
Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Willkommen zu unserer Auswahl einiger der grössten – und buntesten – Geschichten der Schweiz der vergangenen sieben Tage.
Diese Woche reisen wir durch das Land, vom Eurovision Song Contest in Basel und den US-China-Gesprächen in Genf bis hin zu den Abkommen zwischen der Schweiz und der EU in Bern. Und wir schauen uns an, warum BHs mit Metallbügeln in der Armee Schlagzeilen gemacht haben.
Gute Lektüre!

Am Samstagabend wird in Basel der Gewinner-Act des diesjährigen Eurovision Song Contest gekrönt und mit Konfetti überschüttet. Allerdings war in den Schweizer Medien auch über eine Kontroverse abseits der Bühne zu lesen.
In Basel gab es mehrere Demonstrationen gegen die Teilnahme Israels am Musikwettbewerb. Auch das Schweizer Gesangstalent Nemo, Gewinner:in des letztjährigen ESC, unterstützte die Forderungen von mehr als 70 ehemaligen Eurovision-Künstler:innenExterner Link, Israel vom Wettbewerb auszuschliessen. «Nemo hat recht», schrieb der Tages-Anzeiger. «Überschreitet ein Staat rote Linien, sollte eine solche Sanktion jedoch möglich sein.»
Am Donnerstag wurde während der Generalprobe für das zweite Halbfinale der Auftritt der israelischen Sängerin Yuval Raphael gestört. Sechs Personen mit palästinensischen Flaggen und Pfeifen wurden aus der Halle geführt. Am Donnerstagabend demonstrierten rund hundert Menschen auf dem Basler Münsterplatz gegen Antisemitismus und bekundeten ihre Solidarität mit Raphael.
Ebenfalls am Donnerstag kritisierte der Kulturkommissar der Europäischen Union Glenn Micallef den Eurovision Song Contest, da dieser den Künstler:innen verbietet, die EU-Flagge zu schwenken. «Die europäische Flagge steht für unsere Werte, für unsere europäische Identität, für Inklusion – und für die Staatsangehörigkeit von fast einer halben Milliarde Menschen», sagte Micallef gegenüber Politico. «Wenn nationale Flaggen auf die Bühne gehören, dann gehört auch die europäische Flagge dazu.»
Den Gastgeber:innen sei verziehen, wenn sie sich fragen, ob es das alles wert ist. Das Schweizer Fernsehen SRF schaute sich an, wie viel das Ganze kostet (etwa 60 Millionen Franken), wer davon profitieren kann (schwer zu sagen, SRF verweist auf das Gastgewerbe, den Detailhandel, die Veranstaltungsbranche sowie Technologie-, Logistik- und Transportunternehmen) und ob es ein Sprungbrett für die Karrieren von Künstler:innen sein kann (manchmal).
Kann Zoë Më den zweiten Sieg in Folge für die Schweiz holen? Wahrscheinlich nicht, sagen britischen WettbürosExterner Link, die Schweden und Österreich favorisieren. Aber beim ESC weiss man bekanntlich nie…

Mit den Zollgesprächen zwischen China und den USA stand Genf letztes Wochenende im Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit. Die Schweiz scheint von ihrer Rolle als Gastgeberin der Gespräche profitiert zu haben.
Am Samstag begrüsste US-Präsident Donald Trump die «grossen Fortschritte», die erzielt wurden, und am Montag verkündeten die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt eine 90-Tage-Vereinbarung zum Abbau der massiven Zölle, die sie gegeneinander verhängt hatten. Dies wiederum beflügelte die Börse, unter anderem in New York.
Obwohl die Schweiz nicht am Inhalt der Gespräche in Genf beteiligt war, schienen sich ihre organisatorischen Bemühungen auszuzahlen: Am Montag deutete US-Finanzminister Scott Bessent an, die Schweiz sei in der Warteschlange für ein eigenes Handelsabkommen mit Washington ganz nach vorne gerückt. Bessents Kommentare veranlassten die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter zur Aussage, dass die Schweiz «eines der nächsten» Ländern – wenn nicht sogar das nächste Land – sein sollte, das ein Abkommen mit den USA schliesst.

