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Konferenz

Heute in der Schweiz

Liebe Auslandschweizer:innen

Während Promis wie Audrey Hepburn oder Sean Connery durch die Gänge des Bürgenstocks flanierten (ich war offensichtlich noch nie dort, aber so stelle ich mir das vor), war der Hotelkomplex bereits früher beliebt als Schauplatz der Weltpolitik.

Herzliche Grüsse aus Bern

Bürgenstock Landschaft
Auf diesem Berg haben sich schon viele politische Schwergewichte getroffen. Urs Hubacher/Keystone

Wie der Bürgenstock zu seiner Aura kam.

Seit der Bürgenstock als Austragungsort für die Ukraine-Konferenz gesetzt ist, ist der Hotelkomplex über dem Vierwaldstättersee in aller Munde. Dabei blickt der Bürgenstock auf eine reiche Geschichte hochrangiger politischer Treffen zurück.

Seinen Ruf als Veranstaltungsort für exklusive internationale Konferenzen hat der Bürgenstock unter anderem seiner Rolle als Konferenzort der so genannten Bilderberg-Gruppe zu verdanken. Dreimal (1960, 1981 und 1995) trafen sich führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Militär und Wissenschaft im Hotelresort. Ziel der Gruppe: die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Westeuropa zu stärken. Themen und Teilnehmende waren vertraulich, die Treffen hatten eine Aura der Geheimhaltung, was Verschwörungstheoretiker:innen bereits damals in Aufregung versetzte.

Auch in jüngerer Vergangenheit war der Bürgenstock Schauplatz internationaler Politik. Im Januar 2002 unterzeichneten Vertreter der sudanesischen Regierung und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) im Hotelkomplex ein Waffenstillstandsabkommen – ein erster Schritt zur Unabhängigkeit des Südsudans, die 2011 erklärt wurde.

  • Welche Politiker:innen und Promis das Luxushotel in seiner Geschichte bereits aufgesucht haben, lesen Sie im Artikel meines Kollegen Andrea Tognina.
  • Bis zu 4000 Armeeangehörige sollen die Ukraine-Konferenz schützen. Zu lesen auf SRFExterner Link.
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Ein Emmentaler Käse mit den typischen Löchern wird angeschnitten
Keystone/PPR Media Relations AG

Knatsch um Käse!

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Löcher im Emmentaler entstehen? Durch Heustaub. Beim Melken per Hand gelangt dieser in die Milch, Bakterien bilden sich und produzieren bei der Verarbeitung zum Käse Gase, die nicht durch die Rinde entweichen können. Voilà: Löcher. Doch diese werden – zumindest in der Schweiz – immer kleiner.

Der Grund dahinter ist die zunehmende Hygiene beim automatisierten Melken und die räumliche Trennung vom Heuhaufen und Stall. Um diesem Schrumpfen der Löcher entgegenzuwirken, empfahl das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, Agroscope, vor zwölf Jahren, Heublumenpulver zu verwenden.

Der Crux bei der Sache: Obwohl das Mittelchen heute bei der Produktion vieler Käsesorten fleissig eingesetzt wird, bleibt der Emmentaler mit dem Herkunftsetikett AOP aussen vor. Das Pflichtenheft untersagt den Einsatz von Zusatzstoffen oder Verarbeitungshilfsstoffen, zu denen auch Heublumenpulver gehört.

Während im Ausland, wo Zusatzstoffe wie Heublumenpulver erlaubt sind, Emmentaler mit Löchern der Grösse eines Fünflibers auf den Markt kommen, weist die Schweizer Variante mit Herkunftsbezeichnung AOP gerade mal Löcher in Zweifränklergrösse auf.

Geht es nach der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland soll sich das aber ändern. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, bringt sie das Verbot von Heublumenpulver vor das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen. Das “Dilemma zwischen Tradition und Innovation” soll Anfang Juni verhandelt werden.

