Spitze von Swissmedic ausgewechselt
Der Direktor des Heilmittel-Instituts Swissmedic und vier weitere Direktions-Mitglieder verlassen das Unternehmen. Die Leitung des Instituts übernimmt vorübergehend Präsidentin Christine Beerli.
Seit einiger Zeit steht das Institut unter Beschuss, dass es zu wenig transparent, zu bürokratisch und in der Zulassungspolitik zu restriktiv sei.
Die anhaltende Kritik an Swissmedic hat gewirkt: Direktor Franz Schneller sowie vier weitere Direktionsmitglieder haben den Hut genommen. Christine Beerli übernimmt vorübergehend die operative Leitung. Die Massnahmen lösten durchwegs positive Reaktionen aus.
Schneller war nur 18 Monate im Amt. Mit ihm scheiden auch Paul Dietschy, Franz Reigel, Samuel Vozeh, Hans Thöni und Franz Schneller aus, wie am Donnerstag an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz in Bern bekannt gegeben wurde.
Anforderungen nicht erfüllt
Die fünf hätten sich rechtlich nichts zu Schulden kommen lassen, betonte die Präsidentin des Institutsrats, Christine Beerli. Sie hätten aber das Unternehmen nicht so geführt und repräsentiert, wie es nötig gewesen wäre.
Was die Abfindungen betreffe, habe der Institutsrat ein "anständiges, faires und sozial verträgliches Angebot" gemacht, sagte die ehemalige Berner Ständerätin. Es seien aber "keine goldenen Fallschirme" verteilt worden. Für alle betroffenen Personen zusammen handle es sich um einen Betrag "deutlich unter einer Million Franken".
Bis zur Neubesetzung des Direktionspostens übernimmt Beerli die operativen Aufgaben. Sie wird ihre Tätigkeit als Direktorin des Departements Technik und Informatik der Berner Fachhochschule aufgeben. Der stellvertretende Direktor Hans-Beat Jenny ist künftig auch für die operative Führung der Arzneimittelzulassung verantwortlich.
Zwei der somit noch verbleibenden Direktionsposten wurden bereits intern neu besetzt, der dritte soll erst besetzt werden, wenn der neue Direktor im Amt ist.
Massnahmen werden begrüsst
Mit Befriedigung nimmt der Schweizer Gesundheitsminister Pascal Couchepin zur Kenntnis, "dass der Institutsrat seine Verantwortung wahrnimmt". Er begrüsse die Entschlossenheit von Ratspräsidentin Christine Beerli.
Auch Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen, begrüsst den "Mut" des Institutsrats. Das neue Team unter Beerli "hat unser vollstes Vertrauen", hiess es.
Zuversicht löst Beerlis Schritt auch bei der Gesellschaft schweizerischer Amts- und Spitalapotheker (GSASA) aus. Die Massnahmen seien für die Glaubwürdigkeit von Swissmedic wichtig, sagte GSASA-Präsident Enea Martinelli. Er geht davon aus, dass nun auch "auf der zweiten Ebene" ausgemistet wird.
In ähnlichem Sinn äusserte sich auch Walter Stüdeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Verbandes für komplementärmedizinische Heilmittel (SVKV). Er hofft, "dass nun auch die Fachmitarbeiter die Gesetze vollziehen und nicht selber Politik machen wollen".
Hoffnungen auf einen "guten Neuanfang" macht sich auch die Naturärzte-Vereinigung der Schweiz (NVS). NVS-Geschäftsführer Edgar Ilg hofft insbesondere, dass es nun mit den "unsinnigen Anforderungen" in Bezug auf die Zulassung jahrelang bewährter Naturheilmittel vorbei sein werde.
swissinfo und Agenturen
Swissmedic
Swissmedic wurde Anfang 2002 gegründet und dient als zentrale schweizerische Überwachungsbehörde für Heilmittel.
Basis für die Tätigkeit der Swissmedic ist das Heilmittelrecht. Das Heilmittelgesetz sowie die ersten Ausführungsverordnungen traten am 1. Januar 2002 in Kraft.
Als öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes mit Sitz in Bern ist sie in ihrer Organisation und Betriebsführung selbständig und verfügt über ein eigenes Budget.
Swissmedic ist dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) angegliedert.
Swissmedic sorgt dafür, dass nur Heilmittel hergestellt und abgegeben werden, die den neusten wissenschaftlichen Ansprüchen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit genügen.
Swissmedic finanziert sich durch Gebühren sowie Abgeltungen des Bundes für gemeinwirtschaftliche Leistungen. Der Bundesrat erteilt Swissmedic einen mehrjährigen Leistungsauftrag.
Zudem schliesst das EDI mit dem Institut jährlich eine Leistungsvereinbarung ab.

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