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Schweizer Film verkauft sich in Cannes

Still aus dem Trickfilm "Banquise". swissfilms.ch

Am Filmfestival von Cannes, das am Mittwoch beginnt, wird dem Schweizer Film noch nicht der rote Teppich ausgerollt. Er macht aber Boden gut.

Zwei Kurzfilme und mehrere Koproduktionen schafften den Sprung in den Wettbewerb. Ausserdem ist das Talent-Schaufenster “Journée suisse” geöffnet.

2005 sei für den Schweizer Film an der Riviera ein “eher katastrophales Jahr” gewesen, sagt Micha Schiwow, Direktor des Branchenverbands Swissfilms. An der diesjährigen 59. Austragung wird laut dem Kenner alles anders. “Schweizer Filme werden viel mehr Beachtung finden”, ist Schiwow überzeugt.

Im internationalen Wettbewerb figuriert zwar (noch) kein Schweizer Spielfilm. “Banquise” von Claude Barras und Cédric Louis nimmt aber immerhin am internationalen Kurzfilm-Wettbewerb teil.

Und mit dem Werk “Hunde” von Matthias Huser ist die Schweiz auch in der Sektion “Cinéfondation” vertreten.

Talent-Schmiede

Letztes Jahr erlebte das Fenster “Tous les cinémas du monde” in Cannes seine Premiere. Es bringt junge Talente und neue Tendenzen ins grelle Scheinwerferlicht. Offizielle Gäste des Welt-Kinos sind dieses Jahr Russland, Singapur, Tunesien, Burkina Faso, Israel, Venezuela – und die Schweiz.

Die Reihe umfasst vier Schweizer Spielfilme: “Verflixt verliebt” von Peter Luisi, “Strähl” von Manuel Flurin Hendry, “Garçon stupide” von Lionel Baier sowie “Mein Name ist Eugen” von Michael Steiner, dem neuen Star am Schweiz Filmhimmel. Bei den Kurzfilmen sind es nicht weniger als neun Schweizer Werke, die in Cannes gezeigt werden.

“Die Schau erlaubt uns, Werke von viel versprechenden Talenten zu zeigen”, sagt Micha Schiwow. Und das just in einer Phase, wo es mit dem Schweizer Film nach Jahren der Stagnation wieder aufwärts gehe.

Viele Koproduktionen

Nicht zum ersten Mal macht sich die Schweiz in Cannes mit einer Reihe von Koproduktionen bemerkbar. Beispielsweise mit “Ça brûle” der französischen Regisseurin Claire Simon, an dem die Zürcher Produktionsfirma Vega Film beteiligt ist.

Im Programm des Festivals figuriert “Ça brûle” aber als reine Schweizer Produktion. Dies deshalb, weil an der Cote d’Azur schon zahlreiche andere Filme aus Frankreich zu sehen sind.

“Das ist auch ein Zeichen der Schwäche”, erklärt Schiwow, denn die Koproduktionen suggerierten, dass die Schweiz ausser Stande sei, eigene Produktionen zu realisieren.

Netzwerke ausbauen

Schweizer Filmschaffen macht sich in Cannes nicht nur auf der Leinwand bemerkbar. Swissfilms betreibt zusammen mit dem Filmfestival von Locarno auch ein Pavillon an der Meeres-Promenade. Er bietet die Plattform, auf der Schweizer und internationale Vertreter der Filmbranche wichtige Kontakte knüpfen können.

Dies mit Erfolg: Im letzten Jahr beispielsweise fand Fredi Murer für seinen sehr erfolgreichen Film “Vitus” im Schweizer Pavillon einen internationalen Verleiher.

Die Folge: “Vitus” ging danach ans Berliner Filmfestival, von wo er die Reise in Kinosäle in zahlreiche andere Länder antrat.

swissinfo, Alexandra Richard
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Das 59. Filmfestival von Cannes dauert vom 17. bis 28. Mai 2006.
Die Jury, der Monica Bellucci, Patrice Leconte, Samuel L. Jackson und Tim Roth angehören, wird von Wong Kar Wai aus Hongkong präsidiert.
Die neue Regie-Generation mit Sofia Coppola, Richard Kelly oder Paolo Sorrentino tritt neben die grossen Stars wie Pedro Almodovar, Ken Loach Nanni und Moretti.

Die Schweizer Filme in Cannes:

“Banquise” von Claude Barras und Cédric Louis.

“Hunde” von Matthias Huser.

Diverse Koproduktionen, darunter “Juventude em marcha” von Pedro Costa im internationalen Wettbewerb.

Journée suisse in der Reihe “Tous les Cinémas du Monde” ist am 23. Mai.

Der Schweizer Kulturminister Pascal Couchepin ist offizieller Gast am Schweizer Tag.

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