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Die schlimmsten Bergstürze in der Geschichte der Schweiz

Das Dorf Brienz unterhalb des Brienzer Rutsch
Brienz/Brinzauls im Südosten der Schweiz wird durch den Bergabbruch bedroht, 12. Mai 2023. Keystone / Gian Ehrenzeller

Die Augen der Welt sind auf das evakuierte Schweizer Dorf Brienz/Brinzauls gerichtet, wo ein Bergsturz droht. Hier ein Blick auf einige der grössten Erdrutschkatastrophen in der Schweizer Geschichte.

Nach der Evakuierung der Einwohner:innenExterner Link von Brienz/Brinzauls, einem Bergdorf im Südosten der Schweiz, erklärten die Behörden diese Woche, dass sie sich darauf vorbereiten, die Alarmstufe von “rot” auf “blau” zu erhöhen. “Blau” ist die höchstmögliche Alarmstufe vor einem Bergsturz.

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Fachleute gehen davon aus, dass sich in den nächsten 24 Tagen zwei Millionen Kubikmeter Gestein lösen und auf das Dorf herabstürzen könnten. 

Die drastischen Evakuierungs- und Schutzmassnahmen in Brienz/Brinzauls wurden ergriffen, um eine grössere Katastrophe wie die unten beschriebenen zu verhindern. 

Bondo, Kanton Graubünden

Das Dorf Bondo nach dem massiven Erdrutsch
Das Dorf Bondo nach dem massiven Erdrutsch am 23. August 2017. Keystone / Gian Ehrenzeller

Am 23. August 2017 stürzten im Südosten der Scheiz drei Millionen Kubikmeter Fels vom Piz Cengalo ab und lösten einen Erdrutsch im Tal aus. Es war der grösste Erdrutsch in der Schweiz seit über 130 Jahren. 

Schutt und Schlamm flossen hinunter nach Bondo und die umliegenden Ortschaften Promontogno, Sottoponte und Spino. Acht Bergwandernde kamen ums Leben, und die Häuser von zehn Personen wurden zerstört.

Insgesamt mussten 147 Bewohner:innen in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden wurde damals auf 41 Millionen Franken geschätzt.

YouTube-Video des Erdrutsches am Piz Cengalo im Jahr 2017, der das Dorf Bondo im Kanton Graubünden verwüstete.

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Die Schweizer Armee half bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten, später konnten die meisten Bewohner:innen nach Hause zurückkehren. Gefahren bestehen jedoch weiterhin. Deshalb wurde nach der Katastrophe eine Schutzinfrastruktur errichtet, ein Warnsystem wird zudem mindestens bis 2024 in Betrieb bleiben.

Gondo, Kanton Wallis 

Rettungs- und Aufräumarbeiten im zerstörten Dorf Gondo im Jahr 2000.
Rettungs- und Aufräumarbeiten im zerstörten Dorf Gondo in der Südschweiz, 17. Oktober 2000. Keystone

Dreizehn Menschen kamen im Jahr 2000 ums Leben, als das winzige Dorf Gondo an der schweizerisch-italienischen Grenze von einer 40 Meter breiten Schlamm- und Steinlawine in zwei Hälften geteilt wurde, ausgelöst durch drei Tage andauernde sintflutartige Regenfälle. 

Der Erdrutsch riss zehn Häuser, die Schule, Geschäfte und die Strasse mit sich. Gondo war am stärksten betroffen, aber auch andere Dörfer im Oberwallis waren von der Aussenwelt abgeschnitten, und Häuser wurden weggeschwemmt.

Unser Archiv-Video (in Englisch mit deutschen Originaltönen) zeigt das Ausmass der Zerstörung:

Randa, Kanton Wallis

Randa nach dem Erdrutsch
Bagger versuchen, den Weg durch das Erdrutschgebiet bei Randa im Kanton Wallis freizumachen, 20. Juni 1991. Keystone / René Ritler

Im April und Mai 1991 ereigneten sich zwei Felsstürze von einer Klippe oberhalb der Stadt Randa im Mattertal in der Südschweiz. Nahezu 30 Millionen Kubikmeter Fels und Geröll wurden freigesetzt, begruben die Eisenbahn- und Strassenverbindungen und stauten den örtlichen Fluss auf. Es gab keine Menschenleben zu beklagen, aber Bauernhöfe und Ferienhäuser wurden zerstört und Nutztiere getötet.

Elm, Kanton Glarus

Elm nach dem Bergsturz, Schwarz-Weiss-Bild
Die Verwüstungen im Glarner Dorf Elm nach dem Erdrutsch vom 11. September 1881. Keystone

Am 11. September 1881 ereignete sich in Elm, Kanton Glarus, ein tödlicher Bergsturz. Er wurde durch den Einsturz eines Schieferbergwerks ausgelöst. Schätzungsweise zehn Millionen Kubikmeter Gestein stürzten in Sekundenschnelle ins Tal, begruben die Menschen in ihren Häusern und töteten 114 von ihnen.

Goldau, Kanton Schwyz

Illustration des Erdrutsches von Goldau.
Illustration des Erdrutsches von Goldau im Kanton Schwyz, der sich am 2. September 1806 ereignete. Keystone

Am 2. September 1806 zerstörte ein gewaltiger Felssturz vom Rossberg in der Zentralschweiz das Dorf Goldau, wobei 457 Menschen ums Leben kamen und Hunderte von Rindern getötet wurden. Über 300 Häuser und Scheunen wurden zerstört. Der östlichste Teil der Felsmasse traf auf den Lauerzersee und löste einen 15 Meter hohen Tsunami aus. Rund zehn Menschen starben in den daraus resultierenden Überschwemmungen am Südufer des Sees.

Gemäss Untersuchungen der Universität Genf gab es im Jahr 563 einen massiven Felssturz am östlichen Ende des Genfersees, der einen Teil des Rhonedeltas in den See abrutschen liess, was einen zerstörerischen Tsunami rund um den See zur Folge hatte.

Permafrost und Monitoring

Die Schweiz ist sehr anfällig für Naturgefahren. Felsstürze und Erdrutsche treten überall im Gebirge auf. Das Bundesamt für Umwelt schätzt, dass 6-8% des Schweizer Territoriums instabil und von Erdrutschen und Felsstürzen bedroht sind, vor allem in den Alpen und den unteren Alpenregionen. Rund 7% der Schweizer Bevölkerung leben Externer Linkin Gebieten, die von Lawinen, Erdrutschen, Steinschlägen oder Felsstürzen betroffen sein könnten. 

Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher und auftauender Permafrost untergraben Externer Linkdie Stabilität der Berghänge. Siedlungen unterhalb von PermafrostgebietenExterner Link müssen in den kommenden Jahren verstärkt mit Erdrutschen und Murgängen rechnen.  

Im Jahr 2021 verursachten Überschwemmungen, Erdrutsche und Felsstürze in der ganzen Schweiz Schäden von rund 450 Millionen Franken. 

Schutzbauten können helfen, Risiken zu verringern, sind aber aufwändig und teuer, so die BehördenExterner Link. In besonders gefährdeten Gebieten kann eine Überwachungstechnik eingesetzt werden. In Brienz sind vier verschiedene Systeme im Einsatz, um den Berg zu überwachen.

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