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Schreiben gegen das Unrecht

Arthur Honegger an den Solothurner Literaturtagen am 21. Mai 2004. Keystone

Sein Erstlingsroman "Die Fertigmacher", die Geschichte einer schweren Jugend als Findel- und Verdingkind, machte Arthur "Turi" Honegger 1974 berühmt. Soeben wurde das Werk neu aufgelegt.

Am Montag ist Honegger 80 Jahre alt geworden.

Er sei ein Kind der Sünde, seine Mutter eine Hure, die ihn ausgesetzt habe, bläute ihm einst die Pflegemutter ein. Bei den Dreharbeiten zu Lotty Wohlwends Dokumentarfilm “Turi” (2004) erfuhr er aber die Wahrheit: Seine Mutter war minderjährig gewesen und ledig, das Kind wurde ihr weggenommen und ins Waisenhaus gesteckt, sie selber bevormundet.

“Mein Leben war auf einer einzigen grossen Lüge aufgebaut”, sagt Honegger heute.

Hartnäckiger Aufstieg

Arthur Honegger wurde am 27.9.1924 in St.Gallen geboren. Als uneheliches Kind wurde er Pflegeeltern im Zürcher Oberland zugewiesen und mit 14 Jahren kam er in ein Heim. Anschliessend führte er ein Leben als Verdingbub und war Knecht bei einem Bauern. Drei Jahre verbrachte Honegger in einer Arbeitserziehungs-Anstalt.

Nach der Entlassung versuchte er sich in vielen Berufen und war als Kellner, Knecht, Sozialarbeiter und Parteisekretär tätig. Der Durchbruch als Journalist gelang ihm als Redaktor beim “Blick” und beim “Diner’s Club Magazin”.

Arthur Honegger war zeitweise freier Schriftsteller. Von 1991 bis 2000 sass er im Kantonsrat. Heute lebt er als Journalist und Publizist im toggenburgischen Krummenau.

Sachlichkeit statt Rührseligkeit

Sein Kindheitsmartyrium floss zwar in seinen Erstling “Die Fertigmacher” ein, doch wirkte das Buch eben gerade nicht durch Rührseligkeit, sondern durch Sachlichkeit.

Das galt umso mehr für die beiden Zeitromane “Freitag oder die Angst vor dem Zahltag” (1976) und “Wenn sie morgen kommen” (1977): Der eine thematisierte die Wirtschaftskrise der 30er Jahre, der andere die ersten Kriegsjahre.

Unermüdlich weiter

In “Der Ehemalige” (1979) und “Wegmacher” (1982) führte Honegger seinen autobiografisch durchwirkten Erstling weiter. In “Der Nationalrat” (1980) verwertete er seine Erfahrungen als Parteisekretär und stellte die Winkelzüge renommiersüchtiger Kommunalpolitiker bloss. “Alpträume” (1981) schildert die Entstehung der Rechtsaussenpartei “Nationale Aktion”.

Seit den 90er Jahren schreibt Honegger auch Unterhaltungsromane, zuletzt “Zwillinge” (2000) und “Bühler” (2002). Und in den nächsten Wochen erscheint schon wieder ein Buch von ihm: “Gestohlene Seelen. Verdingkinder in der Schweiz”. Verfasst hat er es zusammen mit Lotty Wohlwend, Regisseurin seines Filmporträts “Turi”.

swissinfo und Agenturen

Arthur Honegger, “Die Fertigmacher”, Verlag Huber Frauenfeld 2004, 329 Seiten, Fr. 48.-
Ab Oktober: Lotty Wohlwend und Arthur Honegger, “Gestohlene Seelen. Verdingkinder in der Schweiz”, Verlag Huber Frauenfeld 2004, Fr. 39.80

Arthur Honegger wurde am 27. September 1924 in St. Gallen als uneheliches Kind geboren.

Nach einer harten Jugend als Verdingkind und Aufenthalten in Heimen und Arbeitserziehungs-Anstalten arbeitete er als Bauernknecht und Kellner, um sich die Weiterbildung zu finanzieren.

Honeggeer wurde Werkstattschreiber und Parteisekretär, “Blick”-Redaktor, Sozialarbeiter und schliesslich freier Schriftsteller.

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