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Heissester Juli seit mehr als 140 Jahren

Seit Menschengedenken war der Juli noch nie so heiss wie 2006. Keystone

Auch wenn die Hitze nachlässt, dürfte es der heisseste Juli nördlich der Alpen seit Beginn der regelmässigen Messungen im Jahr 1864 werden.

Laut Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Julihitze nicht zu einer höheren Sterblichkeit bei älteren Menschen geführt.

Eine Gewitterfront hat in der Nacht zum Freitag die Hitzewelle im Juli beendet. Laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz werden deshalb die Temperaturen in den letzten Julitagen nicht mehr so hohe Werte erreichen wie in den vergangenen Tagen. Doch wird der Juli 2006 wahrscheinlich an den meisten Orten nördlich der Alpen den bisherigen Juli-Hitzerekord von 1983 brechen.

Im so genannten “Hitzesommer 2003” waren zwar Juni und August aussergewöhnlich heiss, im Juli bewegten sich die Temperaturen aber nur wenig über dem Normalwert.

Die bis am vergangenen Mittwoch erreichten Juli-Tagesmitteltemperaturen sind an den meisten Messstationen die höchsten seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahr 1864.

Dies gilt sowohl für die Alpennordseite als auch für die Alpen. Gemäss MeteoSchweiz lagen die Temperaturen verbreitet 4,5 bis 5,5 Grad über den langjährigen Mittelwerten.

So stiegen zum Beispiel in Zürich die durchschnittlichen Tagesmitteltemperaturen auf 22,5 und in Genf auf 23,8 Grad. Die bisherigen Rekordwerte stammten aus dem Juli 1983, als in Zürich Mittelwerte von 22,0 und in Genf von 23,0 Grad
gemessen wurden.

Auf der Alpensüdseite wurden mit 24,3 Grad zwar ebenfalls sehr hohe Tagesmitteltemperaturen gemessen, der Rekord von 25 Grad aus dem Jahr 1928 wurde jedoch nicht gebrochen.

Warme Gewässer

Auch die Waldbrandgefahr bleibt bestehen. Die Sonne trieb die Temperaturen von Luft und Wasser nochmals in Rekordnähe.

In Chur kletterte das Thermometer laut MeteoSchweiz am Mittwoch auf 35,5 Grad. Damit wurde der Jahreshöchstwert vom vergangenen Dienstag in der Walliser Kantonshauptstadt Sitten nur um vier Zehntelgrade verfehlt. Werte von 33 und mehr Grad wurden in weiten Teilen des Landes erreicht, so auch nochmals in Sitten, das den 20. Hitzetag im Juli erlebte.

So warm wie selten zuvor waren auch die Fliessgewässer. Der Rhein in Basel war 25,5 Grad warm, die Aare in Bern 21,7 Grad.

Am späten Donnerstag-Nachmittag setzten teils heftige Gewitter und mancherorts auch Hagel ein. Sie rückten von den Westschweizer Alpen ins Berner Oberland vor.

Der heisse Donnerstag markierte voraussichtlich das Ende der Hitzeperiode. Am Freitag werden laut MeteoSchweiz die 30 Grad kaum mehr erreicht. Am Samstag sei dann nur noch im Süden mit Temperaturen über 25 Grad zu rechnen.

Doch die Juli-Bilanz kann das nicht mehr trüben. Der Monat bleibt im Rennen um den heissesten Juli seit 1864.

Keine höhere Sterblichkeit

Die Hitzeperiode hat bis Mitte Juli in der Schweiz nicht zu einer erhöhten Sterblichkeit geführt. Für die zweite Julihälfte rechnet das Bundesamt für Statistik (BFS) indes an einzelnen Tagen mit einer überdurchschnittlichen Mortalität.

Wie das BFS am Freitag mitteilte, starben seit dem Einsetzen des hochsommerlichen Wetters bis und mit 15. Juli im Vergleich zur selben Periode in den vorangegangenen 10 Jahren sogar weniger Personen. Frankreich zum Beispiel verzeichnet mehr als 60 Hitzetote, vorwiegend ältere Leute.

Durchschnittlich sterben in der Schweiz an einem einzelnen Julitag 70 unter 80-Jährige und 80 über 80-Jährige. Die ersten beiden Juliwochen 2006 entsprechen etwa diesem Durchschnitt.

swissinfo und Agenturen

Mehrere Schweizer Kantone, so Jura, Graubünden, Wallis, Waadt, Freiburg oder Zürich haben ein Verbot für das Entfachen von Feuer im Freien erlassen. Aufgehoben wird es nur, wenn es mehrere Tage hintereinander regnet.

Auch etliche Gemeinden haben die selben Massnahmen beschlossen. Das gilt auch für das 1. August-Feuerwerk.

Die Hitze im Juli hat auch den Bergregionen mit Permafrost zugesetzt. So schmilzt das Eis, welches Felsspalten und -wände oberhalb von 3000 Metern zusammenhält, was zu vermehrten Erdrutschen und Felsstürzen führt.

Die italienische Seite des Matterhorns musste wegen Felssturzgefahr für einen Tag gesperrt werden. Die Schweizer Seite war von der Sperrung nicht betroffen.

Der 25. Juli war statistisch der wärmste Tag im Juli 2006. In Sion, im Kanton Wallis, wurden 35,9 Grad gemessen.

Den Wärmerekord in der Schweiz hält Grono im Kanton Graubünden. Dort stieg das Thermometer im Sommer 2003 auf 41,5 Grad.

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