Oberländer Canyoning-Firma erneut von tödlichem Unfall betroffen

Ein 22-jähriger Amerikaner ist am Samstag (13.05.) beim Bungy-Jumping aus einer Seilbahn im Berner Oberland zu Tode gestürzt. Veranstalterin war die gleiche Firma, die 1999 die verhängnisvolle Canyoning-Tour im Saxetbach durchgeführt hatte.
Nach Angaben der Kantonspolizei Bern und der Schilthornbahn AG ereignete sich der tragische Unfall wie folgt: Eine Gruppe von sieben Touristen – sechs amerikanische Staatsangehörige und eine Koreanerin – hatten um etwa 15.00 Uhr die Transportseilbahn Stechelberg – Mürren bestiegen, um rund 100 Meter über Grund am Gummiseil angebunden aus der Kabine in die Tiefe zu springen. Die Gruppe war von zwei Mitarbeitern der Firma Adventure World und einer Kabinenführerin begleitet.
Der 22-jährige Amerikaner sprang als erster in die Tiefe und prallte aus vorerst ungeklärten Gründen mit voller Wucht neben dem Parkplatz der Schilthornbahn auf dem Boden auf. Der junge Mann war auf der Stelle tot.
Das Untersuchungsrichteramt des Berner Oberlands erklärte, erste Ergebnisse der Ermittlungen seien nicht vor nächster Woche zu erwarten. Der Delegierte des Verwaltungsrats der Schilthornbahn AG, Peter Feuz, sagte auf Anfrage, nach Erkenntnissen der Bahn liege kein technischer Defekt vor. Offenbar sei auch das Gummiseil nicht gerissen, sagte Feuz der AP, verwies aber auf die laufenden Ermittlungen von Polizei und Untersuchungsrichteramt.
Die Schilthornbahn AG hat nach eigenen Angaben den Sprungbetrieb aus ihrer Seilbahn an die Firma Adventure Worls vermietet. Seit 1994 seien Abertausenden von Sprüngen durchgeführt worden, ohne dass es auch nur zum geringsten Zwischenfall gekommen sei, sagte Feuz. Die Verantwortung und die Haftung für das Bungy-Jumping liege allein bei dem Freizeitsportveranstalter. In einer Pressemitteilung bedauerte die Schilthornbahn die Tragödie zutiefst und sprach den Angehörigen des Opfers ihr Beileid aus.
Adventure World erwägt Schliessung
Die in Interlaken ansässige Firma Adventure World gab am Abend bekannt, dass sie ihren gesamten Betrieb bis auf Weiteres eingestellt hat. Sie überlegt sich nach dem Unfall die Schliessung des Unternehmens, wie Mitinhaber Georg Hoedle der «SonntagsZeitung» in einem Interview sagte. Hoedle bezeichnete den Leiter des Springens als erfahren. Er arbeite seit 1994 bei Adventure World und habe interne Lehrgänge durchlaufen.
Zwei verschieden lange Seile
Die Firma bietet in Stechelberg Bungee-Sprünge aus Höhen von 100 und 180 Meter an, wie Hoedle der Zeitung sagte. Dazu würden zwei verschieden lange Seile verwendet, die mit unterschiedlichen Farben markiert seien. Es wurde am Sonntag spekuliert, ob möglicherweise die verschieden langen Seile verwechselt wurden.
Es handelt sich bei Adventure World um das gleiche Unternehmen, das am vergangenen 27. Juli die Canyoning-Tour im Saxetbach im Berner Oberland durchgeführt hatte, bei der 21 Menschen ums Leben gekommen waren. Gegen elf Verantwortliche und Mitarbeiter der Firma läuft in dieser Sache ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung.
swissinfo und Agenturen

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