Wirkung der Gesundheitspille Landschaft belegt
Dass Grünräume, Gärten und intakte Landschaften die Gesundheit der Menschen fördern, ist eine Binsenwahrheit. Erstmals wird sie nun durch eine Studie der Universität Bern wissenschaftlich untermauert.
Dieser nun erhärtete Zusammenhang soll stärker in der Raumplanung berücksichtigt werden, fordern die Auftraggeber.
Der Zugang zu Grünräumen sowie bewegungsfreundliche Städte und Treffpunkte im Freien verbessern die physische, psychische und soziale Gesundheit der Menschen entscheidend. Dies ist ein Fazit einer Studie, welche die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) und die Organisatione Ärzte für Umweltschutz am Dienstag in Bern vorstellten.
Landschaftsschutz und Siedlungsentwicklung würden damit aus Sicht des Gesundheitsschutzes zu wichtigen öffentlichen Anliegen, sagte Stiftungs-Geschäftsleiter Raimund Rodewald. Autoren der Untersuchung waren Wissenschafter des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern.
Sie belegen, dass Menschen, die ihre Umgebung als attraktiv wahrnehmen oder die in der Nähe von Pärken wohnen, sich mehr bewegen als Menschen, die keinen Zugang zu Naherholungsräumen haben. Der Anblick von Landschaft erhöhe zudem die Konzentrationsfähigkeit, heisst es.
Gesundheitsförderung und Landschaftsplanung
«Landschaft ist eine Ressource für die Gesundheit», folgert Rodewald. Natur- und Landschaftsschutz sowie eine Siedlungsentwicklung, die auf innerstädtische Freiräume achte, erhielten eine völlig neue Bedeutung.
Es liege deshalb nahe, Gesundheitsförderung mit der Landschaftsplanung zu verbinden. Die Studie könne Argumente für die angekündigte Totalrevision des Raumplanungsgesetzes und die von Umweltverbänden geplante Landschaftsschutz-Initiative liefern.
Experten werden sich nun mit der Umsetzung der Ergebnisse befassen. Die Autoren der Studie hielten fest, Landschaften könnten nur dann gesundheitsfördernd gestaltet werden, wenn verschiedene Stellen, die Politik und die Bevölkerung zusammenarbeiteten. Zudem brauche es weitere interdisziplinäre Forschung.
Beruhigend
Wie die Autoren auch zeigen, fördert Grün positive Gefühle und reduziert Frustration, Ärger, Kriminalität und Stress. Wenn die Aussenräume entsprechend gestaltet seien, führe dies nicht nur zu stärkerem sozialem Engagement der Bevölkerung, sondern auch dazu, dass sich die Menschen sozial integriert und wohl fühlten.
Dies zeige sich sowohl rund um Treffpunkte im Freien in städtischen Räumen als auch dort, wo Menschen sich in der unverbauten Natur bewegten. Die kollektive Naturerfahrung löse Gefühle des Zusammenseins und der Gemeinschaft aus, so ein weiteres Fazit.
Können Kinder und Jugendliche draussen spielen, kann dies zu einer gesunden Entwicklung von Bewegung und Koordination, aber auch zur Entwicklung der Sozialkompetenz beitragen. Neben der Qualität der Landschaft beeinflussen auch Lärm und Klänge sowie das Wetter das Wohlbefinden der Menschen.
swissinfo und Agenturen
Landschaft tut gut: Die vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern verfasste Studie steht im grösseren Rahmen des Projekts «Paysage à votre santé».
In Auftrag gegeben wurde dieses Projekt von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) und den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz.
Das Projekt soll den Einfluss der Wohnumgebung auf die geistige und körperliche Gesundheit von Menschen untersuchen und Kriterien ausarbeiten, mit denen die Qualität der Landschaft in Funktion der Gesundheitsföderung festgelegt wird.
Das Projekt wird auch von den Bundesämtern für Umwelt und Gesundheit unterstützt.
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