Die Schweiz hat in ihrem bilateralen Abkommen mit der Europäischen Union (EU) eine Schutzklausel zur Einschränkung der Zuwanderung ausgehandelt. Am Mittwoch hat der Bundesrat die Kriterien für die Aktivierung der Schutzklausel im Freizügigkeitsabkommen festgelegt. Die Reaktionen darauf fielen erwartungsgemäss gemischt aus.
«Dies ist gewissermassen die Mutter aller bilateralen Gefechte. Wie überzeugt man die Schweizer, dass das mit Brüssel ausgehandelte Paket von Abkommen uns nicht nur erlaubt, souverän zu bleiben, sondern auch die Einwanderung besser zu kontrollieren», fragte Le Temps. «Die Regierung hat ihre Geheimwaffe präsentiert: die Schutzklausel.»
Die Regierung erklärte in einer Mitteilung, diese Klausel könne angewendet werden, wenn Schwellenwerte bei Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug oder Nettozuwanderung überschritten werden. Auch Indikatoren, die auf «schwerwiegende wirtschaftliche oder soziale Probleme» hinweisen, etwa im Wohnungswesen oder im Verkehr, würden berücksichtigt.
Die politische Linke begrüsste die Nachricht im Allgemeinen, wie SRF berichtete. Die SP erklärte, die Schutzklausel gebe der Regierung den nötigen Handlungsspielraum. Die Parteien der Mitte begrüssten, dass der Bundesrat die Zuwanderungsfrage anspricht, sagten aber, dass sich noch einige Fragen zur praktischen Umsetzung stellten. Die SVP hingegen sprach von einem «Beschiss» und hält die Schutzklausel für untauglich, um die Zuwanderung effektiv zu begrenzen. Lisa Mazzone, Präsidentin der Grünen, war ebenfalls dagegen, allerdings aus einem anderen Grund: Sie bezeichnete die Schutzklausel angesichts des Fachkräftemangels als unnötig.
Die Reaktionen der Medien waren überwiegend verhalten. «Die Schutzklausel ist ein politischer Nervenberuhiger, mehr nicht», lautete die Überschrift eines Meinungsartikels im Tages-Anzeiger. «Der Bundesrat will die Zuwanderung in Eigenregie bremsen können. Richtig so. Das wird aber nichts daran ändern, dass die Schweiz ein Einwanderungsland bleibt – und sich den Folgen stellen muss.»

Büstenhalter mit Metallbügeln sind laut Schweizer Armee für militärische Aktivitäten zu gefährlich. Sie hat allen Soldatinnen ein Schreiben geschickt, in dem ihnen «dringend empfohlen» wird, während des Dienstes Sport-BHs zu tragen. Diese werden von der Armee mitfinanziert.
«Jeder metallische Gegenstand, der sich zwischen dem Oberkörper und der ballistischen Schutzausrüstung (kugelsichere Weste, Anm. d. Red.) befindet, kann bei Druckwellen, Splittern oder Geschossen eine zusätzliche Gefahrenquelle sein», erklärt Lara Joye, Leutnant im Sanitätseinsatz des Rotkreuzdienstes.
Wie ihre Kolleginnen im Militär erhielt Joye letzten Monat ein Schreiben der Armee, in dem Soldatinnen «dringend empfohlen» wird, während des Dienstes Sport-BHs zu tragen, wie RTS am Montag berichtete. Um Soldatinnen zum Tragen der Sport-BHs zu ermutigen, beteiligt sich das Eidgenössische Departement für Verteidigung (VBS) alle drei Jahre mit jeweils 100 Franken am Kauf der Unterwäsche.
Joye begrüsst diese Massnahme. Sie hätte es jedoch praktischer gefunden, wenn die Armee die Sport-BHs selbst zur Verfügung stellen würde: «In einer idealen Welt wäre es einfacher, wenn wir sie gleich am ersten Tag des Dienstes bekommen würden.» Die Möglichkeit, die Modelle selbst auswählen zu können, sieht sie jedoch auch als Vorteil – so könne man jene tragen, die am besten passen würden.
Im letzten Jahr gab es fast 2800 Frauen in der Schweizer Armee, weniger als 2% der Gesamtzahl. Das Verteidigungsministerium möchte diesen Anteil bis 2030 auf 10% erhöhen.

Nächste Woche
Am Montag veröffentlicht das Bundesamt für Statistik die neuste Schweizerische Gesundheitsbefragung.
Am Donnerstag ist Weltbienentag. Die Nachrichten der Schweizer Imker:innen waren in den letzten Jahren jedoch nicht besonders gut.
Der Schweizer Künstler Jean Tinguely wäre am nächsten Donnerstag 100 Jahre alt geworden. Im Laufe der Woche finden im ganzen Land verschiedene Veranstaltungen zum Thema Tinguely statt.
Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung aus dem Englischen mit der Hilfe des KI-Tools Claude: Claire Micallef

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