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Rückgang der Zahl vermisster Schweizer

Tsunami-Überlebende in Aceh, Indonesien. Keystone

Die Zahl der Schweizer, die nach der Tsunami-Katastrophe in Südasien vermisst werden, sank nach Angaben des Aussenministeriums von 500 auf 400.

Die Auszahlung der Renten-Leistungen an Hinterbliebene von Vermissten soll unbürokratisch und schnell beginnen.

Die Zahl der nach dem Seebeben vermissten Schweizerinnen und Schweizer hat sich von 500 auf 400 vermindert, sagte der Chef des Krisenstabs des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Botschafter Peter Sutter, am Donnerstag in Bern.

Bestätigt ist weiterhin der Tod von 23 Schweizern.

Laut Sutter sind falsche Suchmeldungen einer der wichtigsten Gründe für diesen markanten Rückgang. Sutter führte als Beispiel eine Familie an, die nicht wie gemeldet in Thailand, sondern nach Tunesien in die Ferien gefahren sei.

Für die kommenden Tage geht Sutter von einem weiteren Rückgang der Vermisstenzahlen aus. Gleichzeitig sei aber auch möglich, dass es neue Vermisstenmeldungen geben werde.

Hinterbliebene erhalten sofort Leistungen

Das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) gab am Donnerstag bekannt, dass die AHV-Renten an Hinterbliebene von Vermissten der Flutkatastrophe bereits ab Januar fliessen sollen.

Auf die normalerweise gesetzlich verankerte Frist vor Auszahlung der Leistungen werde verzichtet. Eine entsprechende Weisung sei an die Ausgleichskassen ergangen. Die Rentenansprüche könnten ab sofort bei den Kassen angemeldet werden. Daneben müsse ein Verschollenheits-Verfahren eingeleitet werden.

Bisher erhielten Hinterbliebene von Vermissten Leistungen erst nach einem Jahr Wartefrist.

Auch die Suva will Angehörigen von den im Katastrophengebiet vermissten Versicherten die Leistungen sofort zuerkennen, wenn der Tod wahrscheinlich ist.

DEZA: Erste Zwischenbilanz

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zog eine erste Zwischenbilanz zur humanitären Hilfe an die von der Katastrophe betroffenen Länder.

Der erste von drei Versorgungsflügen für Indonesien sei am Mittwoch vor Ort eingetroffen. Zwei weitere sind in Zürich-Kloten gestartet. Unter den 120 Tonnen Hilfsgütern für Sumatra befinden sich Medikamente, Zelte, Wasserkanister, Stromgeneratoren und anderes Hilfsgerät.

Die Versorgung der Bevölkerung an der verwüsteten Westküste Sumatras ist laut der DEZA weiterhin problematisch und nur mit Helikoptern möglich.

Toni Frisch, Leiter der Humanitären Hilfe der DEZA, ist in der indonesischen Hafenstadt Medan eingetroffen, von wo er nach Banda Aceh weiterreisen wird, um Abklärungen für weitergehende Hilfsmassnahmen und Wiederaufbauprojekte zu treffen.

Gegenüber swissinfo bestätigte er, dass “das DEZA-Team eines der ersten war, die im indonesischen Banda Aceh aktiv waren”. Das Team habe auch berichtet, dass das “gesamte Territorium mehr oder weniger betroffen ist”.

Sri Lanka besser dran als Indonesien

“Strassen und Brücken sind zerstört. Das macht die Hilfsaktionen derart schwierig. Es gibt keine Infrastrukturen mehr.”

Frisch, der vorher in Sri Lanka weilte, kann die Situation vergleichen. “Während in Indonesien noch Hilfsaktionen notwendig sind, kann in Sri Lanka teils bereits mit dem Wiederaufbau begonnen werden.”

Spenden-Auflage für Hilfswerke: 20% Selbstfinanzierung

Spendenzusagen in der Höhe von 114 Mio. Franken hat die Glückskette bisher für die Opfer des Seebebens erhalten. Hilfswerke, die diese Gelder in Anspruch nehmen wollen, müssen eine Auflage erfüllen: Ihre Projekte müssen zu 20 Prozent selber finanziert werden.

Diese 20-Prozent-Klausel existiert schon “seit Jahr und Tag”, wie Seta Thakur, Sprecherin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS), sagte. Sie beruht auf einer Abmachung zwischen der Glückskette und den Hilfswerken.

“Es genügt deshalb nicht, wenn nur der Glückskette gespendet wird”, sagte Karl Schuler, Sprecher des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK). Gerade die kleineren Hilfswerke könnten ansonsten in Schwierigkeiten kommen.

Auch sie müssten die nötigen 20 Prozent zusammen bringen, um Glücksketten-Gelder für ihre geplanten Projekte zusammenzubringen. Angesichts der starken Präsenz der Glückskette müssten sie sich aber anstrengen, um dies zu bewerkstelligen.

swissinfo und Agenturen

Das Seebeben vom 26. Dezember 2004 vor der indonesischen Insel Sumatra erreichte die Stärke 9 auf der Richter-Skala.
Rund 150’000 Menschen wurden in den Tod gerissen.
Mehr als 2 Mio. Menschen benötigen dringend Nahrungsmittel.
Die Schweizer Regierung revidierte die geschätzte Anzahl Schweizer Todesopfer von 500 auf 400.
Die von Staaten zugesagte Hilfe liegt zwischen 3 und 4 Mrd. Dollar.

Die Nothilfeaktion in Asien ist das grösste humanitäre Engagement der DEZA seit der Flüchtlingskrise im Kosovo.

Im Krisengebiet stehen zur Zeit 80 Schweizer Experten im Einsatz.

Von den 27 Mio. Franken, die der Bund für Nothilfemassnahmen bereitgestellt hat, wurden bereits 19 Mio. fest verpflichtet.

Von der Gesamtsumme werden 60% für bilaterale Projekte und 40% für multilaterale Hilfe eingesetzt.

Am 11. Januar findet in Genf eine Geberkonferenz statt.

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