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Stabilität auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

Im Juli mussten weniger Menschen stempeln gehen. Keystone

In der Schweiz ist die Zahl der Arbeitslosen im sechsten aufeinander folgenden Monat erneut leicht zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote jedoch bleibt gleich.

Trotz der Ankunft einer neuen Welle von Schulabgängerinnen und -abgängern verharrte die Arbeitslosenquote bei 3,1%. Das ist der tiefste Stand seit November 2002.

Insgesamt waren Ende Juli 121’725 Arbeitslose registriert, 1112 weniger als im Vormonat. Die Zahl der Stellensuchenden ging um 2956 auf 186’936 zurück, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am Montag bekannt gab.

Auch die Zahl der offenen Stellen ging zurück, und zwar um 1030 auf 11’529.

Mit einer Arbeitslosenquote von 3,1% dürfte der tiefste Stand dieses Jahrs erreicht sein. Denn nach dem Sommer drängen jeweils zahlreiche Schul-, Studien- und Lehrabgänger auf den Arbeitsmarkt, was die Zahl der Arbeitslosen wieder ansteigen lässt.

Die um saisonale Effekte bereinigte Zahl der Arbeitslosen sank bereits den elften Monat in Folge. Das zeige, dass sich die gute Konjunktur weiterhin positiv auf den Arbeitsmarkt auswirke, sagte Jean-Luc Nordmann, Direktor für Arbeit im seco.

Jugendliche auf Stellensuche

Im Vergleich zum Juli des vergangenen Jahres fiel die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit denn auch weniger stark aus, wie Nordmann erklärte.

Die Zahl der arbeitslosen 15- bis 19-Jährigen nahm um 1415 auf 6486 zu. Vor Jahresfrist hatte der Zuwachs 1615 betragen. Bei den 20- bis 24-Jährigen stieg die Zahl der Arbeitslosen um 193 auf 15’271. Im Juli 2005 war noch ein Plus von 361 registriert worden.

Die Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen nahm innert Monatsfrist von 3,6 auf 3,9% zu und erreichte damit wieder das Niveau vom Mai.

Anstieg im Herbst und Winter

In den Monaten August und September dürfte sich die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen erfahrungsgemäss weiter erhöhen. Damit verlangsamt sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Schweiz weiter. Allenfalls sei sogar mit einem leichten Anstieg zu rechnen, so Nordmann.

Mit dem Herbst kommen weitere negative saisonale Effekte hinzu: Mit dem Ende des Sommers nimmt die Bautätigkeit ab, und auch die Tourismus-Industrie kommt mit weniger Personal aus.

Nordmann rechnet für das laufende Jahr mit durchschnittlich rund 130’000 Arbeitslosen, was einer Quote von 3,3% entspricht, verglichen mit 3,8% im Vorjahr. Im nächsten Jahr dürfte die Quote auf 2,8% fallen. Tiefer war der Jahresdurchschnitt letztmals 2002 mit 2,5%.

Grosse kantonale Unterschiede

Die diesjährige Quote ist allerdings nicht in allen Kantonen gleich hoch: Bei über 4% liegt sie in den Kantonen Tessin und Waadt. In Genf hat die Arbeitslosigkeit im Juli auf 6,9% der Bevölkerung zugenommen.

Genau im schweizerischen Durchschnitt von 3,1% findet sich der Kanton Zürich, während die Kantone Appenzell Innerrhoden und Uri mit 0,7% am wenigsten Arbeitslose haben.

swissinfo und Agenturen

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz war bis Anfang der 1990er-Jahre so tief, dass sie vernachlässigbar war. Gründe dafür waren unter anderem die parallele Entwicklung von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage, der Ausgleich der Konjunktur-Schwankungen mit ausländischen Arbeitskräften sowie das Bestreben, den Arbeitsfrieden zu erhalten.

Während der Rezession in den 1990er-Jahren stieg die Arbeitslosenrate stark an und erreichte 1997 den Spitzenwert von 5,7%. Danach trat wieder eine gewisse Beruhigung ein, die Arbeitslosenrate lag Ende 2004 bei 4%, 2005 bei durchschnittlich 3,8%.

Die Arbeitslosigkeit ist in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz höher als in der Deutschschweiz. Frauen sind tendenziell häufiger davon betroffen als Männer.

Arbeitskräfte ohne Schweizerpass haben mehr Mühe, eine Arbeit zu finden, als Schweizerinnen und Schweizer.

Generell liegt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz tiefer als in der Europäischen Union (EU).

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