Sommerferien – Wohin mit den Kindern?

Während der Sommerferien bleiben die Tagesschulen geschlossen. Viele berufstätige Eltern stehen damit vor dem Problem, wer während dieser Zeit die Betreuung der Sprösslinge übernimmt. Trotz vielversprechender Lösungsansätze steht eine koordinierte Strategie bisher aus.
Bald wieder ist es soweit: Die Schweizer Schulen schliessen für mehr als einen Monat ihre Tore – die Sommerferien beginnen. Welches Kinderherz schlägt nicht höher beim Gedanken an das, was da kommt: Vielleicht eine Reise mit den Eltern in den Süden, Ferien bei Opa und Oma oder wenigstens Nachmittage langes Vergnügen in der örtlichen Badeanstalt?
Keine Betreuung in Tagesschulen
Der Schein trügt. Mit dem Sommerferien-Beginn schliessen nämlich auch die Tagesschulen, Schulen also, welche die Kinder über die reine Unterrichtszeit hinaus betreuen – einen Mittagstisch anbieten, die Erledigung der Hausaufgaben unterstützen sowie zu Spiel und Sport animieren. Vor allem berufstätige Eltern machen von dieser Institution regen Gebrauch, bietet sie doch die Möglichkeit, Beruf und Kinder zu verbinden.
Mit der Schliessung der Tagesschulen während der Sommerferien stehen deshalb viele berufstätige Eltern vor einem Problem. Laut Doris Schneider, Mitglied des Grünen Bündnisses und Berner Stadträtin, geraten berufstätige Eltern zu Beginn der Schulferien regelmässig in Dauerstress. Schneiders Forderung ist klar: «Wenn Eltern erwerbstätig sind, müssen sie wissen können, dass ihre Kinder vom Morgen bis zum Abend gut betreut sind und auch schöne Ferien verbringen können.»
Einzelinitiativen
Ein gesamtschweizerisches koordiniertes Vorgehen gegen die Betreuungslücke während der Ferien steht bisher aus. Verschiedene Firmen und Institutionen haben jedoch unlängst von sich aus die Initiative ergriffen, um Kindern während der Ferien ausserhalb des Elternhauses eine sinnvolle Beschäftigung und Betreuung zu bieten. Dazu gehört etwa die Rückversicherungs-Anstalt SwissRe, welche für die Kinder ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während wenigstens einer Sommerferien-Woche Ferienprogramme anbietet. Das Echo auf die Aktion sei gross, sagte Gabriela Arnold von der SwissRe gegenüber swissinfo.
Das Sportamt Zürich wiederum organisiert während zweier Sommerferien-Wochen verschiedene Kurse für Kinder und Jugendliche, die Stadt Bern wartet mit einem ansehnlichen Ferien-Angebot für den Nachwuchs auf, und beim Bundespersonal – um ein letztes Beispiel zu nennen – ist man sich des Problems der Betreuungslücke zumindest bewusst. Regula Rebecchi vom Personalamt des Bundes führte gegenüber swissinfo aus, dass man im Amt den festen Willen habe, familien-freundlicher zu werden: «Die Betreuung der Kinder ausserhalb des Elternhauses muss auch während der Ferien möglich sein.» Über konkrete Massnahmen ist allerdings nichts zu erfahren. «Man ist daran, entsprechende Konzepte zu erarbeiten.»
«Mehr Kinderkrippen»
Um konkrete Vorschläge wenig verlegen hingegen ist Marianne Geisser, stellvertretende Direktorin des eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann. Ihr Rezept heisst «mehr Kinderkrippen»: «Es ist nach wie vor so, dass die Betreuung der Kinder als Aufgabe der Frauen wahrgenommen wird. Männer beteiligen sich daran wenig. Damit Frauen berufstätig sein können, braucht es deshalb klar mehr Krippenplätze. Gibt es die, kann auch die Betreuungslücke während der Ferien geschlossen werden.»
Politischer Wille versus Geldmangel?
Auch wenn es unterschiedliche Auffassungen über konkrete Massnahmen gibt, scheint es in der Schweiz insgesamt nicht am politischen Willen zu fehlen, die ausserfamiliäre Betreuung der Kinder zu verbessern. Das Problem liegt vielmehr bei der Finanzierung derartiger Einrichtungen. Dies zumindest meint Heidi Rüesch vom Jugendamt der Stadt Bern: «Wir haben in Bern derzeit ein ansehnliches Angebot. Die Bemühungen, dieses zu vergrössern, sind gross. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass es mit dem städtischen Budget nicht zum besten steht. Unter solchen Bedingungen ist es schwierig, den bestehenden Aufwand weiterzuführen, geschweige denn zu vergrössern.»
Felix Münger

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