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Elfjähriger amerikanisch-schweizerischer Junge kommt in den USA vor Gericht

Der elfjährige amerikanisch-schweizerische Junge Raoul (undatiertes Familienfoto), dem in den USA schwerwiegender Inzest mit seiner fünfjährigen Schwester vorgeworfen wird, kommt vor Gericht. Dies entschied am Dienstag (19.10.) eine Jugendrichterin.

Der elfjährige amerikanisch- schweizerische Junge Raoul (undatiertes Familienfoto), dem in den USA schwerwiegender Inzest mit seiner fünfjährigen Schwester vorgeworfen wird, kommt vor Gericht. Eine Jugendrichterin in Golden (Colorado) befand am Dienstag (19.10.), dass es genügend Verdachtsmomente für eine formelle Anklageerhebung gebe.

Jungendrichterin Marilyn Leonard kam nach einer über zweistündigen Anhörung zum Schluss, dass das von der Staatsanwaltschaft vorgelegte vorläufige Beweismaterial ausreiche, um eine Anklageerhebung gegen den Jungen zu rechtfertigen.

Die Anklageerhebung soll am 11. November bei einer weiteren Gerichtsverhandlung erfolgen, erklärte eine Sprecherin des Gerichts nach der Anhörung. Bei dieser Gelegenheit wird sich der Elfjährige für schuldig oder unschuldig erklären müssen.

Nach Auskunft der Sprecherin ist das Kind unterdessen auf Anweisung des Gerichts für kurze Zeit vom Jugendgefängnis in eine Pflegefamilie verlegt worden. Danach soll der Bub bis zur Eröffnung des Verfahrens in ein Rehabilitationszentrum kommen, wo er auch psychologisch betreut werden kann. Ein Antrag der Grossmutter, den Bub zu sich zu nehmen, wurde vom Gericht abgelehnt.

Der elfjährige Raoul wird beschuldigt, seine Halbschwester sexuell belästigt zu haben. Er selbst und seine Eltern behaupten dagegen, er habe der Kleinen lediglich beim Urinieren geholfen. Eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft sagte, alle Anzeichen sprächen dafür, dass die Handlungen des Jungen nicht eine ‹harmlose Hilfe›, sondern eindeutige sexuelle Aktivitäten gewesen seien.

Auf die Anzeige einer Nachbarin hin war Raoul am 30. August 1999 festgenommen worden. Er sass seitdem in einem Jugendgefängnis.

Die Eltern von Raoul haben sich am Mittwoch (20.10.) über den Entscheid schwer enttäuscht gezeigt. Es sei ein krimineller Akt, dass ihrem Sohn der Prozess gemacht werden soll, sagten die Eltern des elfjährigen Knaben im bündnerischen Domat/Ems vor den Medien.

Das Gesetz in Colorado sei offenbar ausser Kraft, sagte die Mutter des Beschuldigten. Der Vater erklärte, die Familie habe bis zuletzt gehofft, dass der Bub freikomme: ‹Was man ihm angetan hat, ist grauenhaft›, sagte er. Beide Elternteile waren wenigstens etwas erleichtert, dass der Junge aus dem Gefängnis kommt. Er hoffe, dass sein Sohn nun behandelt werde, wie es sich für einen Elfjährigen gehöre, sagte der Vater. Und er glaube daran, dass die Gerechtigkeit siegen, die Unschuld bewiesen werde und der Junge bald in die Schweiz kommen könne.

Dass während der Anhörung in Golden im Bundesstaat Colorado offenbar neue, den Jungen belastende Beweise aufgetaucht sein sollen, mochten die Eltern nicht glauben. ‹Wir kennen keine anderen Vorfälle›, sagte der Vater.

Die Eltern des Buben sind vor knapp vier Wochen mit ihren drei übrigen Kindern in die Schweiz geflüchtet. Sie fürchteten offenbar eine Festnahme durch die Polizei.

SRI und Agenturen

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