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Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis beendet in diesen Stunden seinen Kurzbesuch in Israel und im Westjordanland, wo er unter anderem den palästinensischen Premierminister Mohammad Mustafa und den israelischen Aussenminister Gideon Saar getroffen hat.

Zudem berichten wir heute im Briefing über eine Urlaubsreise in die USA, die schlimm endete, bevor sie richtig begonnen hat, über einen Sprung ins kalte Nass und über die grösste Sportveranstaltung in der Schweiz, die morgen in Lausanne beginnt.

Eine gute Lektüre!

mann und frau
Ignazio Cassis am Mittwoch in Ramallah zusammen mit Anne-Lise Cattin Hennin, der Schweizer Vertreterin in den Palästinensischen Gebieten. Keystone / Laurent Sierro

Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis ist am Dienstagnachmittag in Tel Aviv gelandet – für einen Kurzbesuch von etwa 20 Stunden in Israel und im Westjordanland. Mit der Reise wollte er sich ein eigenes Bild der humanitären Hilfe in der Region machen.

«Wir werden überleben»: Mit diesen Worten begrüsste der palästinensische Premierminister Mohammad Mustafa den Schweizer Bundesrat Ignazio Cassis am Mittwochmorgen in Ramallah und dankte ihm dafür, dass er persönlich vor Ort gekommen war, um sich ein Bild der Situation zu machen. Cassis und Mustafa diskutierten unter anderem über die für nächste Woche in New York geplante Konferenz zur Zwei-Staaten-Lösung, bei der mehrere Länder einen palästinensischen Staat anerkennen könnten. «Für die Schweiz stellt die Frage der Anerkennung Palästinas den Höhepunkt eines glaubwürdigen politischen Prozesses dar, der zu einer Zwei-Staaten-Lösung führt», erklärte Nicolas Bideau, Sprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), nach dem Treffen gegenüber einem Journalisten der Keystone-SDA.

Nach der Station in Ramallah reiste der Schweizer Aussenminister weiter nach Jerusalem zu einem persönlichen Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen, Gideon Saar. Zu den besprochenen Themen gehörten auch die Bedenken bezüglich der humanitären Situation im Gazastreifen.

In den letzten Tagen wurde Ignazio Cassis in der Schweiz stark für seine von einigen als zu unkritisch empfundene Haltung gegenüber Israel kritisiert. In einem offenen Brief erklärten 56 ehemalige Schweizer Diplomatinnen und Diplomaten, sie seien schockiert über das «Schweigen und die Passivität» der Schweiz angesichts der von Israel im Gazastreifen begangenen «Kriegsverbrechen». Kritik kam auch aus dem vom Tessiner Ignazio Cassis geleiteten Departement selbst. Mehrere Mitarbeitende unterzeichneten einen Brief, in dem sie Cassis aufforderten, «die wahllosen Operationen der israelischen Armee in Gaza und im Westjordanland entschieden zu verurteilen».

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Das harte Vorgehen der Trump-Regierung gegen die illegale Einwanderung in die USA hat auch für manche Touristinnen und Touristen alptraumhafte Folgen. Keystone-SDA

Ein schlimmes Abenteuer erlebte eine Schweizerin in den Vereinigten Staaten, die ihren Geburtstag in New York feiern wollte und stattdessen in New Jersey inhaftiert wurde.

Was dieser Frau passiert ist, könnte gemäss dem von der Neuen Zürcher Zeitung interviewten Anwalt Pascal Ronc jedem passieren und ist laut der Zeitung auch «Resultat von Trumps neuer Grenzpolitik». Lara – ein Pseudonym, das die NZZ zum Schutz der Identität der Betroffenen wählte – landete am 9. April mit einem gültigen Touristenvisum in New York. Die Studentin der Erziehungswissenschaften und Lehrerin war in die Grossstadt gekommen, um ihren Geburtstag mit Freundinnen und Freunden aus New York zu feiern. Sie kennt die Stadt gut und reist regelmässig hin.

Doch Beamte der Customs and Border Protection wählten Lara für eine genaue Kontrolle aus. Sechs Stunden verbrachte sie im Befragungsraum. Die Beamten fragten sie, warum sie so oft herkomme. Als sie erfuhren, dass Lara auch US-Amerikanerinnen und -Amerikaner online unterrichtet, vermuteten sie, dass sie illegal in den USA arbeiten wolle. Sie forderten sie auf, ihr Telefon zu entsperren und verlangten die Zugangscodes zu Laras Profilen auf den Sozialen Medien und zu ihrem E-Banking. Doch trotzdem glaubten die Beamten ihr nicht. Sie hätten gesagt, sie solle entweder zugeben, dass sie hier sei, um zu arbeiten oder würde im Gefängnis landen. Als die Frau nach einem Anwalt fragte und die Schweizer Botschaft kontaktieren wollte, erhielt sie zur Antwort, sie habe hier keine Rechte, sie sei keine amerikanische Staatsbürgerin.

