Snowboard: Olympia-Qualifikationen

In der Olympia-Ausscheidung der Schweizer Halfpipe-Spezialisten sind die Würfel gefallen. Fabienne Reuteler hat es bei den Frauen geschafft.
Nach Gian Simmen qualifizierten sich beim Trial in Grindelwald auch Therry Brunner und Marcel Hitz für die Spiele in Salt Lake City. Dani Costandaché überstand die hart umkämpfte Selektion trotz seiner Tageshöchstnote um einen einzigen Rangpunkt nicht.
Souveräne Fabienne Reuteler
Bei den Frauen setzte sich die Weltranglisten-Zweite Fabienne Reuteler problemlos durch und sicherte sich das Olympia-Ticket nun endgültig. Die 22-Jährige liess ihrem Triumph im internationalen Klassefeld von Laax im Berner Oberland einen weiteren souveränen Sieg folgen.
Obschon Fabienne Reuteler nach ihrem Fabelauftritt am Crap Sogn Gion mit den besten Voraussetzungen angereist war, spürte sie den (Selektions-)Druck stärker als erwartet. «Nachdem Ursula Bruhin im Alpin-Rennen ausgeschieden ist, habe ich mir schon ein paar Gedanken mehr gemacht», gestand Reuteler ein.
Ein lange gehegter Traum sei für sie wahr geworden. Und doch, als Olympia-Touristin mag sie nicht nach Nordamerika reisen: «Ich will dort unbedingt eine Medaille gewinnen.»
Diskussionen um Qualifikations-Modus
Dass die aktuelle FIS-Weltmeisterin Ursula Bruhin nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert wurde, sorgte bei arktischen Temperaturen auch am Sonntag für heisse Köpfe (und Diskussionen). Die Weltklasse-Alpin-Spezialistin Bruhin hatte am Samstag beim Trial in Grindelwald die Qualifikation um 23 Hundetstel-Sekunden verpasst.
Dass sich die neben der IFS-Championne Steffi von Siebenthal mit kompetitivste Alpin-Fahrerin als «Opfer eines unfairen Qualifikations-Modus» sah, ist nachvoll-ziehbar. «Wir Fahrer haben den Verband darauf hingewiesen, dass zwei Rennen als Basis der Qualifikation nicht ausreichend sind. Ein schlechtes Resultat genügt, und man ist weg vom Fenster», klagte Bruhin, die in Salt Lake City sicher zu den Medaillen-Kandidatinnen gehört hätte.
Dramatik im Männer-Wettbewerb
Wesentlich spannender, spektakulärer, bisweilen gar ungemein dramatisch verlief der Olympia-Showdown um die verbleibenden zwei Startmöglichkeiten bei den Männern. Jonas Emery, der hochtalentierte Snowboard-Künstler aus Sierre, offenbarte beim Training Nervenschwäche, stürzte schwer und musste mit einer schweren Hüftprellung ins Spital geflogen werden. Selbst Therry Brunner, der in Laax die gesamte Weltelite deklassiert hatte, bangte bis zum Wettkampfschluss um seinen vermeintlich sicheren Startplatz.
Mit einem völlig missratenen ersten Run und der schlechtesten Punktzahl der sechs Teilnehmer hatte sich der nach einem Trainings-Sturz angeschlagene Brunner in eine heikle Lage manövriert, überstand den «Cut» als Dritter des zweiten Durchgangs letztlich aber doch noch relativ sicher. «Ich habe trotz meiner schlechten körperlichen Verfassung das Optimum erreicht», urteilte ein sichtlich erleichterter Brunner nach dem nervenaufreibenden Fotofinish.
Um den letzten der drei Männer-Startplätze duellierten sich im entscheidenden Lauf überraschend Dani Costandaché und Marcel Hitz. Dass Costandaché nach seinem schwachen Abschneiden in Laax in Grindelwald nochmals derart stark in den Olympia-Fokus rücken würde, hätte kaum jemand für möglich gehalten.
Die fünf Juroren aus Finnland und der Schweiz bewerteten Costandachés technisch brillanten Sprünge mit der absoluten Bestmarke von 36,2. Weil Hitz in der Finalissima aber der zweitbeste Lauf gelang und er sich so vor Brunner schob, scheiterte Costandaché wie vor vier Jahren hauchdünn.
swissinfo und Sven Schoch (si)

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch