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Zürich verliert das Privileg “01”

Aus 01 wird ab 1. März 044. Keystone

Im März verliert der Kanton Zürich ein grosses Privileg: Die Vorwahl 01 für alle Telefonnummern wird auf 044 umgestellt.

Nachdem der Widerstand bei Bekanntgabe vor einigen Jahren für viel Wirbel gesorgt hatte, wird die Änderung heute akzeptiert.

Als die Eidgenössische Kommunikations-Kommission (Comcom) im Juni 2000 die Umstellung aller Schweizer Telefonnummern auf zehn Stellen verordnete, ging ein Aufschrei durch Zürich: Aus der geliebten Vorwahl 01 wird ab März 2005 044, ab 1. April 2007 funktioniert 01 nicht mehr.

Zusätzlich zu 044 erhalten alle Neuabonnenten, verschiedene Unternehmen und die Kantonale Verwaltung die Vorwahl 043.

Der Grund für die Unzufriedenheit der Zürcher: Die beiden neuen in die Nummer integrierten Vorwahlen waren bis 1996 als Vorwahl in der Innerschweiz benutzt worden.

01 ist exklusiver

“01 ist halt schon exklusiver als 044, das gebe ich offen zu”, sagt Bernhard Bürki, Pressesprecher des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM), das verantwortlich für die Umstellung ist.

Warum Zürich vor langer Zeit die 01 erhalten hatte, ist historisch bedingt. Bereits vor 30 Jahren seien die Vorwahlen in der Schweiz dreistellig gewesen, die eigentlichen Nummern jedoch viel kürzer, weiss Bürki.

“In Zürich wurden schon damals die Telefonnummern knapp”, so Bürki. “Und weil eine Umstellung nicht so einfach zu bewerkstelligen war wie heute, hat man in Zürich einfach die Vorwahl gekürzt.” Am nächsten sei da die erste mögliche zweistellige Zahl gelegen, die 01.

Weil der Rest der Schweiz immer noch sechsstellige Telefonnummern hatte, waren die Zürcher Nummern nicht kürzer, so wie dies in den letzten Jahren nun der Fall war. “Früher hatten alle Kantone neun Ziffern mit der Vorwahl. Da war Zürich eigentlich keine Spezialität”, sagt Swisscom-Sprecher Christian Neuhaus.

Widerstand gegen 044

Es hagelte also Kritik aus Zürich. “Es stimmt, dass am Anfang sehr viele Reklamationen da waren”, bestätigt Neuhaus. Ein Komitee “Zürich bleibt 01” wurde gegründet, eine “01-Bar” eröffnet und allgemein die “Beamtenwillkür” in Bern angeprangert.

Argumentiert wurde hauptsächlich mit den Kosten. So schätzte das 01-Komitee, dass die Umstellung Kosten von 500 Mio. Franken verursachen würde. “500 Millionen ist stark übertrieben”, sagt Bürki.

Genaue Zahlen kann er allerdings nicht nennen: “Es ist wahnsinnig schwierig zu sagen, wie viel das kostet.” Auch Neuhaus will sich nicht festlegen. “Es ist schon ein grösserer Aufwand. Aber Zahlen geben wir nicht bekannt.”

Der Widerstand hat sich mit der Zeit jedoch gelegt. “Er ist eigentlich nicht mehr vorhanden”, stellt Bernhard Bürki fest. Auf die spezielle Hotline des BAKOM würden heute nur rund 150 Personen pro Monat anrufen.

“Das ist eine relativ tiefe Zahl, was darauf hindeutet, dass die Leute wenig Probleme mit dieser Umstellung haben und auch gut informiert sind.”

Drei Jahre Übergangsfrist

Dies hat womöglich mit der langen Übergangsfrist von drei Jahren zu tun, die das BAKOM gewährt. Obwohl seit Anfang März auf dem Display 044 erscheint, wenn jemand aus Zürich anruft, bleibt die 01 noch bis Ende März 2007 in Betrieb, parallel mit der 044.

“Wir haben genau aus Kosten-Überlegungen diese lange Übergangsfrist von drei Jahren gewählt”, so Bürki. So könnten Firmen wie Private die Änderungen im Zug von Wartungsarbeiten oder Neuanschaffungen vornehmen.

Briefpapier, Geschäftsauto, Visitenkarten würden auch im normalen Ablauf eines Betriebs innerhalb von drei Jahren neu bestellt oder beschriftet. “Die Kosten können so sehr tief gehalten werden.”

Überall zehn Stellen

Doch warum muss die Telefonnummer gesamtschweizerisch überall gleich lang sein? So erhalte man mehr Telefonnummern, heisst es. Immer mehr Unternehmen brauchen immer mehr Leitungen. Um in keinen Engpass zu kommen, sei diese Erweiterung nötig.

Ausserdem würden mehr technische Möglichkeiten für neue Dienste zur Verfügung stehen. “Es wäre nach der Umstellung technisch zum Beispiel möglich, dass Telefonkunden von Genf nach Zürich ziehen und ihre Telefonnummer mitnehmen könnten”, erklärt Bürki.

Die Telephonie-Anbieter allerdings bieten diese Möglichkeit nicht an. Man werde eine Prüfung vornehmen, sobald sich ein Marktbedürfnis abzeichne, heisst es bei der Swisscom.

Ein weiterer Grund für die Umstellung: Oft wurden irrtümlich Notfall- oder Service-Nummern angewählt, die mit einer 1 beginnen, wenn eine Zürcher Nummer unvollständig eingetippt wurde.

Dies hat nun ein Ende. “So genannte Falschwahlen auf Kurznummern und Notfalldienste werden so natürlich vermindert, weil 044 nicht in der Nähe ist von den Kurznummern”, schliesst Bürki.

swissinfo, Christian Raaflaub

Seit März 2004 können Zürcher Rufnummern mit 01 oder 044 angewählt werden.
Zwischen 1. und 31. März 2005 findet die technische Umstellung statt.
Ab 1. April 2007 sind frühere 01-Nummern nur noch unter 044 erreichbar.
Wer eine neue Telefonnummer beantragt, erhält die Vorwahl 043.

Wer ab dem 1. März in die Region Zürich anruft, sollte sich angewöhnen, statt der Vorwahl 01 bereits heute 044 zu wählen. Ab April 2007 gibt es 01 nicht mehr.

Der Grund ist die Umstellung aller Schweizer Telefonnummern auf zehn Stellen.

Auf Geräten, die anrufende Nummern anzeigen, erscheint ab 1. März 044, wenn eine Person mit einer 01-Nummer anruft.

Die internationale Vorwahl für die Schweiz ist ++41.

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