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Arbeitslosigkeit auf dem tiefsten Stand seit 2002

Jugendliche konnten am meisten vom Arbeitslosenrückgang profitieren. Keystone

In der Schweiz ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai zum vierten Mal in Folge auf nun 3,3% zurückgegangen. Das ist das tiefste Niveau seit Ende 2002.

Verantwortlich dafür ist vor allem die stärkere Konjunktur. Davon haben laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) vor allem Jugendliche profitiert.

Der flotte Wirtschaftsgang hat die Arbeitslosigkeit in der Schweiz auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren gedrückt.

Gemäss seco waren Ende Mai in der Schweiz noch 129’486 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 6874, was dem grössten Mai-Rückgang seit 1999 entsprach. Die Arbeitslosenquote bildete sich dadurch von 3,5% im Vormonat auf noch 3,3% zurück.

Gleichzeitig sank die Zahl der Stellensuchenden um 7678 auf 196’638. Zugenommen haben umgekehrt die offenen Stellen, und zwar um 1482 auf 12’370.

Robuste Verbesserung

Seco-Direktor Jean-Luc Nordmann wertete diesen Rückgang als robuste Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt. Rein konjunkturell bedingt sei die Arbeitslosigkeit nun schon zum neunten Mal in Serie gesunken.

Der konjunkturelle Fortschritt zeige sich auch darin, dass mittlerweile praktisch alle Berufsgruppen vom Rückgang erfasst wurden. Am meisten trug allerdings weiterhin die Saisonbranche Bau bei. So mussten Im Mai rund 1900 Bauleute weniger den Gang zum Arbeitsamt antreten als noch im Vormonat.

Fortschritte bei der Jugendarbeitslosigkeit

Als besonders positiv hob Nordmann auch die Fortschritte bei den Jugendlichen hervor, welche überproportional vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren konnten.

Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit sank um 0,3% auf noch 3,9%. Bei den Lehrlingen sank die Arbeitslosenzahl um fast 9%, bei den Schülern und Studenten um 7,2%.

Nach Einschätzung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) wird die Zahl der Schulabgänger in den nächsten Jahren nochmals beträchtlich steigen. Der SGB fordert daher rasch wirksame Massnahmen “zur Verhinderung einer wachsenden Perspektivlosigkeit”.

Konkret: Arbeitgeber, Bund und Kantone sollen unverzüglich zusätzliche 10’000 Ausbildungsplätze schaffen.

Die meisten Kantone profitieren

Mit Ausnahme vom ohnehin nur wenig betroffenen Appenzell-Ausserrhoden konnten sämtliche Kantone von der Erholung profitieren. Am deutlichsten ging die Quote im Kanton Jura zurück; sie sank um 0,3 Prozentpunkte auf noch 3,7 %.

In der Westschweiz und dem Tessin reduzierte sich die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte und damit doppelt so stark wie in der Deutschschweiz. Mit 4,7% lag sie aber immer noch deutlich höher als die 2,8% diesseits des Röstigrabens.

Am höchsten war die Arbeitslosigkeit weiterhin im Kanton Genf, obwohl auch dort die Quote von 7,1 auf 6,9% zurückging.

Kurzarbeit: Positive Entwicklung

Ein sehr erfreuliches Bild zeigt sich bei der Kurzarbeit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnten die Zahlen praktisch halbiert werden, wie Nordmann weiter erklärte.

Im April 2006 waren noch 1216 Personen in 154 Betrieben von Kurzarbeit betroffen.

Erwartungsvoller Blick in die Zukunft

Positiv fiel der Blick in die Zukunft aus. Für den Juni erwartet das seco nochmals einen Rückgang in der gleichen Grössenordnung, bevor dann im Sommer die Schul- und Studienabgänger die Erholung bremsen.

Nordmann hält es angesichts des bisherigen Trends auch für möglich, dass das prognostizierte Jahresmittel von 3,4% Arbeitslosen letztlich unterschritten werden könnte. Das seco hatte seine Voraussage dieses Jahr bereits zwei Mal nach unten korrigiert.

swissinfo und Agenturen

Europäische Arbeitslosenraten (April 2006)

Schweiz: 3,5%
Eurozone: 8%
Europäische Union: 8,3%
Niederlande: 3,8%
Dänemark und Irland: 4,3%
Österreich: 4,9%
Italien: 7,7%
Deutschland: 8,2%
Frankreich: 8,9%
Polen: 16,5%

Auf dem Lehrstellenmarkt bleibt die Lage angespannt. Es fehlen ungefähr 7% der benötigten Lehrstellen.

Dieses Jahr hat sich das Angebot um 1000 auf 73’500 Stellen vergrössert. Die Zahl der interessierten Jugendlichen ist jedoch von 77’000 auf 79’000 gestiegen.

Am 15. April hatten bereits 77% der Unternehmen ihre Lehrstellen besetzt. 65% der an einer Berufslehre interessierten Jugendlichen hatten bereits einen Vertrag in der Tasche.

Für 21’000 Jugendliche bleiben also 17’500 freie Lehrstellen. Dies kommt einem Anteil von 15% gleich (Vorjahr: 18%).

Die Jugendlichen bewerben sich immer früher. Am 15. April waren es bereits 91%, im Jahr vorher nur 83%.

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