Das Setzen neuer Messstangen auf dem Vadret Pers im Oberengadin. Im Rahmen vom Schweizerischen Gletschermessnetz (GLAMOS ? Glacier Monitoring in Switzerland). Hier eine alte Messstange. Aufgenommen am Montag, 12. September 2022, in St. Moritz.
Keystone / Mayk Wendt

Auf den Schweizer Gletschern liegt derzeit so viel Schnee wie schon lange nicht mehr.

Zu diesem Schluss kamen Forschende, die im April und Mai im Rahmen des Schweizer Gletschermessnetzes die Schneebedeckung auf 14 Gletschern gemessen haben. Konkret: Für alle Schweizer Gletscher ergebe sich ein Überschuss von 31% mehr Winterschnee im Vergleich zu den Jahren zwischen 2010 und 2020. Einzelne Gletscher wiesen gar Höchstwerte auf.

Obwohl der Winter überdurchschnittlich warm war, seien die Temperaturen auf 3000 Meter über Meer “tief genug gewesen, dass die Niederschläge in Form von Schnee anfielen”, sagt Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich gegenüber den CH Medien.

Dies seien gute Nachrichten, vor allem mit Blick auf den kommenden Sommer, da die dicke Schneedecke für den Gletscher als Schutzschild dient. “Es wird länger dauern, bis sie weggeschmolzen ist, so lange ist das Gletschereis geschützt”, sagt Huss. Allerdings betont der Wissenschaftler, dass für die Zukunft der Schweizer Gletscher vor allem die Temperaturen im Sommer entscheidend seien. Niederschlagsreiche Winter wie dieses Jahr könnten den Schmelzprozess nur kurzfristig etwas bremsen.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Pauline Turuban

Ist künstliche Befruchtung ethisch vertretbar?

Sollten Staaten wie die Schweiz dafür sorgen sollten, dass zeugungsunfähige Menschen Zugang zu künstlicher Befruchtung haben? Welche Methoden sollen erlaubt sein, welche nicht?

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Gedenkveranstaltung an den Burenkrieg
Mit Liedern auf Afrikaans haben diese Südafrikaner 2014 in der Nähe von Dundee einer Schlacht des Burenkriegs gedacht. Kim Ludbrook / Keystone

Weisse Rechtspopulist:innen machen in Südafrika Politik, ohne bei den Wahlen anzutreten.

Wie funktioniert Populismus, wenn mit “unser Volk” eine Minderheit gemeint ist? Am 29. Mai entscheidet sich in Südafrika, ob der African National Congress zum ersten Mal seit den ersten freien Wahlen 1994 die Mehrheit verliert. Wie immer nicht bei den Wahlen antreten wird das Solidarity Movement. Diese Gruppe von Rechtspopulist:innen versteht es trotzdem, mit einer “Wir gegen die”-Rhetorik und eigenen Institutionen eine Art Staat im Staat zu schaffen und Einfluss zu nehmen.

Im Interview mit meinem Kollegen Benjamin von Wyl erklärt die Historikerin Danelle van Zyl-Hermann, dass für das Solidarity Movement diese ausserparlamentarische Strategie die beste Option sei. “Da sie nie zu Wahlen antreten, können sie behaupten, viel Unterstützung zu haben, müssen diese aber nie an der Urne zeigen.” Die Rechtspopulist:innen hätten dafür auch eine Wendung : “Zählt uns nicht – wiegt uns!”

Das Problem sei, dass die Bewegung für sich in Anspruch nimmt, für alle Afrikaaner:innen zu sprechen. “Sie behauptet, alle Afrikaaner:innen in Südafrika – sowie auch alle Weissen und alle Minderheiten – würden in einem von der schwarzen Mehrheit regierten Staat diskriminiert. Dies ist definitiv nicht so”, sagt van Zyl-Hermann.

Zum möglichen Mehrheitsverlust des African National Congress am 29. Mai sagt die Historikerin: “Was auch immer geschieht: Auf nationaler Ebene wird der ANC die grösste Partei bleiben.” Vielleicht gebe es eine Koalitionsregierung. Entscheidend sei, “dass das Wahlergebnis als legitim akzeptiert wird.”

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