” am Bahnhof Zweisimmen abspielte, strömen südkoreanische Filmfans in Scharen zu einem Holzsteg im malerischen Berner Dorf Iseltwald am Brienzersee.

Hier spielt einer der Hauptdarsteller der Netflix-Serie “Crash Landing on You” (2019) Klavier, als das Mädchen, in das er sich verliebt hat, mit dem Kursschiff aus Interlaken ankommt. Waren die Einheimischen zunächst etwas verwirrt, löste der Zustrom der Filmfans später eine Gegenreaktion aus.

“Die Reisegruppen verlassen das Dorf innerhalb von fünf Minuten, nachdem sie am Schiffsteg Fotos gemacht haben”, beklagt sich eine Frau, die im kleinen Supermarkt und Souvenirladen arbeitet, gegenüber SWI swissinfo.ch.

“Die Touristinnen und Touristen, die mit dem Bus kommen, bringen ihr eigenes Essen und Trinken mit und essen nicht in den Restaurants. So verdient das Dorf fast nichts an ihnen. Es bleibt nur der Abfall, der weggeworfen wird. Das ist ‘Mülltourismus’.”

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Ein Film, der weniger Fans angezogen hat, ist “Phantom Thread”, ein romantisches Drama aus dem Jahr 2017 mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle. Day-Lewis und seine Filmfrau verbringen ihre Flitterwochen im atemberaubenden Grandhotel Giessbach mit Blick auf den Brienzersee.

Auch für die Miniserie “Band of Brothers” aus dem Jahr 2001 über den Zweiten Weltkrieg wurden mehrere Szenen dort, in Interlaken, Unterseen und im Dorf Brienz gedreht (stellvertretend für Szenen, die in Deutschland und Österreich spielen).

Zwei Menschen auf einem Balkon, im Hintergrund ein See
Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) und Alma Elson (Vicky Krieps) beim Frühstück in den Flitterwochen im Grandhotel Giessbach mit Blick auf den Brienzersee. Focus Features

Die Schweiz hatte auch einen Auftritt in “Nachtzug nach Lissabon”, einem Drama aus dem Jahr 2013, das auf einem Schweizer Roman aus dem Jahr 2004 basiert: Ein Schweizer Philosophieprofessor (Jeremy Irons) bemerkt eine junge Frau in einem roten Mantel, die von einer Hochbrücke in Bern springen will. Er hält sie zurück, was sein Leben verändert.

Aber die Schweiz ist nicht nur Schauplatz anspruchsvoller Literatur: Hier wurde auch “Angels & Demons” gedreht, die kommerziell erfolgreiche, aber von der Kritik verrissene Fortsetzung von Dan Browns “The Da Vinci Code”.

Im Film stellt ein Cern-Wissenschaftler (der ermordet wird) Antimaterie her (die gestohlen wird), und Tom Hanks hilft dem Papst, die Kluft zwischen Religion und Wissenschaft zu überbrücken (oder so ähnlich).

Als Reaktion auf die Darstellung und die Arbeit seiner Forschenden hat das Cern, die Europäische Organisation für Kernforschung in Genf, eine spezielle Website eingerichtetExterner Link, auf der erklärt wird, was das Cern genau macht und was Antimaterie ist.

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Zum Schluss noch ein Highlight (im wahrsten Sinn des Worts): Eines der erfolgreichsten Musikvideos aller Zeiten wurde komplett im Schweizer Skiort Saas-Fee gedreht – “Last Christmas” des britischen Popduos “Wham!”, mit 890 Millionen Aufrufen auf Youtube.

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Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub

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