Die Pandemie ist das "neue Normal": Zum zweiten Jahr in Folge wurden Weltgeschehen wie privates Leben vom Coronavirus überschattet. Den Schweizer Karikaturist:innen sind die Ideen aber auch 2021 nicht ausgegangen, wie unser satirischer Jahresrückblick zeigt.
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Schreibt bei SWI swissinfo.ch seit 2015 über Demokratie. Versteht diese als Toolbox zur politischen Teilhabe und als Mindset. Vorher bei Reuters, Bluewin und Tageszeitungen. Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Bern.
Wer es schafft, uns nach jetzt knapp zwei Jahren Pandemie noch ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, hat sich einen Orden verdient. Oder schlicht einen grandiosen Job gemacht.
Das gilt zum Beispiel für Stephan Lütolf. Der Schweizer Karikaturist aus Zürich hat die letzten beiden Jahrzahlen mit fünf Motiven charakterisiert – vier für 2020, eines für 2021.
Entstanden ist ein Bild des Schreckens und des Irrsinns, wobei sein Motiv für 2021 – die Impfspritze – eigentlich Hoffnung symbolisiert. Doch diese Hoffnung hatten wir schon vor einem Jahr. Und sie hat sich, wie wir jetzt sehen, nicht erfüllt.
Kein Ende in Sicht
Im Gegenteil: Das Übergleiten der Pandemie in eine Endemie scheint auch für 2022 in weiter Ferne. In der Schweiz, wo Stand Mitte Dezember erst knapp zwei Drittel geimpft sind, wie auch in den meisten anderen Ländern.
Zündende Ideen hatten aber auch andere – mit ebenso brillanter Umsetzung. Marco Ratschiller zeigt, wie das Thema Impfung Beziehungen spalten kann – mit einer intimen Szene eines Männerpaars im Badezimmer.
Vom 17. Dezember 2021 bis zum 13. Februar 2022 zeigt die Ausstellung “Gezeichnet 2021Externer Link” im Berner Museum für Kommunikation den Jahresrückblick der Schweizer Pressezeichnerinnen und Karikaturisten. Mehr als 50 Protagonist:innen bestücken die Ausstellung mit über 200 satirischen Werken, aus denen wir in unserer Galerie einen Ausschnitt zeigen.
Natürlich gab es auch Lichtblicke im Pandemiejahr 2021. Eine perfekte Bühne dazu lieferte der Sport. Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft begeisterte an der nachgeholten Europameisterschaft 2020 das Land und die ganze Fussballwelt. Erst mit dem historischen Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich. Dann mit einem Viertelfinale, in dem sie Ex-Weltmeister Spanien erst im Penaltyschiessen unterlagen.
Max Spring liess dazu kein Klischee aus der Tierwelt aus. Doch seine Zeichnung drückt die Gefühlslage beim Kräftemessen auf dem grünen Rasen besser aus als die Schlagzeilen in den Sportspalten.
Was an der Auswahl unseres gezeichneten Jahresrückblicks wie am Medium generell begeistert: Karikaturen, politische Zeichnungen oder Cartoons – die Unterschiede bestehen nur in Nuancen – sind Lichtblicke im Leben, auch wenn dieses noch so hart ist.
Aber sie können noch viel mehr als das. Nämlich Frische und Fokus in unsere Sicht der Welt zu bringen. Also in unsere Versuche, sie zu deuten und zu verstehen. Wie sie dies schaffen? Weder mit der Moralkeule noch mit ellenlangen Erklärungen. Sondern mit Einfachheit und Radikalität, die Lust und Neugierde erzeugen.
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