Von Basel über die Galápagos-Inseln nach Kalifornien

Beatrix Schramm aus Basel lebt seit über 11 Jahren in San Diego. Nach Kalifornien brachte sie ein Forschungsprojekt über die Riesen-Landschildkröten auf den Galápagos-Inseln. Heute ist die Biologin in der kalifornischen Küstenstadt für eine Biotech-Firma tätig.
«Ich liebe Kalifornien, das Klima, die Vielfalt der Natur, die Weite. Einerseits der Pazifik, andererseits die nicht allzu fernen Berge, wo ich oft und gerne wandern gehe. Man kann praktisch das ganze Jahr im Freien verbringen.»
Schramm erzählt, sie habe schon immer einmal in Italien leben wollen, dessen Sonne und Offenheit der Leute sie damals aus Basler Optik gelockt habe. Jetzt sei es Kalifornien geworden, das mit dem südlichen Nachbarland der Schweiz gewisse Gemeinsamkeiten habe.
Gute Vernetzung der wissenschaftlichen Schweiz
«Neben der Natur schätze ich hier insbesondere auch die Offenheit der Menschen und die wissenschaftliche Freiheit.»
Damit meine sie unter anderem, dass weniger auf Hierarchien geschaut werde. Wenn jemand eine gute Idee habe, werde diese aufgenommen und weiterverfolgt, jeder in einem Team könne etwas in Bewegung setzen.
«Dass ich davon profitieren konnte, hat aber auch viel mit den guten Vernetzungen zu tun, welche die Schweizer Forschung weltweit hat», betont Schramm. Sie verdanke der Schweiz viel und wisse das bis heute zu schätzen. Sie pflegt in San Diego auch mehr oder weniger regelmässig den Kontakt mit anderen Leuten aus der Schweiz.
Schweizerin im Herzen
Streng genommen ist sie zwar nicht Schweizerin, denn ihre Eltern sind Deutsche. «Im Herzen aber bin ich Schweizerin. Ich bin in Basel geboren, dort aufgewachsen. In dem Sinne ist die Schweiz meine Heimat. Mein Zuhause ist heute aber hier in Kalifornien.»
Pläne für eine Rückkehr in die Schweiz hat sie zurzeit keine, will das aber auch nicht völlig ausschliessen. Sie besucht regelmässig ihre Familie und Freunde in Basel.
«Bis heute habe ich den Kontakt zu meinen Freundinnen und Freunden in der Schweiz nicht verloren. Diese Freundschaften haben eine besondere Qualität für mich, die gibst du nicht einfach auf, wenn du wegziehst.»
Von der Schildkröte zur Riesenschildkröte
Geboren ist Beatrix Schramm 1965. An der Universität Basel studierte sie Biologie und machte dort ihr Diplom über die Aldabra-Riesenschildkröten auf den Seychellen. Während zwei Monaten studierte sie das Respirationssystem und die Anatomie dieser Tiere auf Curieuse Island.
Ihr Professor in Basel war der Zoologe und Meeresbiologe David Senn. «Ein Lehrer mit unglaublicher Motivationskraft. Er weckte mein Interesse und die Passion für die Galápagos-Inseln.»
Ihr Interesse für Schildkröten geht aber weiter zurück. «Schuld daran ist meine Schwester, die 1978 eine kleine maurische Schildkröte entdeckte, sagt Schramm.» Wir bettelten unsere Eltern solange an, bis wir auch eine bekamen.» Das Tier lebt heute noch.
Nach Basel ging Beatrix Schramm an die Universität Zürich, wo sie 1999 ihren Doktortitel machte. Dank Vinzenz Ziswiler, damals Professor am Zoologischen Institut, kam sie an erste Gelder zur Finanzierung ihrer Dissertation. Das Startgeld für die Forschung auf den Galápagos-Inseln kam vom Zürcher Zoo.
Sexualzyklus der Riesenschildkröten
Für ihre Doktorarbeit untersuchte Schramm den Sexualzyklus der bedrohten Galápagos-Schildkröte. Erstmals besucht hatte sie die Inseln 1989 als Studentin. Das Forschungsprojekt fand von November 1995 bis November 1996, in Zusammenarbeit mit der Charles Darwin Forschungsstation (CDRS), auf der Insel Santa Cruz statt.
Die Forschungsstation wird von einem internationalen Team von Wissenschaftern geleitet und befasst sich mit der Erhaltung und Erforschung der Fauna und Flora der Galápagos-Inseln. Zusammen mit dem Galápagos National Park Service betreibt die CDRS eine Aufzuchtstation für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
«Ein Jahr lang haben wir Blut- und Kotproben der Tiere gesammelt, um dann die Sexual- und Stresshormone zu untersuchen. Dazu kamen Ultraschall-Untersuchungen von weiblichen Schildkröten», umschreibt Schramm ihre Forschungsarbeit kurz.
In San Diego hängengeblieben
Die Analysen der Proben führten Schramm 1997 nach Kalifornien, an das Forschungszentrum CRES (Center for Conservation and Research for Endangered Species). Das CRES ist dem Zoo von San Diego angegeliedert und hat Kontakte mit der UCSD (University of California San Diego), der Universität Zürich und dem Zürcher Zoo.
Nach ihrer Dissertation nahm Schramm ein Stellenangebot in San Diego an, wo etliche Pharma- und Biotech-Firmen angesiedelt sind. Erstmals für die Pharmaindustrie gearbeitet hatte sie zwischen ihrem Diplom und der Dissertation – bei Roche in Basel.
Heute ist sie Senior Managerin bei der Biotech-Firma Halozyme Therapeutics, einem Unternehmen, das unter anderem mit Roche zusammenarbeitet.
swissinfo, Rita Emch, San Diego
In Vorträgen bei der San Diego Turtle and Tortoise Society berichtet Beatrix Schramm über ihre wissenschaftlichen Projekte und Reisen und informiert ihr Publikum darüber, was jede und jeder Einzelne für den Schutz der Schildkröten und der Natur tun kann.
Zudem klärt sie Schulkinder über die ökologischen Zusammenhänge zwischen Meer, Meeresschildkröten und Umweltverschmutzung auf. Da es in San Diego vor Ort Meeresschildkröten gibt, erhalten die Kinder im Rahmen dieser Programme auch die Gelegenheit, die Tiere live zu erleben.
Daneben engagiert sie sich für Umweltanliegen, wie die Einführung von besseren Abgasnormen für alte Lastwagen und Baumaschinen.
An ihrem Arbeitsplatz ist die Biologin in einem «grünen Team» aktiv, das den ökologischen Fussabdruck der Firma zu verringern versucht. So wurden für alle Angestellten Kaffeetassen und wieder verwendbare Wasserflaschen gekauft. Plastikbecher und Einweg-Flaschen wird es in dem Betrieb bald keine mehr geben.

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