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Wider die Technik-Feindlichkeit

Jede Ingenieursrichtung stellt sich in der entsprechenden Halle vor. swissinfo.ch

Jugendlichen die Menschen hinter den verschiedenen Technologien näher bringen: Das will die Sonderschau "Das lebendige Gesicht der Technik" in Luzern.

Die Ausstellung ist über das Verkehrshaus der Schweiz verteilt und will die unterschiedlichen Ingenieur-Berufswelten veranschaulichen.

“Technik polarisiert. Entweder fasziniert sie auf Anhieb oder sie ruft Ablehnung hervor und das nicht auf Grund von Wissen”, stellt Regula Zellweger im Gespräch mit swissinfo fest. Die Berufsberaterin ist Projektleiterin bei der Ingenieurvereinigung IngCH.

“Jugendliche wählen immer noch Studienrichtungen und nicht Berufswelten. Wir wollen auch zeigen, dass ein Ingenieurstudium genauso auf den Bau, wie ins Marketing, ins Management oder in die Forschung führen kann. Das sind völlig verschiedene Berufswelten.”

Die Sonderschau stellt die Ingenieur-Berufswelten in einen direkten Zusammenhang mit den permanent ausgestellten Exponaten. Auf den 15 puzzleförmigen Stellwänden der beteiligten Firmen, Verbänden und Hochschulen stellen Ingenieurinnen und Ingenieure sich und ihren Berufsalltag in der jeweils entsprechenden Umgebung vor.

Ingenieur: Kein Männerberuf

Eine Bauingenieurin der SBB tut dies in der Halle mit den Lokomotiven, der Seilbahningenieur neben den Seilbahnen, der Raumfahrtingenieur in der Halle der Luftfahrt. 50% der Porträtierten sind Frauen.

“Es gibt immer noch zu wenig junge Frauen, die sich für technische Berufe entscheiden”, bedauert Regula Zellweger. In der Lebensmittel- oder der Medizinaltechnologie ist der Anteil der Studentinnen etwas höher als im Maschinen- oder im Tunnelbau.

Hier will die Ausstellung ansetzen und aufzeigen, dass Technik nicht Selbstzweck und sehr eng mit ethischen und gesellschaftsrelevanten Fragen verknüpft ist. “Bauen heisst ja nicht nur betonieren und zupflastern. Bauen, das kann auch heissen, rollstuhlgängig bauen oder Lebensräume schaffen für Eidechsen”, argumentiert Zellweger. “Und Umweltschäden kann man lediglich mit Hilfe von Technik wieder rückgängig machen.”

So locker wie möglich

Die Stellwände sind textlastig und stehen damit in einem gewissen Kontrast zu dem eher spielerisch-anschaulichen Konzept des Verkehrshauses. “Wir sind uns dessen bewusst “, erzählt die Leiterin des Verkehrshaus-Schuldienstes, Sibylle Maurer, im Gespräch mit swissinfo. “Unser Publikum ist zudem sehr heterogen. Deshalb haben wir auch spielerische und optische Elemente eingebaut.”

So ergänzen Tonbildschauen, Filme, Bilder, Experimente und Computerspiele die Texte. An zehn sogenannten “Action Days” sind die porträtierten Ingenieurinnen und Ingenieure an ihrem Stand anzutreffen. “Die direkte Auseinandersetzung mit den Menschen hinter der Technik zu ermöglichen, ist uns ein grosses Anliegen”, betont Sibylle Maurer.

Nur in deutsch

Die Ausstellung wendet sich an Schulklassen, an Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren und an deren Eltern. Aus Kostengründen wurden die Texte nicht ins Französische und Italienische übersetzt. Sybille Maurer bedauert dies und relativiert: “90% der Schulklassen, die ins Verkehrshaus kommen, stammen aus der Deutschschweiz.”

swissinfo, Andreas Keiser, Luzern

Die Sonderausstellung dauert bis im September 2006.

Sie wurde initiiert von der Gruppe “Engineers Shape our Future – IngCH”, der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen (svin) und dem Verkehrshaus Luzern.

Zur gleichen Thematik ist auch eine CD-Rom erschienen.

Das Zielpublikum sind Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren.

Jährlich besuchen Schul-Klassen mit mehr als 50’000 Jugendlichen das nationale Verkehrs-Museum in Luzern.

90% stammen aus der Deutschschweiz.

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