Lara bekam Handschellen, Fussfesseln und eine Kette um den Bauch. «Da habe ich zum ersten Mal geweint», erzählt sie der NZZ. So wurde sie in das Elizabeth Contract Detention Facility, eine Haftanstalt in New Jersey, gebracht. Laut Berichten von US-Medien, die die NZZ zitiert, soll die Einrichtung 350 Personen beherbergen, obwohl sie nur 250 Plätze hat. Es fehle an Medikamenten, Trinkwasser und Seife.

Lara, die zu dem Zeitpunkt ihre Menstruation hatte, erhält erst nach vielen Bitten eine Binde. Nach 24 Stunden wird die Frau – gefesselt, mit blutbefleckter Kleidung und Schürfwunden von bewaffneten Beamten zu einem Flugzeug eskortiert. Sie wird abgeschoben. Erst im Flugzeug erhält sie ihren Pass und Smartphone zurück. Das Schweizer Aussenministerium, das via das Konsulat in New York bei den amerikanischen Behörden interveniert hatte, teilte mit, der Chef der Amerika-Abteilung habe seine Besorgnis über das Vorgefallene bei einem Treffen in Bern im April mit dem US-Geschäftsträger ad Interim zum Ausdruck gebracht.

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Es war eine gute Portion Mut nötig für den Sprung in den Genfersee am Pfingstwochenende. Keystone / Martial Trezzini

Wer an Pfingsten in Genf in den See gesprungen ist, hat wahrscheinlich gefroren: Die Wasseroberfläche ist innerhalb weniger Tage acht Grad kälter geworden.

Dieses Phänomen tritt praktisch jedes Jahr zu Beginn des Sommers auf, wenn die warme Wasserschicht noch relativ dünn ist. Allerdings sinken die Seetemperaturen nicht jedes Mal so abrupt wie dieses Jahr. Innerhalb weniger Tage ist das Thermometer im Petit Lac (der Teil des Genfersees direkt bei der Stadt Genf) von 19 auf 11 Grad Celsius gefallen. Der stärkste Temperaturabfall war 2017: Damals sank die Wassertemperatur bei den Bains des Pâquis, dem berühmten Genfer Strandbad, innerhalb von zwei Tagen von 23 auf nur 8 Grad.

Dieses sogenannte Upwelling entsteht durch «starken und anhaltenden Südwestwind, der das warme Oberflächenwasser nach Nordosten verschoben hat, während im Gegenzug das kalte Tiefenwasser aufsteigt«, hat Damien Bouffard vom Wasserforschungsinstitut Eawag erklärt.

Von diesem Phänomen ist nicht nur der Genfersee betroffen. Upwelling hat man auch im Vierwaldstättersee bei Luzern und im Thunersee beobachtet, wo es auch in der Aare zu einem deutlichen Temperaturabfall führte.

Turner
Rhythmik-Übungen von 12’000 Turnern am Eidgenössischen Turnfest 1972 in Aarau. Keystone-SDA

In Lausanne ist alles bereit für den Beginn der grössten Sportveranstaltung der Schweiz: Von morgen bis zum 22. Juni werden in der Hauptstadt des Kantons Wadt rund 70’000 Turnerinnen und Turner erwartet.

Das Eidgenössische Turnfest, das erstmals 1832, 16 Jahre vor der Gründung des Schweizer Bundesstaates, organisiert wurde, hat sich im Laufe der Jahrzehnte zur grössten Zusammenkunft von Sportlerinnen und Sportlern der Schweiz entwickelt. Ursprünglich, so erklärt der Historiker Gil Mayencourt der Westschweizer Zeitung 24heures, sei diese Veranstaltung vor allem ein «politisches Projekt» gewesen. Das Turnfest sollte «einigend» wirken in einem Land, das noch stark von kantonalen Autonomien geprägt war.

Erst nach dem Sonderbundskrieg, 1848, entwickelte sich die Veranstaltung mit stark liberal-freisinnigem Einschlag im Sinne einer Logik der Versöhnung. «Man betont fortan die Überparteilichkeit, um so viele Menschen wie möglich einzubeziehen, zumindest auf der Ebene des Diskurses», erklärt Mayencourt. Bis das Eidgenössiche Turnfest wirklich die ganze Schweiz einbezogen hat, dauerte es aber noch eine ganze Weile. Anfänglich interessierten sich die ländlichen und katholisch-konservativen Regionen nicht dafür. Das hat auch wirtschaftliche Ursachen. «In erster Linie, weil die Bauern des 19. Jahrhunderts, wie auch die Fabrikarbeiter, weder die Zeit noch die Energie noch das Geld hatten, einem Turnverein beizutreten», so Mayencourt.

Noch länger dauerte es, bis die Frauen mitturnen konnten. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieb das Turnen eine rein männliche Bastion. Der erste Frauentag wurde 1932 organisiert, aber das erste wirklich gemischte Eidgenössische Turnfest fand erst 1984 statt.

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