
Die sieben schlimmsten Bergstürze in der Geschichte der Schweiz

Am 28. Mai 2025 brach ein riesiges Stück eines Gletschers in den Schweizer Alpen ab und verursachte eine Flut aus Eis, Schlamm und Gestein, die den grössten Teil des Bergdorfs Blatten im Kanton Wallis unter sich begrub. Hier ein Blick auf einige der grössten Erdrutschkatastrophen in der Schweizer Geschichte.
Blatten, Kanton Wallis (2025)
In Blatten im Lötschental im Kanton Wallis donnerten am 28. Mai 2025 schätzungsweise neun Millionen Kubikmeter Eis, Schlamm und Gestein den Berg hinunter und verschütteten 90% des Dorfs.
Die wenigen unversehrt gebliebenen Häuser versanken später in einem See, der durch den Bergbach Lonza entstanden war, dessen Lauf von dem Schuttkegel gestaut wurde. Ein Mann kam ausserhalb der Evakuationszone ums Leben.
Video des Bergsturzes des Birchgletschers oberhalb von Blatten am 28. Mai 2025:
Die rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner des Dorfs Blatten waren zehn Tage zuvor evakuiert worden, nachdem ein Teil des Kleinen Nesthorns oberhalb des Birchgletschers abzubröckeln begonnen hatte.
Rund vier bis sechs Millionen Kubikmeter Gestein hatten sich vor dem Einsturz gelöst und drückten dann auf den darunter liegenden Gletscher, bis dieser dem Druck nachgab.
Brienz/Brinzauls, Kanton Graubünden (2023)

Im Mai 2023 evakuierten die Behörden alle 86 Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Bergdorfs Brienz/Brinzauls im Kanton Graubünden, nachdem sie vor einem möglichen Bergsturz gewarnt hatten.
Fachleute befürchteten, dass sich zwei Millionen Kubikmeter Fels lösen und das Dorf verschütten könnten. Am 16. Juni 2023 stürzte schliesslich ein gewaltiger Erdrutsch den Berg hinunter und hinterliess eine mehrere Meter hohe Felsmasse auf der Kantonsstrasse in der Nähe des Dorfschulhauses. Es gab keine Schäden im Dorf oder Verletzte.
Gegenwärtig können die Bewohnerinnen und Bewohner tagsüber ins Dorf zurückkehren. Fachleute warnen jedoch davor, dass sich der riesige Geröllhang oberhalb des Dorfs bei starken Regenfällen beschleunigt bewegen und irgendwann in den kommenden Jahren zu Tal donnern könnte.
Darum müssen die Bewohnerinnen und Bewohner in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit weiteren Evakuierungen rechnen.
Bondo, Kanton Graubünden (2017)

Am 23. August 2017 stürzten im Südosten der Schweiz drei Millionen Kubikmeter Fels vom Piz Cengalo ab und lösten einen Erdrutsch im Tal aus. Es war der grösste Erdrutsch in der Schweiz seit über 130 Jahren.
Schutt und Schlamm flossen hinunter nach Bondo und die umliegenden Ortschaften Promontogno, Sottoponte und Spino. Acht Bergwandernde kamen ums Leben, und die Häuser von zehn Personen wurden zerstört.
Insgesamt mussten 147 Bewohner:innen in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden wurde damals auf 41 Millionen Franken geschätzt.
Youtube-Video des Erdrutschs am Piz Cengalo im Jahr 2017, der das Dorf Bondo im Kanton Graubünden verwüstete.
Die Schweizer Armee half bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten, später konnten die meisten Bewohner:innen nach Hause zurückkehren. Gefahren bestehen jedoch weiterhin.
Deshalb wurde nach der Katastrophe eine Schutzinfrastruktur errichtet, ein Warnsystem wird zudem mindestens bis 2024 in Betrieb bleiben.
Gondo, Kanton Wallis (2000)

Dreizehn Menschen kamen im Jahr 2000 ums Leben, als das winzige Dorf Gondo an der schweizerisch-italienischen Grenze von einer 40 Meter breiten Schlamm- und Steinlawine in zwei Hälften geteilt wurde, ausgelöst durch drei Tage andauernde sintflutartige Regenfälle.
Der Erdrutsch riss zehn Häuser, die Schule, Geschäfte und die Strasse mit sich. Gondo war am stärksten betroffen, aber auch andere Dörfer im Oberwallis waren von der Aussenwelt abgeschnitten, und Häuser wurden weggeschwemmt.
Unser Archiv-Video (in Englisch mit deutschen Originaltönen) zeigt das Ausmass der Zerstörung:
Randa, Kanton Wallis (1991)

Im April und Mai 1991 ereigneten sich zwei Felsstürze von einer Klippe oberhalb des Dorfs Randa im Walliser Mattertal.
Nahezu 30 Millionen Kubikmeter Fels und Geröll wurden freigesetzt, begruben die Eisenbahn- und Strassenverbindungen und stauten den örtlichen Fluss auf. Es gab keine Menschenleben zu beklagen, aber Bauernhöfe und Ferienhäuser wurden zerstört und Nutztiere getötet.
Elm, Kanton Glarus (1881)

Am 11. September 1881 ereignete sich in Elm, Kanton Glarus, ein tödlicher Bergsturz. Er wurde durch den Einsturz eines Schieferbergwerks ausgelöst.
Schätzungsweise zehn Millionen Kubikmeter Gestein stürzten in Sekundenschnelle ins Tal, begruben die Menschen in ihren Häusern und töteten 114 von ihnen.
Goldau, Kanton Schwyz (1806)

Am 2. September 1806 zerstörte ein gewaltiger Felssturz vom Rossberg in der Zentralschweiz das Dorf Goldau, wobei 457 Menschen ums Leben kamen und Hunderte von Rindern getötet wurden.
Über 300 Häuser und Scheunen wurden zerstört. Der östlichste Teil der Felsmasse traf auf den Lauerzersee und löste einen 15 Meter hohen Tsunami aus. Rund zehn Menschen starben in den daraus resultierenden Überschwemmungen am Südufer des Sees.
Gemäss Untersuchungen der Universität Genf gab es im Jahr 563 einen massiven Felssturz am östlichen Ende des Genfersees, der einen Teil des Rhonedeltas in den See abrutschen liess, was einen zerstörerischen Tsunami rund um den See zur Folge hatte.
Permafrost und Monitoring
Die Schweiz ist sehr anfällig für Naturgefahren. Felsstürze und Erdrutsche treten überall im Gebirge auf. Das Bundesamt für Umwelt schätzt, dass 6-8% des Schweizer Territoriums instabil und von Erdrutschen und Felsstürzen bedroht sind, vor allem in den Alpen und den unteren Alpenregionen.
Rund 7% der Schweizer Bevölkerung leben Externer Linkin Gebieten, die von Lawinen, Erdrutschen, Steinschlägen oder Felsstürzen betroffen sein könnten.
Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher und auftauender Permafrost untergraben Externer Linkdie Stabilität der Berghänge. Siedlungen unterhalb von PermafrostgebietenExterner Link müssen in den kommenden Jahren verstärkt mit Erdrutschen und Murgängen rechnen.
Im Jahr 2021 verursachten Überschwemmungen, Erdrutsche und Felsstürze in der ganzen Schweiz Schäden von rund 450 Millionen Franken.
Schutzbauten können helfen, Risiken zu verringern, sind aber aufwändig und teuer, so die BehördenExterner Link. In besonders gefährdeten Gebieten kann eine Überwachungstechnik eingesetzt werden. In Brienz sind vier verschiedene Systeme im Einsatz, um den Berg zu überwachen.
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