Zentrum Paul Klee eröffnet
In Bern ist am Montag das Zentrum Paul Klee fürs Publikum eröffnet worden – nach langjährigem Hin und Her zwischen Behörden und Privatstiftungen.
Das Zentrum verfügt mit über 4000 Klee-Bildern über die weltweit bedeutendste Sammlung eines Künstlers, der als Schweizer gilt, obwohl er es nicht war.
Das Zentrum Paul Klee (ZPK) ist eröffnet: Punkt 9 Uhr sind am Montag die Türen des markanten wellenförmigen Baus am Berner Stadtrand für das Publikum geöffnet worden. Der erwartete Ansturm gestaltete sich vorerst harmlos.
Ein rund 200-köpfiges gemischtes Publikum, darunter viele Journalisten, Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Werner Luginbühl von der Berner Kantonsregierung, warteten gespannt darauf, ins ZPK eingelassen zu werden. Mit schweizerischer Pünktlichkeit wurde das rote Band planmässig um 9 Uhr durchschnitten, und die ersten Besucher wurden eingelassen.
Die offizielle Eröffnung mit Bundesrat Pascal Couchepin und weiterer Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur findet am Dienstagabend statt.
Magnetwirkung erhofft
Der vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano konzipierte 110-Millionen-Bau – in der Form von drei Hügeln mit wellenartigen Dächern – verfügt nebst rund 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche auch über einen Musiksaal für ein Hausensemble und Gastformationen sowie ein Kindermuseum.
Das von der Stadt und dem Kanton Bern, wo Paul Klee die Hälfte seines Lebens verbrachte, errichtete Zentrum ist dank der Schenkung der Maurice und Martha Müller-Stiftung möglich geworden. Auch die Familie Klee spielte eine entscheidende Rolle mit der Schenkung von Klee-Gemälden.
Letzte Vorbereitungen
Laut Pressesprecherin Nathalie Gygax arbeitete das ZPK-Personal in den letzten zwei Wochen vor der Eröffnung rund um die Uhr, damit alles klappt für den grossen Tag. «Wir sind überzeugt, dass alles perfekt funktioniert», sagt sie gegenüber swissinfo.
Man habe auch Tests in Sachen Brandbekämpfung und Evakuierungs-Szenarien durchgespielt. «Wir sind auf alles vorbereitet», so Gygax. Man habe zwar keine Ahnung, wie viele Leute am Eröffnungstag kämen, doch sei man auf einen Massenbesuch vorbereitet.
«Höchstens 500 Personen können die Klee-Sammlung aufs Mal besichtigen», sagt die Pressesprecherin. «Um die Wartezeiten zu überbrücken, sorgen wir für Aktivitäten auf der Museumsstrasse, welche die drei Hügel verbindet, sowie ausserhalb des Zentrums.»
Hindernisse
Das ZPK und seine Anhänger hatten vor der Eröffnung eine Anzahl politischer, finanzieller und kultureller Probleme zu bewältigen.
Der Enkel Paul Klees, Alexander Klee, sowie Livia Klee-Meyer, Witwe des einzigen Sohns von Paul Klee, boten 1990 der Stadt und dem Kanton Bern eine Schenkung von rund 650 Klee-Gemälden an – mit der Auflage, bis Ende 2006 ein Klee-Museum zu errichten. Nach siebenjährigen harten Verhandlungen kam eine Übereinkunft zustande.
Die Berner Behörden wollten das Museum zuerst in der Schule errichten, in die Klee als Kind gegangen war. Sie dachten an einen speziell angefertigten Bau. Aber im Juli 1998 wurden diese Pläne durchkreuzt durch eine Schenkungsofferte des weltberühmten Berner Chirurgen Maurice E. Müller und seiner Frau Martha. Sie offerierten 30 Mio. Franken und Landparzellen am östlichen Stadtrand Berns im Wert von rund 10 Mio. Franken.
Damit entschieden sie den Standort des Zentrums am Ostrand Berns, wo Paul Klee auch beerdigt ist, und bestimmten ausserdem den Architekten Renzo Piano und das Konzept als multidisziplinäres Kulturzentrum.
Dies führte in Bern zu einer grossen Kontroverse. Schliesslich akzeptierten die von Budgetdefizit-Sorgen geplagte Stadt und der Kanton die Offerte samt Bedingungen. Zur Überwachung des Projektes wurde die Maurice und Martha Müller-Stiftung gegründet.
Drei Hügel
Im Dezember 1998 wurde der italienische Stararchitekt Renzo Piano mit dem Bau des Zentrums beauftragt. Ein Jahr später präsentierte Piano seine Pläne für das Zentrum Paul Klee: drei Konstruktionen in der Form von Hügeln mit wellenartigen Dächern.
Angehörige der ZPK-Administration konnten 2004 in das erste Gebäude zügeln. Kurz danach verlegte sich die Paul Klee-Stiftung vom Berner Kunstmuseum ins neue ZPK.
swissinfo
(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)
Kosten für das ZPK von Renzo Piano: 110 Mio. Fr.
Ausstellungsfläche: 3000 Quadratmeter.
Die Sammlung enthält mehr als 4000 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Paul Klee sowie biografisches Material.
Das ZPK verfügt auch über einen Musiksaal für ein Hausensemble und Gastformationen sowie ein Kindermuseum und Seminarräume.
Allein die Adresse des Zentrums Paul Klee verspricht Grosses: Monument im Fruchtland 3.
Der italienische Stararchitekt Renzo Piano hat sich allerdings weniger von diesem Titel eines Klee-Aquarells als von dessen Werk als Ganzes und der ländlichen Umgebung am Ostrand Berns inspirieren lassen.
Er wollte für diesen «Poeten der Stille» einen Ort schaffen, an dem man sich sammeln und in sich gehen kann, wie Piano in einem Brief schrieb.
Entstanden sind schliesslich drei verschieden hohe Hügel, die im sonst landwirtschaftlich genutzten Hang ruhen. Die Wellenform des Dachs wurde mit einer aufwändigen Stahl-Konstruktion realisiert.
Die Fassade – an den höchsten Stellen 19 Meter hoch – ist auf ihren 150 Metern Länge verglast und mit grossflächigen Verschattungselementen ausgestattet. Die drei Hügel sind mit einer «Museums-Strasse» verbunden.
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