
Die Woche in der Schweiz
Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer,
Willkommen zu unserer Auswahl der grössten – und buntesten – Geschichten der Schweiz der letzten sieben Tage.
Der erste Staatsbesuch eines kosovarischen Staatsoberhauptes in der Schweiz, die Evakuierung eines von einem Erdrutsch bedrohten Bergdorfes, die anhaltenden Herausforderungen bei Swatch und die Gewissensprüfung nach einer Eurovisions-Ohrfeige.

Auf dem Bundeshausplatz in Bern wurde am Mittwoch die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani Sadriu zum ersten Staatsbesuch eines kosovarischen Staatsoberhauptes in der Schweiz empfangen.
Der zweitägige Besuch bestätige die «vielfältigen Beziehungen, die zwischen den beiden Ländern bestehen», sagte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in ihrer offiziellen Ansprache.
Die kosovarische Diaspora in der Schweiz umfasst rund 160’000 Personen. Albanisch ist nach Englisch die am zweithäufigsten gesprochene Fremdsprache in der Schweiz.
«Inzwischen leben zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer, Kosovarinnen und Kosovaren zweiter und dritter Generation, in der Schweiz. Sie sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken», sagte Keller-Sutter. «Ob als Fussballstars oder Lehrerinnen, Mechaniker, Managerinnen und Politiker: Sie alle prägen seit Jahrzehnten unser Land mit. Ihre Erfolgsgeschichten sind auch Erfolgsgeschichten der Schweiz.» Eine dieser Erfolgsgeschichten ist Xherdan Shaqiri, der im Kosovo geborene Schweizer Fussballstar, der Vjosa Osmani Sadriu am Mittwochabend bei einem StaatsbankettExterner Link traf.

Am Montag wurden alle 300 Einwohner von Blatten, einem Bergdorf im Lötschental, wegen «drohender Gefahr» eines Bergsturzes evakuiert.
Die Behörden hatten dies nach einem Murgang hoch über dem Dorf in der Region Kleines Nesthorn und Birchgletscher veranlasst.
Es war zunächst unklar, wann die Bewohnenden – und ihre Kühe und Schafe – nach Hause zurückkehren konnten. Alban Brigger, ein auf Naturkatastrophen spezialisierter Ingenieur aus der Region, sagte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, dass eine instabile Felsmasse und ein Gletscher nach wie vor die Hauptsorge seien – insbesondere das Risiko, dass herabstürzende Felsen Eismassen ablösen könnten.
Am Donnerstagabend brach ein weiterer Teil des instabilen Gebiets ab. Zwei Drittel des in Bewegung geratenen Materials sind bereits zu Tal gestürzt. Das Warten und die Ungewissheit seien eine Belastung für die Evakuierten, sagte Lutgard Werlen, Ärztin in einem Nachbardorf, gegenüber dem Tages-Anzeiger. Sie habe es vor allem mit älteren Menschen zu tun – «die waren einfach überfordert». Einige baten um Beruhigungsmittel, andere wollten einfach jemanden zum Reden.

Es sind harte Zeiten für den Schweizer Uhrenkonzern Swatch, Eigentümer von 16 Uhrenmarken (darunter Omega, Longines und Tissot). Die Investoren scheinen auf dem Absprung, und die Kritik an der Familie Hayek wird immer lauter.
Bei der Jahreshauptversammlung des Unternehmens am Mittwoch scheiterte der aktivistische Investor Steven Wood erwartungsgemäss mit seinem Versuch, einen Sitz im Verwaltungsrat zu erhalten. Wood hatte argumentiert, dass vor allem die Premium-Marken von Swatch dringender Aufmerksamkeit bedürfen.
Die Swatch-Aktien sind im letzten Jahr um 25% gefallen. Auf dem Höchststand im Jahr 2013 wurden die Aktien bei etwa 600 CHF gehandelt und das Unternehmen meldete einen Gewinn von fast 1,6 Milliarden CHF. Letztes Jahr meldete Swatch einen Rückgang des Nettogewinns um 75% auf 219 Mio. CHF; am Donnerstag wurden die Aktien mit 148 CHF gehandelt.
Drei Familienmitglieder sitzen im siebenköpfigen Verwaltungsrat: CEO Nick Hayek Jr., seine Schwester Nayla und ihr Sohn Marc. «Auf Deutsch nennen wir das beratungsresistent. Das ist der Kern des Problems… es ist eine traurige Geschichte», sagte ein Berater der Uhrenindustrie gegenüber der Financial Times.

Der diesjährige Eurovision Song Contest in Basel wurde weitgehend als Erfolg gewertet – doch das Abstimmungsverfahren hinterliess bei vielen Schweizer Fans einen bitteren Beigeschmack.
Dabei begann alles so gut. Die Schweizer Teilnehmerin Zöe Më lag nach Auszählung der Stimmen von 26 Fachjurys auf dem zweiten Platz. Wie viele Punkte würde das Publikum in 36 anderen Ländern der Schweiz geben? Genug, um Österreich zu übertrumpfen und das zweite Jahr in Folge zu gewinnen?
«Schweiz, die Zuschauer in aller Welt haben dir … null Punkte gegeben.» Uff! Zöe Më war fassungslos, die Kommentatoren des Schweizer Fernsehens dachten, es handele sich um einen Fehler, und die Gesichter der drei Moderatorinnen – die ansonsten den ganzen Abend lächelnd und gut gelaunt waren – sagten alles.
«Sind wir wirklich so unbeliebt im Rest von Europa? Nach dem Ergebnis ist uns nicht nach Feiern zumute. Wir wollen nur ins Bett», sagten zwei Schweizer Zuschauerinnen gegenüber 20 Minuten. Zöe Më ihrerseits nahm das Ergebnis wie ein Profi und blies einen Kuss in die Kamera. Später sagte sie, der zweite Platz in der Jury-Abstimmung bedeute ihr alles und sie könne «sehr glücklich ins Bett gehen».

Die kommende Woche
Die Frauenfussball-Europameisterschaft 2025, die von der Schweiz ausgerichtet wird, beginnt am 2. Juli in Basel. Am Montag werden die Organisatoren das Veranstaltungsprogramm erläutern.
Am Dienstag wird das Bundesamt für Gesundheit seine jährliche Einschätzung der Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien abgeben.
Ebenfalls am Dienstag eröffnet die Europäische Weltraumorganisation (ESA) das European Space Deep-Tech Innovation Centre (ESDI) in Villigen, Kanton Aargau – die erste ESA-Präsenz in der Schweiz. Am Freitag wird die ESA 50 Jahre alt.
Am Donnerstag findet in Basel die Fantasy Basel statt, das grösste Schweizer Festival für Popkultur, Cosplay und Gaming.
Editiert von Samuel Jaberg/sb. Übertragung aus dem Englischen: Giannis Mavris

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