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Mehr Feinstaub – mehr Druck auf die Politik

Zürich im Feinstaub. Keystone

Die Verschmutzung der Luft mit gesundheits-schädlichem Feinstaub (PM10) hat auf der ganzen Alpennordseite historische Höchstwerte erreicht.

Trotz beschränkter Wirkung von Sofortmassnahmen steigt die Ungeduld: Unter anderem wird Tempo 80 auf allen Schweizer Autobahnen gefordert.

Am Mittwoch stieg der Ruf nach behördlichem Einschreiten, nachdem die Verschmutzung der Luft mit dem gefährlichen Feinstaub auf der Alpennordseite historische Höchstwerte erreicht hatte.

So forderten die Regierungen des Kantons Zürich und der Stadt Bern am Mittwoch Tempo 80 auf den Autobahnen im Kampf gegen die dramatisch angestiegene Feinstaub-Belastung der Luft.

Armin Hüppin, Gesundheitsdirektor im Kanton Schwyz und Präsident der Zentralschweizer Umweltdirektoren, verlangt eine Partikelfilter-Pflicht für sämtliche Diesel- und Off-Road-Fahrzeuge sowie landwirtschaftliche Maschinen.

“Die ganze Umweltpolitik wäre nicht glaubwürdig, wenn wir nächstes Jahr bei Inversionslagen wieder gleich weit wären”, sagte Hüppin.

Andere Behördenvertreter machten auf die begrenzte Wirkung von Sofortmassnahmen aufmerksam. Dennoch wurde die Bevölkerung in verschiedenen Landesteilen aufgefordert, das Autofahren einzuschränken, keine Feuer im Freien zu entfachen, auf Cheminee-Feuer zu verzichten und Holzheizungen zu drosseln.

Regelmässige Überschreitungen

So viel gesundheitsgefährdenden Feinstaub PM10 wie jetzt hat die Luft auf der Alpennordseite seit dem Beginn der Messungen im Jahr 1997 noch nie enthalten.

Auch am Mittwoch zeichneten sich massive Grenzwertüberschreitungen ab. In Lausanne lag das 24-Stunden-Mittel um 19.00 Uhr bei 228 Mikrogramm, in Zürich bei 201 Mikrogramm.

Der Grenzwert wurde bislang wegen der anhaltenden Inversionslage auf der Alpennordseite regelmässig nur an 3 der 13 Messstationen eingehalten: In Bern wurden seit Jahresbeginn bereits 21 Mal Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm gemessen, in Lausanne 19 Mal und in Zürich 18 Mal.

Gemäss Luftreinhalte-Verordnung dürfte die Limite nur einmal pro Jahr überschritten werden.

Die Zentralschweizer Umweltschutzdirektionen beobachteten zudem, dass sich die Feinstaubbelastung bei den Messstationen in Alpennähe im Vergleich zu den bisherigen Höchstwerten fast verdoppelt habe.

Eine Linderung ist auf der Alpennordseite wegen der anhaltenden Inversionslage nicht in Sicht.

Massnahmen

Mitte Januar hatte Umweltminister Moritz Leuenberger längerfristige Massnahmen gegen Feinstaub präsentiert. Insbesondere möchte er die Emissionen aus der Verbrennung von Diesel und Holz eindämmen.

Dazu sollen etwa Kriterien für umweltschonende Fahrzeuge ausgearbeitet und die Grenzwerte für Staubemissionen aus Industrie und Gewerbe gesenkt werden.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz gilt ein Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft.

Die Europäische Union hat dieselben Richtlinien übernommen.

In den USA gilt ein Grenzwert von 150 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter.

Feinstaub bildet sich aus primären Partikeln (aus natürlichen Quellen, aus Verbrennungsprozessen, aus der Erosion von Strassenbelag und dem Abrieb von Pneus) und sekundären Partikeln, die sich erst in der Luft aus Vorläufergasen entwickeln.

Problematisch sind insbesondere Abgase von Dieselmotoren. Weitere Emissionen kommen aus der Landwirtschaft und von Baustellen.

Wegen ihrer winzigen Ausmasse kann sich der Feinstaub in den Atemwegen festsetzen und der Gesundheit schaden.

Feinstaub wird vor allem im Winter zum Problem, wenn sich die Schadstoffe unter der zähen Hochnebeldecke ansammeln und den Luftaustausch beeinträchtigen.

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