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Osama Bin Laden soll Afghanistan freiwillig verlassen

Bereits seit Tagen haben sich Demonstranten für Bin Laden eingesetzt. Wie sie jetzt reagieren werden, ist noch unklar. Keystone

Die islamischen Geistlichen in Afghanistan haben Osama Bin Laden in einer gemeinsamen Resolution aufgefordert, das Land freiwillig zu verlassen. Dies sagte ein Taliban-Sprecher. Den Zeitpunkt solle Bin Laden selbst bestimmen können, hiess es. Im Fall eines US-Angriffs drohen die Islam-Gelehrten mit einem "Heiligen Krieg".

Unter wachsendem militärischem Druck der USA hat der Rat der afghanischen Religionsgelehrten den mutmasslichen Terroristenführer Osama Bin Laden aufgefordert, das Land freiwillig zu verlassen. «Die Ulema wollen, dass das islamische Emirat Afghanistan Osama auffordert, Afghanistan zu verlassen, aber nach seinem freien Willen», meldete die afghanische Nachrichtenagentur Bachtar am Donnerstag in Kabul.

Wie der stellvertretende Taliban-Botschafter in Pakistan, Suhail Shaheen, Reuters-TV am Donnerstag erklärte, soll Bin Laden bereit sein, sich einem Gericht zu stellen, wenn Beweise für seine Verwicklung in die Anschläge in den USA vorliegen.

Shaheen sagte, Bin Laden könne vor ein Gericht in Kabul oder das eines anderen moslemischen Landes gestellt werden. Bin Laden habe gesagt, dass er nichts mit den Anschlägen zu tun habe.

«Heiliger Krieg» gegen US-Angriffe

Der Rat rief auch alle Moslems der Welt auf, einen Heiligen Krieg (Dschihad) gegen die USA zu erklären, falls deren Streitkräfte Afghanistan angreifen. «Wenn ein mächtiges Land ein schwaches Land angreift, dann ist dies ein Dschihad für alle Moslems», hiess es in der Abschlusserklärung der Geistlichen. An die Adresse der USA gerichtet, erklärte der Rat der Gelehrten: «Bitte greift nicht an und habt Geduld!»

Die Versammlung der rund 1’000 Religionsgelehrten aus allen Teilen Afghanistans beriet seit Mittwoch in Kabul über die international geforderte Auslieferung Bin Ladens.

Gewichtiger Entscheid der Geistlichen

Der Führer des afghanischen Taliban-Regimes, Mullah Mohammed Omar, hatte die Entscheidung dem Grossen Rat überlassen, nachdem er mit einer pakistanischen Regierungs-Delegation in Kandahar über deren Forderungen beraten hatte. Pakistan hat den Taliban eine Militäraktion der USA für den Fall angekündigt, dass Bin Laden nicht ausgeliefert wird.

Der seit 1996 in Afghanistan lebende Araber gilt in den USA als Haupt-Verdächtiger für die Terroranschläge vom 11. September. Ein Gesprächsangebot von Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar an die Adresse der USA war am Mittwoch in Washington abgelehnt worden.

Die USA fordern die Auslieferung Bin Ladens. Er hält sich seit fünf Jahren in Afghanistan versteckt.

swissinfo und Agenturen

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