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Willkommen am virtuellen Postschalter

Der virtuelle Schalter der Schweizerischen Post.

Seit dem 20. Dezember 2007 präsentiert sich die Schweizerische Post auf ihrer Website mit einem virtuellen Postschalter - und hat damit international die Nase vorn.

Hinter dem Schalter stehen 3000 Informations-Seiten auf Deutsch, Französisch und Italienisch sowie 2000 auf Englisch.

“In diesem virtuellen Schalter sind die 120 von den Kunden am meisten verlangten Punkte der Internet-Seite der Post integriert”, sagt Mariano Masserini, Mediensprecher der Schweizerischen Post, gegenüber swissinfo.

Der neue Schalter biete einen weiteren Zugang zu den Informationen auf dem Postportal.

Private und Kleinunternehmen

“Zielpublikum sind Leute ab 30 Jahren, Privat- und Kleingeschäftskunden, nicht aber Grosskunden, da wir mit diesen spezielle Verträge haben”, so Masserini. Auch nicht zum Zielpublikum gehören ganz junge Leute, “weil die mit der Post noch nicht viel zu tun haben”.

Für Masserini könnten auch ältere Menschen am virtuellen Angebot interessiert sein. “Es gibt immer mehr Seniorinnen und Senioren, die Lust am Internet haben, die dieses neue Medium entdeckt haben.”

Vom Geldgeschäft bis zum Schokolade-Einkauf

Wer den virtuellen und menschenleeren Postschalter betritt, kann verschiedene Symbole (Icons) anklicken. Da erfährt er zum Beispiel, wo sich eine erwartete Postsendung gerade befindet oder kann sie an eine andere Adresse umleiten lassen.

Oder er kann sich über den Preis eines Versandes im In- und Ausland, die Dauer und die Art der Verpackung informieren. Und kann seinen Brief oder sein Paket frankieren, Briefmarken kaufen oder sie gar selber drucken.

Er kann Zahlungen erledigen, Geld überweisen, an der Börse handeln, aktuelle Zinsen erfahren. In den diversen Post-Shops kann der Kunde virtuell einkaufen: Briefmarken, Bücher, Elektronik, CDs und sogar Schokolade.

Kein Vorbote eines weiteren Poststellenabbaus

Eine erste Bilanz mag Mediensprecher Masserini noch nicht ziehen. “Die Anzahl der Klicks auf der Post-Site ist seit der Einrichtung des virtuellen Schalters zwar generell gestiegen, aber nach einem knappen Monat ist es noch verfrüht, Bilanz zu ziehen.”

Dass der virtuelle Postschalter ein Vorbote eines weiteren Abbaus der Poststellen sein könnte, verneint Masserini. “Das ist nicht das Ziel. Ziel ist es, den Kunden den Zugang zu den standardisierten Prozessen zu ermöglichen.”

Wenn zum Beispiel ein Kunde den Preis eines Briefes nach Kanada wissen möchte, müsse er nicht mehr an den Postschalter gehen oder telefonieren. “Er kann einfach nur den virtuellen Schalter anklicken und die gewünschte Information abrufen.”

Wichtig sei auch die geplante Einführung des so genannten Single Sign On: “Das bedeutet, dass der Kunde verschiedene Angebote und Bereiche mit einem einzigen Log On anklicken kann. Damit wird die Navigation auf dem Portal viel einfacher.”

Virtuelle Kälte statt menschliche Wärme?

Die Poststellen haben in der Schweiz immer noch einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Das zeigten die Reaktionen auf deren Abbau.

Der Postschalter ist für viele, gerade auch ältere Leute, ein Ort menschlicher Kontakte, der virtuelle Schalter aber ist menschenleer und kalt.

“Der menschliche Kontakt bleibt bestehen. Es ist, wie gesagt, nicht unser Ziel, Poststellen abzubauen”, beschwichtigt Masserini. “Es ist einfach ein Zusatzangebot der Post für ihre Kunden.”

Es lebe der Liebesbrief

Neben einer Flyerfabrik gibt es auch eine Brieffabrik, mit einem breiten Angebot an Musterbriefen: offizielle (Lehrstellen-Bewerbungen, Kündigungen, Dankesbriefe) und private (Gratulationen, Einladungen, Liebesbriefe).

A propos Liebesbriefe: Noch vor dem Anklicken der verschiedenen Varianten gibt uns der virtuelle Postschalter einen allgemeinen Tip: “Höre beim Schreiben einfach auf dein Herz. Drücke deine Gefühle aus. Der Ton sollte einfühlsam und poetisch sein. Erfolgreiche Liebesbriefe gehen gefühlvoll auf die geliebte Person ein. Vermeide saloppe oder gar unanständige Ausdrücke und sei niemals aufdringlich.”

Wird der Mensch nicht zum Roboter, wenn man ihm jetzt sogar noch die Liebesbriefe vorkaut? Post-Sprecher Masserini: “In der Brieffabrik gibt es sehr nützliche Musterangebote, daneben aber auch eher humoristische. Ich hoffe, dass eine Person, die verliebt ist, selber die Worte findet, um einen Liebesbrief zu schreiben.”

Die Nase vorn

Mit diesem virtuellen Schalter habe die Schweizerische Post die Nase vorn, sagt Masserini. “Kein anderes Land hat einen vergleichbaren Schalter.”

Nur Deutschland und Irland hätten ein ähnliches Angebot, “aber nur im Paket-Bereich”. Für den Post-Sprecher ist klar: “Die Schweiz nimmt hier eine Pionierrolle ein.”

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Die Schweizerische Post ist ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Eigentum der Eidgenossenschaft und eine der grössten Arbeitgeber der Schweiz.

Die Post versorgt die Bevölkerung und Wirtschaft mit Dienstleistungen des Post-und Zahlungsverkehrs sowie mit Angeboten im öffentlichen Verkehr. Sie sollte sich an die Regeln des freien Wettbewerbs halten.

Die Schweizerische Post stellt die postalische Grundversorgung sicher, steigert den Unternehmenswert und sollte eine sozialverantwortliche Personalpolitik betreiben.

Der Bundesrat, die Schweizer Regierung, legt die strategischen Ziele für die Post jeweils für vier Jahre fest.

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