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Berner Maler und Holzschneider Franz Gertsch wird 70

Der international bekannte Berner Maler und Holzschneider Franz Gertsch wird am 8. März 70. Zurzeit plant er sein eigenes Museum, das in Burgdorf (BE) entstehen soll: das vom Unternehmer Willy Michel finanzierte 10 Millionen teure "Franz Gertsch Museum".

Der international bekannte Berner Maler und Holzschneider Franz Gertsch feiert am 8. März seinen 70. Geburtstag. Zurzeit plant er sein eigenes Museum, das in Burgdorf (BE) entstehen soll: das vom Unternehmer Willy Michel finanzierte 10 Millionen teure «Franz Gertsch Museum».

Der Künstler ist mit Herzblut dabei, plant und hofft, dass der Bau auf dem Milka-Areal zwischen Ober-und Unterstadt im Mai 2000 beginnen kann, dass die Einsprachen bis dann vom Tisch sind.

Raumkunst

In «drei grosszügigen Räumen mit wunderbaren Lichtverhältnissen» würden dann bei der Eröffnung Ende 2001 erstmals seine Werke ausgestellt: die monumentalen Holzschnitte der Jahre 1987 bis 1994 und die seither entstandenen ebenso grossflächigen Malereien.

Teile davon hat Harald Szeemann an der letztjährigen Biennale in Venedig in den engen Kontext chinesischer Malerei gebracht. Was Gertschs Kunst, die für sich allein steht, allerdings vor allem braucht, ist Raum. Aus gebührender Distanz betrachtet überwältigt sie.

Und nur im Spielraum zwischen Distanz und Nähe wird das sichtbar, was Gertsch «die Balance zwischen Realität und Abstraktion» nennt. Von Fern wirken seine weiblichen Porträts «Natascha IV» oder «Silvia» (Bild), die Landschaften «Rüschegg», «Schwarzwasser» wie Fotografien, während ihre Konturen bei zunehmender Nähe in immer abstraktere Gebilde zerfliessen.

Mehr als nur Fotorealist

Gertschs Hinwendung zur Abstraktion zeigt sich vor allem in den neuesten Malereien, den Grasbildern «Gräser I-IV». «Gräser V» soll noch abstrakter werden. Damit wehrt sich der Künstler gegen das Image eines Fotorealisten, das ihm seit 1972 anhaftet. Damals wurde er an der «documenta» in Kassel mit seinem hyperrealistischen Gruppenbild «Medici» schlagartig bekannt.

Fotografie bezeichnet Gertsch nicht als Kunst, sondern als wahrheitsgetreue Vorlage zur Kunst. Sie sei gleichsam «das Sprungbrett in die Malerei». Das Sujet, das der Fotoapparat in einer Sechzigstelsekunde festgehalten hat, in einem einjährigen Malprozess «mit persönlicher Tiefe aufzuladen» und «mit einem eigenen Farbklang zu versehen», das ist sein künstlerisches Ziel.

Mit diesem bewusst subjektiv-emotionalen Ansatz unterscheidet sich Gertsch von verwandten Kunstschaffenden wie dem US-Amerikaner Chuck Close, aber auch den Schweizern Alfred Hofkunst, Hugo Schumacher oder Peter Stämpfli.

Ausbilden liess sich Gertsch beim Berner Maler und Glasmaler Max von Mühlenen. In den 70er und 80er Jahren unternahm er Reisen nach Paris, in die USA, nach Italien, Österreich, Schottland, Deutschland und Japan. Ein Jahr lebte er in Berlin. 1997 erhielt Gertsch den «Kaiserring», der in Deutschland als eine der renommiertesten Auszeichnungen für moderne Kunst gilt.

Obwohl Gertsch international vernetzt arbeitet – grosse Bekanntheit geniesst er vor allem in Deutschland und den USA – lebt er seit 25 Jahren in der Abgeschiedenheit von Rüschegg. Hier findet er seine Sujets, Wasser, Gräser, Menschen, und hier bleibt er, auch wenn ihn manchmal die Sehnsucht nach der Grossstadt packt. Die Natur ist ihm halt wichtiger als «der Dschungel von New York», wie er sagt.

swissinfo und Agenturen

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