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Expo-Eröffnung: Glamour nach Schweizer Art

Nelly Wenger (Bildmitte) vor dem Publikum. swissinfo.ch

In Neuenburg fand am Dienstagnachmittag die offizielle Eröffnungs-Zeremonie der Expo.02 statt - mit viel Prominenz.

2300 eingeladene VIPs, darunter die Gesamtregierung. Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien… alle fanden sich im “Patinoire”, der Neuenburger Eiskunsthalle, ein. Ebenfalls anwesend waren 122 “Expo.02-Botschafter”.

Einige grosse Abwesende gab es dennoch am Dienstagnachmittag: Die ex-Direktorinnen Pipilotti Rist und Jacqueline Fendt hatten die Einladung ausgeschlagen. Der französische Stararchitekt Jean Nouvel ebenfalls, verärgert über die Zelte und andere provisorische Konstruktionen, die – wie er befindet – sein Oeuvre in Murten verunstalten.

Die Eiskunsthalle war dennoch voll, die Super-VIPs im Erdgeschoss, die Normal-VIPs auf den Stufen. Die Organisatoren wünschten, dass das Patinoire einem Kinostudio nachempfunden sei: Es gab breite weisse Vorhänge und ein cremefarbener Teppichboden, in der Mitte durch ein rotes, elegant plissiertes Teppichband geteilt.

Expo.02 – was ist das?

Während einer Stunde wurden dem Publikum zahlreiche Expo-Umschreibungen dargeboten. Von einem “grossen Event” sprach Bundespräsident Kaspar Villiger, es sei die “erste Landesausstellung des 3. Jahrtausends”, betonte Franz Steinegger, Präsident des Expo-Steuerungskomitees.

Etwas poetischer gab sich Francis Matthey, der Präsidenten des Vereins Expo.02: Für ihn ist die “Expo.02 mehr als eine Ausstellung – sie ist eine Reise und ein Labor”. Und schliesslich die Direktorin Nelly Wenger: “Die Expo als einzigartigen Moment, in der Schweiz zu leben, als Zeitabschnitt, den man mit sich nimmt.”

Jeder Redner ging natürlich auch auf die Schwierigkeiten ein, die das enorme und ausgiebige Expo-Projekt bereitete. Matthey brachte den Beginn dieser Verrücktheit elegant auf den Punkt: “Hier in der Dreiseenregion fingen drei junge Leute von einem ausserordentlichen Projekt zu träumen an, das dem ganzen Land etwas irr vorkam. Das war am 20. Mai 1994 – fast genau vor acht Jahren.”

Kunst und Mythos vor Politik

Die Zeremonie selbst war einem Film oder einer Oper nachempfunden. Zuerst kam ein Prolog, von vier Moderatorinnen und Moderatoren des Fernsehens gesprochen: Worte und Slogans der Expo.02 in deutsch, französisch, italienisch und romanisch.

Darauf folgten die Trompeten und Fanfaren des Spektakels der Ouverture, die auch am Mittwoch und Donnerstag bei den vier Arteplages aufgeführt wird.

Vom Publikum, wo die dunklen Anzüge der Mächtigen im Land den Ton angaben, setzten sich die schrägen Kleider der Künstlerinnen und Künstler ab: Prometheus (Laurent Sandoz), die heisse schwarze Pantherin (Rocksängerin Sina), die Sirene Lilith (Erika Stucki), Io (Simone Kaiser) und Odysseus (Pascal Auberson). “Das Licht ist so schön in diesem schönen Land”, sang am Klavier der einsame Pirat.

Ein Finale nach Imperatorenart

Am Ende der Feier verwandelte sich die Expo-Direktorin Nelly Wenger in eine Vestalin, eine römische Tempeldienerin. Sie griff nach der Fackel, um mit Lyrik das Feuerwerk zu entzünden: “Ich rufe das Feuer!” Humor, Emotion, Poesie – die Lust, an die Expo.02 zu glauben, begann.

Bernard Léchot

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