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Novartis will Berna Biotech nun doch nicht

Die Berner Impfstoff-Hersteller gehören künftig wahrscheinlich zu Crucell. Keystone

Der Basler Pharmakonzern Novartis wird keine Übernahme-Offerte für den Berner Impfstoffhersteller Berna Biotech vorlegen.

Damit dürfte der Weg frei sein für die Übernahme der Berner Firma durch die niederländische Crucell.

Jetzt dürften die Weichen im Übernahme-Rennen um den Impfstoffhersteller Berna Biotech gestellt sein: Der Basler Pharmakonzern Novartis wirbt definitiv nicht um Berna Biotech. Damit hat das niederländische Biotech-Unternehmen Crucell freie Fahrt.

Novartis teilte am Dienstag mit, nach Abschluss der Due Diligence-Prüfung und der Einschätzung der Chancen und Risiken sei die entsprechende Entscheidung gefallen. Novartis wird weiterhin ein Interesse am Genfer Biotechkonzern Serono nachgesagt.

Die Aktionäre von Crucell stimmten inzwischen an einer ausserordentlichen Generalversammlung in Amsterdam der geplanten Übernahme des Schweizer Impfstoffherstellers zu.

Berna will zu Crucell

Am Dienstag nahm der Berna-Verwaltungsrat den Novartis-Entscheid zur Kenntnis. Mit dem Verzicht des Basler Pharmakonzerns sehe er sich in seiner Haltung bestärkt, das Übernahmeangebot von Crucell zu unterstützen, heisst es in einer Mitteilung von Berna.

Der Verwaltungsrat hatte sich wiederholt für die im Dezember vorgelegte Übernahme-Offerte der niederländischen Biotechnologiefirma Crucell ausgesprochen.

Das Angebot sei aufgrund der hohen Komplementarität der beiden Firmen “strategisch richtig” und biete den Aktionären ein “erhebliches Wertschöpfungspotenzial”, hiess es. Zudem würden die Arbeitsplätze und Produktionsstandorte von Berna längerfristig gesichert.

Am Mittwoch können die Berna-Aktionäre auf einer ausserordentlichen Generalversammlung über diese Offerte befinden. Crucell bietet den Berna-Aktionären 0,447 eigene Aktien für einen Berna-Titel.

Novartis hatte für den Fall einer Offerte eine Barabfindung in Aussicht gestellt. Sie ist seit Anfang Dezember fühlbar gestiegen.

Die Crucell-Aktionäre befinden noch am Dienstag über eine Kapitalerhöhung, bei der die für die Berna-Übernahme nötigen Aktien geschaffen werden sollen.

Kein Regierungs-Auftrag

Wo Berna Biotech auch landet, eines steht fest: Das Berner Unternehmen hat den erhofften Zuschlag der Schweizer Regierung zur Herstellung von Impfstoff gegen die Vogelgrippe nicht erhalten. Denn am 9. Dezember betraute der Bundesrat das französische Unternehmen Sanofi Pasteur, im Falle einer Vogelgrippen-Pandemie in der Schweiz Impfstoff für 100’000 Personen zu produzieren.

Beim zuständigen Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) ist man über einen allfälligen Verkauf von Berna Biotech ins Ausland nicht beunruhigt. “Die generelle Impfstoff-Versorgung wäre dadurch nicht tangiert”, sagt Daniel Koch, Leiter der Sektion Impfungen im BAG, zu swissinfo. “Die Schweiz hat einen freien Impfstoff-Markt mit mehreren Anbietern.”

swissinfo und Agenturen

Berna Biotech wurde 1898 gegründet unter dem Namen “Schweiz. Serum- & Impfinstitut Bern”.
Die Firma hat ihren Sitz in Bern, betreibt aber auch Filialen in Europa und Korea.
Berna Biotech ist spezialisiert auf den Schutz vor Hepatits B, Atemwegserkrankungen und tropischen Krankheiten.
Das Unternehmen beschäftigt rund 700 Personen.
Eine Fusion mit Crucell würde den grössten unabhängigen Impfstoff-Produzenten der Welt hervorbringen.

Unter Biotechnologie versteht man die Umsetzung von Wissen aus Biologie und Biochemie in technische oder technisch nutzbare Stoffe.

Die “Grüne” Biotechnologie bezieht sich auf Pflanzen, inklusive ihrer gentechnischen Veränderung.

Die “Rote” Biotechnologie beschäftigt sich mit der Produktion von Medikamenten und Diagnostika.

Die “Blaue” Biotechnologie befasst sich mit der Herstellung von Nahrungsmittelzusätzen aus dem Meer.

Unter “Weisser” Biotechnologie versteht man biotechnologisch-basierte Produkte und Industrie-Prozesse in der Chemie-, Textil- oder Lebensmittel-Industrie.

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