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Das Sommerloch und die Medien

Auflagenreduzierung bei den Gratiszeitungen, Verkaufszunahme bei den anderen. Das Sommerloch zeigt unterschiedliche Wirkungen. Keystone

Weil in den Sommerferien nichts läuft, erscheint die Pendlerzeitung Metropol ab Montag für eine Woche nicht. Bei den Abonnements-Zeitungen indes ist die Sommerzeit für Kioskverkäufe eine Spitzenzeit.

Es mache keinen Sinn in dieser ereignisarmen Zeit eine Pendlerzeitung herauszugeben, bestätigt Lawrence Kenny, Geschäftsführer von Metropol Schweiz, Medienberichte von letzter Woche. Zielpublikum seien die Pendler, und die seien in den Ferien.

Statt sich mit Sommergeschichten durch die ereignisarme Zeit zu kämpfen, macht das Gratisblatt, das praktisch in der ganzen Deutschschweiz verteilt wird, den Laden dicht. Schon vorher wurde die Auflage vorübergehend von 270’000 auf 150’000 gesenkt.

Die Pause in den Ferien sei für die in 14 Nationen erscheinende Zeitung nichts besonderes, sagt Kenny. In einigen anderen Ländern werde das seit langem praktiziert. In Stockholm gab es während der ersten beiden Jahre sogar sechs Wochen Unterbruch.

Dass “Metropol” in der Schweiz nur gerade eine Woche pausiert, liege an der Konkurrenz-Situation vor allem auf dem Platz Zürich, sagt der Geschäftsführer, zeigt sich aber stolz auf die “innovative Idee”. Auch Abonnements-Zeitungen würden in den Sommerferien wohl gerne Pause machen, vermutet er.

Mehr Verkäufe bei “Tagi” und “Blick” …

Dort wehrt man ab. “Der Sommer ist für Einzelverkäufe eine Spitzenzeit”, schwärmt Urs Amsler, Einzelverkaufsleiter beim “Tages- Anzeiger”. Die Leute hätten in den Ferien mehr Zeit zum Lesen und würden den Tagi kaufen, etwa als Lektüre für die Badi.

Darum hat die Zeitung die Auflage in der Sommerzeit erhöht. Je nach Wochentage drucke man für die Schweiz 2’000 bis 5’000 Exemplare mehr als sonst, sagt Amsler. Dazu kämen noch die Verkäufe von Ferien-Destinationen im Ausland.

Auch beim “Blick” freut man sich über die traditionell hohen Verkäufe im Sommer. Laut Ringier-Verkaufsleiter Clint Reichenbach laufe vor allem im Ausland das Geschäft gut. Und hierzulande stiessen Sommer-Aktionen wie die Single-Aktion auf grosse Resonanz.

Viele Leute, die den “Blick” sonst nie kaufen, würden in den Ferien zu Lesern. Wie viel Zeitungen mehr verkauft werden, lasse sich aber aufgrund der starken Tages-Schwankungen nicht sagen.

… tiefere Auflage bei “20Minuten” und “ZürichExpress”

Auch die “Neue Zürcher Zeitung” stellt kein nachlassendes Leser-Interesse fest. Die Abo-Unterbrüche würden die Mehrverkäufe an den Verkaufsstellen vor allem in Ferien-Destinationen der Schweizer etwa aufheben, sagt Verlagsleiter Tobias Trevisan.

Für Pendlerzeitungen, die keine Abonnenten haben und ihre Produkte deshalb jeden Tag von neuem unter die Leute bringen müssen, ist die Situation aber eine andere. Auch die beiden Konkurrenten von “Metropol” spüren das Sommerloch.

“20 Minuten”, das im “goldenen Dreieck” Zürich-Bern-Basel verteilt wird, hat die Auflage von 325’000 Exemplaren um rund einen Viertel reduziert. Das Erscheinen der Zeitung vorübergehend einzustellen komme aber nicht in Frage, sagt Vertriebsleiter Peter Pletscher.

“Wir sind eine Tageszeitung”, hält Heinz Krebs, Verlagsleiter des “ZürichExpress” fest. Eine Sommerpause der Gratiszeitung aus dem Haus Tamedia kommt nicht in Frage. Eine geringere Auflage hingegen schon: Der “ZürichExpress” reduzierte die übliche Zahl von 197’000 um 5’000 Stück. “Damit nicht soviel Papier herumliegt”, sagt Krebs.

swissinfo und Agenturen

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