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Wer hat Angst vor dem Elektrosmog?

Wissenschaftliche Erkenntnisse über gesundheitliche Risiken infolge Elektrosmog sind rar. Keystone

Über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung macht sich wegen Elektrosmog Sorgen um ihre Gesundheit, zeigt eine Umfrage im Auftrag des BUWAL.

Rund 5% der Befragten schreiben dem Phänomen eigene gesundheitliche Probleme zu, was bislang durch die Wissenschaft nicht bewiesen werden konnte.

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern hat 2048 Personen zum Thema Elektrosensibilität befragt. Rund 5% der Befragten sind überzeugt, durch Elektrosmog gesundheitlich beeinträchtigt zu sein, wie das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) mitteilte.

Hochgerechnet auf die gesamte Bevölkerung sind dies 370’000 Personen, die sich als elektrosensibel einstufen. Als Beschwerden würden hauptsächlich unspezifische Krankheitssymptome wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen angegeben, heisst es in der Mitteilung.

Hochspannungsleitungen und Handys

Als Ursache der Beschwerden würden an erster Stelle Hochspannungs-Leitungen und Handys verdächtigt, gefolgt von anderen Strahlungsquellen oder Elektrosmog allgemein. Mobilfunkbasis-Stationen folgen erst an siebter Stelle.

53% der Befragten haben zwar selber keine Beschwerden im Zusammenhang mit Elektrosmog. Sie machen sich jedoch Sorgen um die eigene Gesundheit wegen mindestens einer der bekannten elektromagnetischen Feldquellen, wie das BUWAL schreibt.

Von allen in der Studie erfragten Umwelteinflüssen am meisten Sorgen bereitet allerdings nicht der Elektrosmog, sondern die Verschmutzung der Luft (69%), gefolgt von der UV-Strahlung (56%).

Wissenschaftlich bleibe nach wie vor unklar, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Elektrosmog und gesundheitlichen Problemen bestehe, heisst es in der Mitteilung.

Nationales Forschungsprogramm lanciert

Wissenschaftlich erhärtete Informationen über das gesundheitliche Gefährdungspotenzial von Elektrosmog seien spärlich. Dies gelte insbesondere für das Phänomen der Elektrosensibilität und generell für Langzeitbelastungen bei niedriger Intensität. Um hier mehr Klarheit zu erhalten, müsse die Forschung weiter gehen. Der Bundesrat hat am 11. März beschlossen, ein nationales vierjähriges Forschungsprogramm durchzuführen.

Damit reagierte er auf entsprechende Forderungen von Umweltorganisationen und Kantonen. Mit einem Budget von insgesamt fünf Millionen Franken sollen die Folgen der nichtionisierenden Strahlung für Umwelt und Gesundheit erforscht werden.

Im Zentrum der geplanten Forschung steht die Gefährdung von Organismen. Geplant sind epidemiologische und zellbiologische Studien. Auch mit Risikomanagement und Risikokommunikation sollen sich die Wissenschafter beschäftigen.

swissinfo und Agenturen

2048 in der Schweiz wohnhafte Personen wurden zum Thema Elektrosmog befragt.
Mehr als die Hälfte unter ihnen (53%) hat keine Beschwerden, macht sich aber doch Sorgen um die eigenen Gesundheit.
5% der Befragten geben an, unter Elektrosmog zu leiden. Symptome: Schlafstörungen oder Kopfweh.

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