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Daniel Rubin: “Rache ist süss – aber siegen ist noch schöner”

(Keystone-SDA) Genf-Servette steht im dritten Anlauf seit dem Re-Launch des Schweizer Cups wieder im Final. Genf schlug Zug 3:2, weil es nicht prügeln wollte. “Und das fiel uns nicht schwer”, so Daniel Rubin.

Vor der Partie standen die Zeichen noch auf Sturm. Dass Verteidiger Johann Morant im Zuger Aufgebot figurierte, erachteten die Servettiens als Provokation. Morant hatte am Montag im Meisterschaftsspiel Genfs Jungstar Noah Rod mit einem Kniestich niedergestreckt. Und im Schlussabschnitt versetzte Morant auch noch Servettes Verteidiger Will Petschenig durchs Trikot hindurch eine auch am Mittwoch noch gut sichtbare Bisswunde.

Erwartet wurde, dass Morant im Cup-Halbfinal zur Zielscheibe wird. Aber was passierte? Nichts! “In Nordamerika hätte es wohl gerumpelt”, meinte Servettes Coach Chris McSorley, “aber für uns war es wichtig, kühles Blut zu bewahren. Gerade jetzt, wo wieder Null-Toleranz gelten soll, schiesst man sich mit solchen Aktionen ins eigene Bein.” Und wie erging es den Spielern? War es schwierig, die Ruhe zu bewahren? “Nein, eigentlich überhaupt nicht”, sagte Genfs Stürmer Daniel Rubin. “Wir wollen den Cup gewinnen. Und der Sieg sowie der Finaleinzug sind schöner als Rache.”

Zugs Johann Morant erlebte so einen geruhsamen Abend. Am Anfang setzte es vereinzelte Pfiffe der 4800 Zuschauer in der Les-Vernets-Halle ab. Gehässig wurde es aber nie. Morants Kritiker sind sich indessen einig, dass der 30-jährige Franzose eigentlich wieder einmal aus dem Verkehr gezogen gehörte. Morants Sündenregister wird länger und länger. Alles begann vor fünf Jahren, als er Anfang Saison Mathias Seger mit einer unbedachten Aktion das Jochbein brach. Im Playoff-Final 2012 als Spieler des SC Bern setzte Morant zuest Cyrill Bühler ausser Gefecht, und als die Referees eingriffen, bugsierte er auch noch den Linienrichter aufs Eis. 14 Spielsperren setzte es ab. Diese Saison setzte Morant im November Servettes Johan Fransson mit einem Check gegen den Kopf ausser Gefecht, ehe es letzten Montag wieder gegen Genf zu den Vorfällen mit Noah Rod und Will Petschenig kam.

Noah Rod, das eine Opfer vom Montag, erhielt erst unmittelbar vor dem Spiel die ärztliche Freigabe. In der 40. Minute lief er in einen (wieder ungeahndeten) Bandencheck von Josh Holden, dem anderen Zuger “Bösewicht”, und musste schon wieder verletzt vom Eis.

Johann Morant muss aufpassen – das ist auch dem EV Zug klar. Sportchef Reto Kläy erklärte, dass man aus Morant durchaus keinen Klosterschüler machen wolle. Schliesslich holte Zug Morant im Sommer 2014, damit er die Abwehr der Innerschweizer “böser” macht. Aber Kläy stellte zuletzt auch fest, dass sich Morant “auf schmalem Grat” bewegt.

Im Cup-Halbfinal vom Mittwoch benahm sich Morant ordentlich. In eine bedeutsame Szene wurde er dennoch involviert. Vor Genfs zweitem Goal verlor Morant hinter dem eigenen Gehäuse gegen Torschütze Cody Almond den Puck. Vielleicht hätte also Zugs Coach Harold Kreis seinen derzeit umstrittenen Verteidiger doch gescheiter zu Hause gelassen. Denn das 0:2-Handicap wog am Ende für Zug zu schwer. Reto Suri (Zug): “Es ist frustrierend, dass wir verloren. Wir wollten den Cup gewinnen. Der EV Zug feiert Jubiläum, und dieser Titel hätte perfekt ins Jubiläumsjahr gepasst.”

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